Südmexiko - Newsletter September 2012

Sonntag, 30. September 2012



CHIAPAS

Paramilitärs attackieren Zapatistas: Vertreibungen und Verschwundene
in der Gemeinde Comandante Abel

Am 6. September eskalierte die Gewaltspirale gegenüber der neuen
zapatistischen Gemeinde Comandante Abel im autonomen Bezirk La
Dignidad, in der nördlichen Zone. Comandante Abel ist eine
neugegründete zapatistische Gemeinde. Sie besteht seit Mai 2012,
nachdem sie sich aufgrund anhaltender Aggressionen von den
nicht-zapatistischen BewohnerInnen San Patricios abgespalten haben.
Bewaffnete Paramilitärs, identifiziert als Mitglieder der
regierungstreuen Organisation Paz y Justicia feuerten mit Waffen
verschiedenen Kalibers gegen die Gemeinde und raubten Land von den
zapatistischen Unterstützungsbasen. Am 8. September wurden 70
zapatistische Familien vertrieben und suchten in den umliegenden
Bergen Schutz. Sie befinden sich in prekären gesundheitlichen
Bedingungen mit schlechter Lebensmittelversorgung. Die Vertriebenen
befinden sich, nach Informationen, die das Menschenrechtszentrum
FrayBa erhalten hat, an einem sicheren Ort. Des weiteren ist die Zahl
der Vermissten auf 14 Personen angestiegen; unter ihnen zwei Kinder.
Der Rat der Guten Regierung von Roberto Barrios denunziert: «Dies ist
der gleiche Krieg zur Aufstandsbekämpfung, den die Reichen und
Mächtigen gegen unsere Organisation und unsere Gemeinden im Widerstand
führen. Die Regierung will Blutvergiessen und Tod, während unsere
Gemeinden in Widerstand versuchen ihr Leben mit den uns zur Verfügung
stehenden Mitteln aufzubauen, nämlich der Mutter Erde, auf der wir
leben.»

Eilaktion zum Unterschreiben: http://www.chiapas.eu/ua2.php?id=121
Übersetzter Artikel aus der Jornada, 11.09.2012:
http://www.chiapas.eu/news.php?id=6617
Hintergrundinfos zur zapatistischen Gemeinde Comandante Abel:
http://www.chiapas.eu/news.php?id=6624


 Alberto Patishtán verliert das Augenlicht

Das Menschenrechtszentrum FrayBa meldet, dass der politische Gefangene
Alberto Patishtán aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung im
Gefängnis erblindet ist. Seit Jahren weist Patishtán auf seine
mangelnde medizinische Betreuung in der Haft hin. Das fehlende
Interesse des mexikanischen Staates hat bewirkt, dass der politische
Gefangene allmählich erblindet ist. Im Frühling haben wir
Protest-Postkarten an die mexikanische Botschaft geschickt: wir
forderten die Freilassung von Patishtán. Ende August erwirkten die
Rechtssprechung des obersten mexikanischen Gerichtshofs und
internationale Proteste (aus mehr als 30 Ländern), dass Patishtán aus
dem Hochsicherheitsgefängnis in Sinaloa wieder zurück nach Chiapas
verlegt wurde. Das FrayBa, die Familie und Gemeinde Patisháns haben
neue Protestaktionen initiiert, um die Freilassung durch den Obersten
Gerichtshof zu erreichen.

Infos auf Spanisch:
http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2012/09/21/frayba-denuncia-pierde-la-vista-alberto-patishtan-por-la-ineficiente-actuacion-del-estado-mexicano/
Briefvorlage an den Obersten Gerichtshof unter: http://www.frayba.org.mx/

MEXIKO

Peña Nieto ist offiziell neuer Präsident von Mexiko


Die Anerkennung der Präsidentschaftswahlen vom 1. Juli 2012 durch das
mexikanische Bundeswahlgericht (TEPJF) wird von der Opposition sowie
Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen weiterhin scharf kritisiert.
Die studentische Bewegung #YoSoy132 (#IchBin132), die unterlegene
Partei der Demokratischen Revolution (PRD) und unabhängige Medien
hatten schon unmittelbar nach der Wahl Vorwürfe erhoben, nach denen es
flächendeckend zu Stimmenkauf, Korruption, Wahlfälschung und Diebstahl
von Wahlurnen gekommen sein soll.

Weiterlesen unter:
http://amerika21.de/nachrichten/2012/09/57424/mexiko-wahlen-opposition

Mutige Journalistin, Lydia Cacho, flieht nach Morddrohung ins Ausland

Journalistin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin Lydia Cacho hat
vorübergehend das Land verlassen. Die 49-Jährige hatte am 29. Juli bei
sich zu Hause in Cancún gearbeitet, als sie eine Morddrohung über ihr
Handfunkgerät erhielt, welches für Notfälle eingerichtet war. Cacho
recherchierte und veröffentlichte Artikel und Bücher zu brisanten
Themen. Seit der Veröffentlichung ihres Buches Los demonios del Edén
(Die Dämonen des Paradieses) im 2005 erhielt sie wiederholt
Todesdrohungen und Schikanen. Sie hatte darin über einen
Kinderpornographie-Ring berichtet, der mit Wissen und unter dem Schutz
von Politikern und Geschäftsleuten operierte. Nach der jüngsten
Drohung musste Mexikos Generalstaatsanwältin Marisela Morales
eingestehen, dass die Behörden die Sicherheit von Cacho nicht mehr
garantieren könnten.

Artikel in der Baz:
http://bazonline.ch/ausland/amerika/Verfolgt-von-Paedophilen-und-Menschenhaendlern/story/25875028
Weiterer Artikel im Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/medien/mexikanische-journalistin-lydia-cacho-rette-mich-wer-kann/7037920.html
Und im Blickpunkt-Lateinamerika:
http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/nachrichten/msgf/mexiko%3A_lydia_cacho_verlaesst_mexiko_nach_todesdrohungen.html

Immer mehr Umweltkonflikte

Konflikte um natürliche Ressourcen häufen sich in Mexiko. Der Bericht
nimmt vor allem Bergbauprojekte von kanadischen Unternehmen ins Visier.

Weiterlesen: http://amerika21.de/analyse/54350/bergbau-mexiko

Die Verschwundenen sind nicht vergessen

Anne Huffschmid berichtet über die Problematik der Verschwundenen in Mexiko.

Hintergrundartikel:
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/kunst_architektur/ungezaehmte-erinnerung-1.17623965

Bansky in Mexiko

Bansky, der bekannte Graffitikünstler, der sich auch in London an den
diesjährigen Olympischen Spielen präsent zeigte, war kürzlich in
Chiapas, wo er einige Murales sprayte und mit der EZLN Fussball
spielte. Bereits 2001 war Bansky in Chiapas, unterwegs mit den «Easton
Cowboys and Cowgirls», einem antirassistischen und antisexistischen
Fussballteam, und malte Murales, die den Kampf der EZLN gegen die
Regierung darstellten.

Weiterlesen:
http://www.sopitas.com/site/178596-bansky-en-mexico-revelan-fotos-de-su-encuentro-con-el-ezln/
Huffingtonpost:
http://www.huffingtonpost.com/2012/09/18/gordon-banksy-graffiti-artist-picture-captured_n_1893962.html#slide=1537794

HINWEISE

Vormerken!: «Escenario de Guerra: Kriegsszene Theaterlesung, Vortrag
und Diskussion zur Situation in Ciudad Juárez, Mexiko»
Organisiert vom Öku-Büro München mit Perla de la Rosa und Guadalupe de
la Mora (Theaterkollektiv Telón de Arena, Ciudad Juárez)
Der genaue Ort (Zürich) und das Datum (zwischen dem 17. und 29.
November 2012) werden noch bekannt gegeben.

«Blog: Tortilla-Digital»
Die Autoren, Beobachter im Einsatz mit Peace Watch Switzerland,
thematisieren Menschenrechte in Guatemala und Honduras.
http://tortilladigital.wordpress.com/

Ausbildung für internationale Menschenrechtsbegleitung mit PWS (Peace
Watch Switzerland):
Lateinamerika: 28. 10. bis 3. 11. 2012,
Palästina: 27. 9. bis 30. 9. und 18. 10. bis 21. 10. 2012
Mehr Infos: www.peacewatch.ch
Tel. 044 272 27 88

Honduras: Urgent Action

Dienstag, 11. September 2012




im Einsatz mit Peace Watch/PROAH in Honduras

Dringlichkeits-Appell:
Übergriffe, Verfolgung und Festnahme von Bäuerinnen und Bauern der Siedlung „Los Laureles“ in Tocoa, Colón (Bajo Aguán)
(COFADEH[1], 9.9.2012)

Hunderte Soldaten der Operation „Xatruch III“, sowie Präventivkräfte der Polizei sind verantwortlich für die geschehenen Übergriffe, Verfolgung und Festnahmen von mehr als 40 Frauen, Männern und Minderjährigen während einer gewaltsamen Räumung der Siedlung „Los Laureles“ in Tocoa, Colón von heute Sonntag, 9. September um 14.00 Uhr. “Wir haben grosse Angst, dass es Tote geben wird”, sagte ein Zeuge der Repression, welcher der Festnahme knapp entkommen konnte.
Während der gewaltsamen Räumung setzte das Kontingent, bestehend aus Einheiten von Militär und Polizei starkes Tränengas, sowie grosskalibrige Waffen ein. Ihre grausame Aktion wendeten sie auch auf die angrenzenden Viertel der Siedlung an.
COFADEH kontaktierte kurz darauf den einsatzleitenden Polizeichef, Subkommissar Mejía Rosales, welcher jedoch keine Angaben zu den Festgenommenen machte mit der Begründung, dass „die Mission“ noch im Gange sei. Er verwies auf das Polizei-Kommando in Tocoa, welches verlauten liess, dass für diese Zwecke die nationale Ermittlungbehörde (Dirección Nacional de Investigación, DNIC) zuständig sei. Diese wiederum liess über den Offizier Gerson Vásquez ausrichten, dass die Leitung dem Militär unterstellt sei, im Rahmen der „Operation Xatruch“, und diese keine Festnahmen veranlasst hätten.
Ein Menschenrechtsverteidiger aus dem Gebiet informierte, dass die Menschenrechts-Ministerin über die schlimme Situation informiert sei, dass die feindlichen Angriffe auf die Bewohner/innen von „Los Laureles“ jedoch weiter anhalten.
Gemäss den Berichten von Betroffenen befinden sich unter den 40 verhafteten Personen: Eduardo Rivera, Esperanza Lara, Miguel Mejía, Yulian Marilí Rosales, Odilia Cruz Cruz, Héctor Cruz y Héctor Cálix.
Für die Koordinatorin von COFADEH, Bertha Oliva sind dies die Folgen einer Politik, wo die Institutionen nicht im Dienst des Staates stehen, sondern der Grossgrundbesitzer und ihren Funktionären.
„Dies sind die Folgen einer unheilvollen Militarisierung, wenn die öffentlichen Instanzen von Militärs unterwandert werden, welche ihrerseits die Kontrolle über diese übernehmen. Deshalb darf es nicht sein, dass Militärs in der Öffentlichkeit Aufgaben der Sicherheit übernehmen“, kommentierte Oliva.
Für sie entspricht eine sonntägliche Räumung zudem einer Strategie von Seiten der repressiven Kräfte mit der Intention, dass sich möglichst wenig Unterstützung für die Betroffenen mobilisieren lässt.
Oliva fügte an, dass keine ernsthaften Bemühungen unternommen würden, um die Verantwortlichen dieser Menschenrechtsverletzungen ausfindig zu machen. Das Vorgehen des Innenministeriums bestätige dies, denn seine Rolle wäre es, Übergriffe dieser Art, welche einer Menschenjagd gleichen, mit allen Mitteln zu bekämpfen. „Die Aufgabe des Staates ist es in solchen Fällen, von Amtes wegen diese Grausamkeiten von Militär und Polizei unverzüglich zu stoppen und nicht auf Zeit zu spielen“, signalisierte die Menschenrechtsverteidigerin.
Aus diesen Gründen richten wir unseren Appell an die nationale und internationale Gemeinschaft, um mittels Sofortmassnahmen ein Ende der Repression zu fordern, welche die physische Integrität der Personen aus der Siedlung „Los Laureles“ garantieren und die festgenommenen Frauen, Männer und Minderjährigen unverzüglich freizulassen.

Bitte richten Sie ihre Forderungen an folgendes Instanzen:
Polizeikommando Tocoa, Colón:                                     00504 24 44 31 05

Nationale Ermittlungsbehörde, Tocoa, Colón:             00504 24 44 24 90
(Dirección Nacional de Investigación, DNIC)

Den Menschenrechtsorganisationen ist es zudem ein Anliegen, weitere Information über die festgenommen Frauen zu erhalten, im Wissen darum, dass diese einem doppelten Risiko ausgesetzt sind aufgrund der vorausgehenden Gewalttaten gegen Frauen in ihrem Kampf um Land.

Gegenüber den Gräueltaten und Tätern
Weder Vergessen, noch Vergebung

Komitee der Angehörigen von Verschwundenen und Inhaftierten in Honduras
COFADEH

Tegucigalpa M.D.C. 09 de septiembre de 2012



[1] Komitee der Angehörigen von Verschwundenen und Inhaftierten in Honduras (COFADEH), www.defensoresenlinea.com.

Inhaltsverzeichnis Correos 170 26. Juni 2012

Samstag, 1. September 2012


Inhaltsverzeichnis Correos 170
26. Juni 2012


S. 3-5  Peru/Schweiz
Yvonne Zimmermann und Urs Sekinger / SOLIFONDS


S. 6-7  Schweiz/Trikont
Franklin Frederick

S. 8-10  Guatemala
Barbara Müller

S. 11-13  Venezuela
Gilberto López y Rivas

Aram Aharonian

S. 14– 15  Abschied

S. 16-19  Honduras
An der Beerdigung
Dick und Miriam Emanuelsson

Dieter Drüssel

S. 20-22  El Salvador
Lisa Tobler
Dieter Drüssel

S. 23-25  Kolumbien
José Rodríguez

S. 26-29  Bolivien
Francesc Relea

Mario Rodríguez

S. 30-31  Mexiko
Mexiko-Veranstaltung

S. 32  Kuba/USA
Gerechtigkeit, Ungerechtigkeit und die Cuban Five
Philipp Gerber

S. 33-35  Herrschaftstechnologie
The Economist