Mexiko: Verhandeln mit der Narco-Elite

Freitag, 30. April 2010

(aus Correos 161, April 2010)

Ein Bericht vom Sicherheitsinstitut der ETH, der die Möglichkeit eines „taktischen“ Arrangements der mexikanischen Regierung mit dem grössten Drogenhandelsorganisation im Land erörtert.

Samuel Logan*

(29.1.10) Die mexikanische Bundespolizei verhaftete am 27. Januar bei einer Schiesserei vier Mitglieder der Sinaloa-Föderation und tötete ein weiteres, nachdem anonyme Informanten der Polizei einen Tipp über bewaffnete Männer gaben, die in einem Haus im Bundesstaat Chihuahua ein und aus gingen. Solche sporadischen Schiessereien und Verhaftungen gehören nun zum gewohnten Bild in Mexiko, aber eine Verhaftung von Mitgliedern der Sinaloa-Föderation scheint selten vorzukommen.

Analysten zufolge haben die mexikanischen Behörden 53'174 drogenbezogene Verhaftungen vorgenommen, aber nur 941 der Verhafteten - oder 1.7 Prozent – gehören zur sinaloa-Föderation, von der man annimmt, dass sie immer noch unter dem Kommando eines einzigen Mannes steht: von Joaquín „Chapo“ Guzmán.

Der mexikanische Sicherheitsanalytiker und Ökonom Edgardo Buscaglia ging mit diesen Zahlen in einem Interview mit dem Economist vom 7. Januar[1] einen Schritt weiter und stellte fest: „Die Regierungsstrategie konzentriert sich auf die schwächsten Gruppen, so dass sich der Markt des organisierten Verbrechens um Sinaloa herum konsolidieren wird“.

Er brachte noch eine interessante Wendung an: Die Regierung „hofft, mit dieser Gruppe ein Abschwellen der Gewalt aushandeln zu können“.

Die Vorstellung, dass die mexikanische Regierung mit der Organisierten Kriminalität verhandelt, ist gewiss nicht neu. Von 1929 bis 2000 hat eine lange Reihe von mexikanischen Führern ein Durchwink-Arrangement mit Drogenhandelelite des Landes unterhalten, die solange in die USA schmuggeln durften, wie sie auf mexikanischen Strassen kein Blut vergossen.

Calderóns kompromisslose Strategie hat dieses historische Arrangement augenscheinlich  zerstört, so dass die Idee, dass diese Administrationen es auch nur in Betracht ziehen würde, mit einem Mann wie El Chapo zu reden, weit hergeholt erscheint und leicht von der Hand gewiesen wird.

Doch die Verhaftungsstatistik unterstützt Buscaglias Theorie. Und angesichts limitierter, über das ganze Land zerstreuter Ressourcen, scheint die Strategie, sich auf die durch den Verlust wichtiger Führungskader geschwächten Arrelano-Felix-Organisation und das Golfkartell zu konzentrieren, pragmatisch zu sein.

Die Sinaloa-Föderation repräsentiert heute das stärkste Drogenhandelsyndikat in Mexiko. Männer unter dem direkten Kommando von El Chapo kontrollieren heute vielleicht bis 45 Prozent des mexikanischen Drogenhandels, und überlassen rund die Hälfte des Narcokuchens verteilt auf eine Reihe von Gruppen, zu denen auch Los Zetas gehören, die als die in paramilitärischen Begriffen stärkste kriminelle Gruppe in Mexiko betrachtet werden kann.

Falls Buscaglia Recht hätte, wären der Staat von Sinaloa und die Stadt Culiacán tabu für die Administration Calderón. Bisher hat sich der mexikanische Präsident auf Tijuana und Ciudad Juarez konzentriert. In letzterer Stadt hat er im Januar die Armee von den Strassen abgezogen und sie mit neuem Kader der Bundespolizei ersetzt.

Das Manöver scheint ein Litmus-Test für die neue Strategie zu sein, welche darin besteht, die Armee von den täglichen Strassenpatrouillen in Gefahrenherden zu befreien und sie nur noch im engeren Rahmen von „Entköpfungs“-Strategien wie dem Angriff, der Artura Beltrán-Leyva das Leben gekostet hat, einzusetzen.

Mit nicht mehr drei verbleibenden Amtsjahren bereitet sich Calderón bestimmt auf sein Endspiel vor. Keines, in dem es ihm gelänge, alle mexikanischen Drogenhandelsorganisationen abzuschaffen. Vermutlich wird er zwei beseitigen können  - vielleicht die Beltrán Leyva-Organisation und die Arellano Félix-Organisation. Aber in der verbleibenden Zeit wird er weder die Zetas noch die Sinaloa-Föderation allein mit Gewalt wegbekommen. Das wird beträchtliche Schläue und Hilfe benötigen. Solange sich Calderón aus Sinaloa heraushält und die Männer von El Chapo nicht verhaftet, werden viele jetzt zumindest die Idee ins Auge fassen müssen, dass ein Waffenstillstand zur Diskussion steht.

29.1.10, isn.eth.ch: Negotiation with the Narco Elite.


Nachtrag
(dd) Im Februar wies Präsident Calderón die These einer faktischen Komplizenschaft mit dem Sinalao-Kartell öffentlich zurück und wie zufällig kam es auch zu einem Schlag gegen die Organisation. An der Grundsituation ändert das natürlich wenig. Es wäre in der Tat erstaunlich, wenn es beim US-Drogenkrieg in Mexiko nicht auch um die Restrukturierung des internationalen Dopedeals ginge. Wo immer die USA den „Krieg gegen Drogen“ führten, explodierte der Deal, ob gegen die „korsische Mafia“ des Gaullismus oder parallel in Südostasien, ob bei der Invasion von Panama 1989, in den afghanischen Kriegen oder in Kolumbien. 1972 sorgte das Buch The Politics of Heroin: CIA Complicity in the Global Drug Trade des US-Historikers Alfred W. McCoy (deutsch: Die CIA und das Heroin, Verlag Zweitausendeins, 2003) über die Organisierung des Heroinhandels aus Südsostasien durch Pentagon und CIA für Schlagzeilen. Sehr informativ für die Zeit zwischen dem 2. Weltkrieg und Ende 70er Jahre ist auch The Great Heroin Coup: Drugs, Intelligence, & International Fascism von Henrik Krüger (Black Rose Books, 1980).
Von McCoy ist  soeben ein wichtiger Artikel über den afghanischen „Drogenkrieg“ erschienen. Während er auch auf die Verbindungen CIA/Warlords/Drogenhandel eingeht, analysiert er die Kriege seit den 80er-Jahren als Zerstörung der eingespielten Herden-, Weizenanbau- und Obstgarten-Subsistenz, auch mittels der Förderung  der Schlager-Cash Crop Der Artikel „Afghanistan as a Drug War ” ist auf www.tomdispatch.com zu finden.





Revelan que Arizona localizó a El Chapo y no avisó
Documentos hackeados a la policía de ese estado muestran que EU investigaba al narcotraficante sin informar a México
CIUDAD DE MÉXICO, 27 de junio.- Un documento de los 700 hackeados al Departamento de Seguridad Pública de Arizona (AZDPS) en 2009 reveló que las autoridades estadunidenses localizaron a El Chapo Guzmán, líder del cártel de Sinaloa, en una reunión en Sonora... y no avisaron a México.
A las 20:30 horas del 26 de enero de 2009, la Unidad de Corrupción de Ajo, en Arizona, Estados Unidos, recibió información de una fuente sobre una fiesta en un rancho de Sonoyta, Sonora, donde Joaquín Guzmán Loera arribó, acompañado de un “gran séquito de miembros de su organización”.
Un oreja de la autoridad estadunidense se las arregló para enviar, vía correo electrónico, los datos de la reunión.
Lo anterior fue revelado en el documento denominado Intel Chapo Guzman 01-26-2009 que ayer fue dado a conocer vía Lulzsec en el portal The Pirata Bay, luego de que el grupo de hacktivistas robó 700 documentos pertenecientes al Departamento de Seguridad Pública de Arizona en un ciberataque, como represalia por la ley antiinmigrante SB 1070.
El operativo de Lulzsec se denominó “Chinga la Migra”, y su objetivo era mostrar que los agentes de inmigración de Arizona, que son denominados por los hacktivistas como racistas y xenófobos, con una mención especial para Joe Arpaio, sheriff del condado de Maricopa, investigaban a El Chapo Guzmán sin informar a las autoridades mexicanas.
Los correos, que fueron enviados desde la bandeja de una tal Shannon P. MacCormick, eran dirigido a algún elemento de la Unidad de Corrupción de Ajo, Arizona, según Lulzsec.
La fuente estuvo presente en el rancho durante la reunión.
La información indica que El Chapo responzabilizó a sus lugartenientes de defender las cargas de droga o habría consecuencias por las pérdidas. “Me encargaré de todo aquel que me traicione”, diría el capo.
Antes de partir, pidió a los conductores llevar armas largas y usar chaleco antibalas.
Los correos, según los hacktivistas, han sido confirmados por una fuente confiable.
El correo electrónico hackeado agrega que la información del mismo tipo fue recolectada durante una entrevista realizada por agentes de la Patrulla Fronteriza de la Estación Welton.
La fuente indicó que “el Compa Chuy y El Memo, dos de los miembros del cártel de Sinaloa, dieron instrucciones a sus conductores de proteger las cargas o sufrirían las consecuencias”.
El informante también dijo que existía una nueva línea de transportación trabajando en el área de Ajo, la cual se consideraba bastante violenta y que estaban preparados para arrojar granadas y utilizar armas largas.
En el correo se agrega que El Chapo llevó a 70 de sus hombres a Sonoyta para comenzar su nueva línea de transporte y, “al parecer”, también con parte de su gente a Welton y a Casa Grande.
Todo fue verificado gracias al decomiso de tres armas, junto con 3.1 toneladas de mariguana en la zona de Ajo, Arizona, una semana después de recibir el e-mail. La información no fue filtrada al público sino hasta mayo de 2009, pero no hubo noticia alguna sobre esto en los medios mexicanos durante el periodo mencionado.



Paul Lara


2011-06-27 05:00:00



[1] Outsmarted by Sinaloa; www.economist.com/world/americas/displaystory.cfm?story_id=15213785.

Veranstaltungen um den 1. Mai

Donnerstag, 29. April 2010

Veranstaltungen zu Honduras, Venezuela, Weltfrauenkonferenz, Kuba und Migration Mexiko/USA


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Oaxaca-Mexiko: Paramilitärs greifen Friedenskarawane an

von Philipp Gerber

Eine Friedenskarawane geriet am Nachmittag des 27. April im Ort La Sabana in einen Hinterhalt von Paramilitärs. Die 35-jährige Beatriz Cariño, Direktorin der sozialen Organisation CACTUS (Centro de Apoyo Comunitario Trabajando Unidos) und Mutter von zwei kleinen Kindern sowie der 25-jährige finnische Menschenrechtsaktivist Jyri Jaakkola wurden im Kugelhagel getötet. Unter den mehreren bis dato Verschwundenen sind internationale BeobachterInnen sowie AktivistInnen aus Oaxaca und die beiden Reporter Érika Ramírez und David Cilia der Zeitschrift „Contralínea“.

Die seit Jahren herrschende politische Gewalt in der indigenen Region Triqui eskaliert, seit PRI-Organisationen die autonome Organisation MULTI attackieren, welche in der Folge des Aufstandes von 2006 entstanden ist. Seit dem 1. Januar 2007 hat MULTI das Dorf San Juan Copala zum autonomen Bezirk erklärt. Die Region ist seit Jahrzehnten Hochburg der PRI, welche mit aller Gewalt die Kontrolle behalten will. San Juan Copala sei seit Monaten im Würgegriff der Paramilitärs der PRI-Organisation UBISORT, so Jorge Albino Ortiz, Sprecher des autonomen Bezirks. Strom und Wasserzufuhr seien abgestellt, weder LehrerInnen noch medizinisches Personal im Dorf “und wenn die Frauen auf der Suche nach Wasser und Essen sich getrauen, die Häuser zu verlassen, werden sie bedroht”.

Die Friedenskarawane wollte Lebensmittel und Medikamente in die Gemeinde bringen sowie LehrerInnen an ihren Arbeitsplatz zurück begleiten. Die Karawane wurde unterstützt von den Organisationen CACTUS, VOCAL, der Lehrergewerkschaft Sektion 22. Am Vortag der Attacke drohte der Sprecher der UBISORT offen, sie würden mit allen Mitteln verhindern, dass die Karawane in die Gemeinde San Juan Copala gelangen könne.

Der Zeitpunkt der Eskalation ist kein Zufall. Am 2. Mai beginnt der Wahlkampf für die Gouverneurswahlen von Oaxaca. Gemäss letzten Umfragen liegt der Oppositionskandidat Gabino Cué klar in Führung vor dem PRI-Kandidaten Eviel Pérez Magaña. Die PRI regiert seit 80 Jahren ununterbrochen. Menschenrechtsorganisationen warnten davor, die PRI könnte ein Klima der Angst erzeugen, um so die Wahlen doch noch zu gewinnen. Doch auch die Regierung Calderón trägt grosse Mitverantwortung für die Straflosigkeit und Gewalt. Calderón befindet sich auf Rundreise in Europa, wo er am 3.Mai in Berlin die Frida-Kahlo-Ausstellung besuchen wird. Mitte Mai findet in Spanien der Gipfel zwischen der EU und den lateinamerikanischen Staaten statt (Gegengipfel siehe www.enlazandoalternativas.org).

El Salvador: Umfragen und die Angst vor dem FMLN

Montag, 26. April 2010

(26.4.10) Das Meinungsforschungsinstitut CIOPS der  UTEC (Universidad Tecnolóigca) hat eine nicht uninteressante Umfrage veröffentlicht. Das CIOPS gilt als einigermassen seriös, hat m.W. in der Vergangenheit nicht systematisch und grob daneben gegriffen. Politisch gehört die UTEC eindeutig zum „Renovations“-Lager, das heute von einer Regierung Funes ohne den FMLN träumt.

Interessant ist u.a.:

27% gaben an, (offenbar irgend wann einmal) Opfer eines Deliktes gewesen zu sein (die Ermordeten natürlich nicht einberechnet …). Von diesen 27% erlitten 71.4% einen Überfall im Bus oder einen Raubes auf der Strasse. 12.2% geben die typischen „Mara-Delikte“ Erpressung und Renten an. 53.9% der Befragten haben in ihrer Wohngegend die Armee im Einsatz gesehen, von ihnen sind 60.1% der Meinung, dass diese „Patrouillentätigkeit“ helfe, die Kriminalität zu reduzieren.

Zur mehrheitlich als schlimmer wahrgenommenen Wirtschaftslage führen 48.9% die Weltwirtschaftskrise als Erklärung an, 38.4% die Politik der früheren Regierungen. (Das sind typische Raritäten von Meinungsumfragen: Natürlich sind beide Antworten richtig, und höchstwahrscheinlich würden beide Antworten von der grossen Mehrheit der jeweils anderen Gruppe mitgetragen.) Trotz der misslichen Lage erhält die Regierung Funes auf diesem Gebiet die Note 6.51 (von 1, bodenlos miserabel, bis 10, non plus ultra).

Präsident Funes persönlich erhält die Gesamtnote 7.15. Die Beziehungen FMLN/Funes werden trotz gegenteiliger Medienberichterstattung zu über 50% als „nah“ etc. angesehen. Käme es heute zu Parlamentswahlen, würde der FMLN 53.3%, Arena 17.1%, die ARENA-Abspaltung Gana 4.8%, der PCN 3.1%, der PDC 2.4% und der CD 0.7% machen (bei den Gemeindewahlen sähe es ähnlich aus).

Das ist interessant. Es zeigt einerseits, dass die Rechte, insbesondere die einst so stolze und in Lateinamerika als Modell für die Rechte gerühmte ARENA, in einem Loch steckt, aus dem sie noch keinen Ausweg gefunden hat. Umgekehrt erscheint der FMLN klar gestärkt. Dies trotz der von der Gruppe um Funes promovierte und von den Medien mitgetragenen Darstellung, wonach alle guten Dinge der Regierung einzig der Person des Präsidenten zu verdanken seien. 66.8% der Befragten halten die Politik des FMLN als Regierungspartei für positiv. Da spielen verschiedene Momente mit, so der einfache Umstand, dass sich die Leute ihre Hoffnung auf einen Wandel nicht so leicht versauen lassen (und so eben die Beziehungen Frente/Regierung insgesamt als gut taxieren), aber schlicht auch die Tatsache, dass die Mediengewalt zwar real ist, aber eben so auch die gesellschaftliche Stärke des FMLN, unabhängig von der Medienhetze.

Das wird auch die Gruppe um Funes reflektieren müssen, die den Frente eigentlich als Taxi betrachtet, das zum Wahlsieg geführt und damit einen guten Teil seiner Dienste getan hat. Die verbleibende Funktion besteht in dieser Sicht darin, der traditionellen Rechten um ARENA einen Paroli zu bieten und so den Präsidenten als Matchmaker in Erscheinung treten zu lassen.

Natürlich ist Umfragen immer, egal, was sie grad sagen, mit Misstrauen zu begegnen (erst recht dienen sie per se nicht zur Herleitung von politischen Handlungsmaximen). Dennoch bestätigt nicht nur diese Umfrage die Wahrnehmung, dass trotz gigantischer Probleme im Land die Leute zäh an ihren Hoffnungen hängen und auch fähig sind, Kriminalität, Arbeitslosigkeit etc. in einen Kontext zu stellen. Es ist zu hoffen, dass sich die Gruppe um Funes nicht immer mehr in eine Distanzierungsmaschine vom FMLN wandeln wird, die im Prinzip kein Interesse an einem neuen Wahlsieg des Frente hat.

Wie negativ sich diese Haltung auswirkt, zeigt die Auseinandersetzung um das EinwohnerInnenregister (RNPN), das auch die Basis für das enorm manipulierte WählerInnenregister darstellt (für eine genauere Betrachtung dieser Frage siehe unser „Hintergrundpapier zu El Salvador“ vom August 2008. Nach der Wahlniederlage vom März 2009 beschloss die Rechte im Parlament noch schnell, dass die Ernennung der RNPN-Leitung fortan nicht mehr dem Präsidenten, sondern einer Vierfünftelmehrheit im Wahlgericht obliegen sollte (hier hat die Rechte weiter die Mehrheit). Konkret ging es darum zu verhindern, dass eine FMLN-Leitung des EinwohnerInnenregisters den „technischen Wahlbetrug“ über Registerfälschungen aufdecken könne. Dem FMLN gelang es seither im Parlament, Mehrheiten zu schaffen a) für die Rücknahme dieses Entscheides und b) dafür, dass ab diesem Jahr bei der obligatorischen Erneuerung alter Personalausweise (die auch die Wahlbeteiligung ermöglichen) eine Geburtsurkunde vorgelegt werden muss. (Ein Teil der zerstrittenen Rechten stimmte jetzt für die Reformen, um Arena daran zu hindern, sie per „technischen Wahlbetrug“ auszubooten; Arena ihrerseits hat Angst, dass sich der FMLN bei ihr mit ihrer eigenen Währung revanchieren könne und stimmte deshalb für die Geburtsurkundebestimmung bei den Personalausweisen. Laut RNPN-Angaben zirkulieren mindestens 200'000 Personalausweise ohne Abstützung auf Geburtsurkunden, laut anderen Quellen sind es gegen eine halbe Million – auf ein WählerInnenregister von 4.2 Millionen letztes Jahr). Präsident Funes legte sich beide Mal quer: Zwar will auch er die Leitung des RNPN ernennen können, aber unabhängig von Vorschlägen der Regierungspartei FMLN – er tönt dazu das Liedchen von der „unparteiischen“, also seiner Gruppe zuzurechnenden Institution an. Bei den Geburtsurkunden will er dem Volk Umstände ersparen und diese nur für Erstausstellungen von Personalausweisen und bei jenen Fällen, in denen der ursprüngliche Ausweis ohne Vorlegen einer Geburturkunde ausgestellt worden war, zur Bedingung machen. Das tönt gut, ist aber verlogen. Natürlich weiss auch Funes, dass es in den 90er Jahren lachhaft einfach war, an gefälschte Geburtsurkunden heranzukommen – einfacher als heute. Bei den Personalausweisen stimmte die Rechte in einer zweiten Runde schon geschlossen für die Präsidentenversion – der technische Wahlbetrug geht weiter. Beim Register ist die Suppe noch am Kochen.

Die Kleinlichkeiten von Funes drohen im Zusammenspiel mit Manövern der Rechten, die im Parlament immer noch die Mehrheit hat, den technischen Wahlbetrug zu perpetuieren, nicht zu direktem eigenem Nutzen, aber zum Schaden des FMLN. So weit geht die Angst des eigentlich gutmeinenden Petitbourgeois vor der Partei der Revolution.

Kuba - die weltberühmte Unbedarftheit

Samstag, 24. April 2010

(24.4.10) Der bekannte französische Solidaritätsaktivist und Unidozent Salim Lamrami traf kürzlich in La Habana die mit internationalen Preisen und anderen CIA-Gadgets nur so überhäufte kubanische Bloggerin Yoani Sánchez für ein Interview. Die in den Mainstreammedien regelmässig als „Stimme der Freiheit“ und der „neuen Generation“ geehrte Frau geriet in dem Gespräch in einen beeindruckenden Argumentationsnotstand. Offenbar ist sie es wirklich nicht gewohnt, dass jemand ihre Allgemeinplätze hinterfragt.

auf französisch: Conversations avec la bloggeuse cubaine Yoani Sánchez
auf spansich : Conversaciones con la bloguera cubana Yoani Sánchez

Honduras: Terror gegen Journis / Position der Jesuiten / Agrarkonflikt/ Minenparadies

$600 Mio. vergessen
Honduras ist eine richtige Goldgrube für die transnationalen Minenunternehmen, die hier im Tagebau und mit Methoden, die in ihren Herkunftsländern längst verboten sind, Gold und andere Erze abbauen. Dafür vergiften sie die Grundwasserreserven und die Leute grossflächig mit Zyanid. Da soll man nicht auch noch Steuern erwarten. Soeben gab der Minister für Umwelt und Naturressourcen, Rigoberto Cuellar, bekannt, dass die Unternehmen mit etwa $600 Mio. in der Steuerkreide stehen. Die Behörden hätten nicht mitgeschnitten, „dass diese Erlasse, welche einige Steuerbefreiungen zur Unterstützung der Minenaktivitäten betreffen, aufgrund eines Gerichtsurteils, welches sie als verfassungswidrig einstufte, nicht mehr in Kraft waren. Trotzdem wurden sie angewandt“, meinte der Minister. Bei der Gelegenheit erfährt man auch, dass das umstrittenen Minengesetz zwar 1999 eingeführt wurde, doch seither weder die binnen der folgenden 30 Tagen zu erlassenden Regulierungen noch das „Handbuch über Minenumweltpolitik“ geschaffen wurden. Das führte dazu, dass die mit der Minenaufsicht befasste staatliche Stelle gar nicht operieren konnte.

Und die Unternehmen? Die haben glatt vergessen, die Steuern zu bezahlen. Man ja kann ja auch nicht an alles denken, wo man doch an vorderster Front im Einsatz ist, um etwas Transparenz und Entwicklung in die „Bananenrepublik“ zu bringen.

(Quelle: honduraslaboral.org, 23.4.10).


7. Journalist in diesem Jahr ermordet
Der Fernsehdiskussionsmoderator Jorge Alberto Orellano, bekannt als Georgino, wurde letzten Mittwoch, den 21. April 2010, beim Verlassen des Gebäude des Senders „Cable TV Honduras“ in San Pedro Sula, mit einem gezielten Kopfschuss umgebracht.

Orellano ist der 7. Journalist, der dieses Jahr ermordet wurde. Mehrere dieser Morde sind eindeutig als Terror gegen die Widerstandsfront einzustufen. Am 1. März wurde der Journalist Joseph Hernández erschossen, seine Berufskollegin Carol Cabrera wurde dabei verletzt. David Meza Montecinos wurde am 11. März in La Ceiba ermordet, Nahún Palacios Arteaga in Tocoa (Colón) am 14. März. Am 26. März wurden José Bayardo Mairena Ramírez und Manuel Juarez in ihrem Wagen überfallen und ermordet – sie hatten engagiert über die Landkonflikte im Bajo Aguán und die Aktionen des Widerstandes berichtet. Am 11. April wurde der Radiojournalist  Luis Chévez Hernández erschossen.

Der faschistoide Sicherheitsminister Oscar Álvarez riet nach dem letzten Journalistenmord den Medienschaffenden, „vorsichtig zu sein“ und „dunkle oder einsame Stellen“ zu vermeiden. Ein Fall stehe kurz vor seiner Aufklärung. Präsident Lobo gab bekannt, dass die Polizeien von Spanien und von Kolumbien Hilfsbereitschaft für die Untersuchung der JournalistInnenmorde signalisiert haben. Beide Organe wissen, wie man regimekritische Medien mundtot (im spanischen Fall) bzw. gleich ganz tot (im kolumbianischen Fall) macht.

(Quellen: honduraslabotral.org, 22.4.10; Diario Co-Latino, 22.4.10)


Aus einer Stellungsnahme der Jesuiten von Honduras

[Das mit dem Widerstand verbundene Jesuitenradio in Progreso ist den Machthabern schon lange ein Dorn im Auge. In letzter Zeit häuften sich die Morddrohungen gegen den Radioleiter, Padre Ismael Moreno, bekannt als Melo.]
1.    Wir klagen an, dass Padre Melo in den letzten Wochen Objekt von anonymen Morddrohungen mit SMS und Anrufen auf sein Handy geworden ist. Diese Drohungen beziehen sich auf den humanitären Entschluss, der jungen Irma Melissa Villanueva in einem Fall Schutz zu gewähren, den die Staatsanwaltschaft und diverse nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen kennen.
2.    Wir bekräftigen, dass die Beziehung von Padre Melo mit Irma Melissa und ihrer Familie einzig auf den Vorfällen vom 14. August in Choloma basiert. Irma Melissa beschuldigte damals vier Polizisten, sie anlässlich einer Demonstration des Widerstandes in dieser Stadt vergewaltigt zu haben.
3.    Wir weisen darauf hin, dass die Drohungen gegen Padre Melo sich nicht nur auf ihn beziehen. Die Gesellschaft Jesu klagt an, dass auch Gerardo Chévez, Reporter von Radio Progreso, aufgrund seiner Informationsarbeit im Radio Drohungen und Einschüchterungen erhält.

[…]

El Progreso (Yoro), 19.4.2010

Valentín Menéndez S.I., Jesuitensuperior in El Progreso
Carlos Solano S.I. Juan José Colato S.I, Superior der Jesuiten von Yoro Superior de los Jesuitas de Tocoa.


Weiter Spannungen im Gebiet des Bajo Aguán
Miguel Facussé – der Name ist in Honduras Synonym für afrikanische Ölpalme (Agrosprit). Der Oligarch gilt auch als einer der wichtigsten Strippenzieher beim Putsch letzten Juni. Er ist einer der Hauptverantwortlichen für den in diesem Blog mehrmals erwähnten grossen Agrarkonflikt im Bajo Aguán, den kürzlich die lokalen Campesinaorganisationen und die Regierung Lobo in einem Verhandlungsprozess gelöst haben. Vermeintlich. Denn Facussé ist anderer Meinung. Er will nur einen Teil der in der Verhandlungslösung festgeschriebenen und von ihm widerrechtlich angeeigneten Ländereien  für teueres Geld an die als Zwischenhändlerin fungierende Regierung verkaufen.

(Quelle: http://movimientomuca.blogspot.com, 23.4.10)

Honduras: Sieg im Agrarkonflikt?

Dienstag, 20. April 2010

(20.4.10) Die Basis des MUCA akzeptiert das Abkommen mit der Regierung. Sprecher des MUCA erklären ihre Motive. Die Oligarchie wird nervös. Ein Artikel des internationalen Gewerkschaftsbundes IUF-UITA-JUL. http://docs.google.com/Doc?docid=0ATMdcWQnNFi6ZGRia2Q2NW5fMTRkN3huOHBkdA&hl=en




Militarisierung im Bajo Aguán. Quelle: Rel-Uita.



Rudy Hernández im roten T-Shirt. Rechts von ihm der Präsident von Honduras.

Opus Dei in Chile und anderswo

Montag, 19. April 2010

aus telepolis: www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32440/1.html

Mit Gott und Vaterland
Harald Neuber 

13.04.2010
Nicht nur in Chile: Die Vatikansekte Opus Dei drängt weltweit in Regierungen

Fast hätte Joaquín Lavín (1) es schon geschafft: Als erster Politiker weltweit hätte der Rechtskonservative im Jahr 2000 als Mitglied der katholischen Sekte Opus Dei (2) an die Spitze eines Staates aufsteigen können. In der Stichwahl aber machte der Sozialdemokrat Ricardo Lagos dem Kandidaten der ultrarechten Unión Demócrata Independiente ( UDI (3)) damals einen Strich durch die Rechnung. Lagos setzte sich - wenn auch knapp - gegen den vormaligen Anhänger des Pinochet-Faschismus durch. Nun ist Lavín auf die politische Bühne zurückgekehrt. Unter dem konservativen Präsidenten Sebastián Piñera (4) wurde er zum Bildungsminister ernannt. Die Übernahme dieses Ressorts könnte durchaus mit seinem Engagement in der ersten und einzigen Personalprälatur (5) des Vatikans in Verbindung stehen.

Experten beobachten seit geraumer Zeit den zunehmenden Einfluss der streng katholischen Sekte auf politische Parteien und Regierungen. Nach Angaben (6) der Nachrichtenagentur dpa ist in Peru das Verteidigungsministerium in der Hand des Opus-Dei-Mitglieds Rafael Rey. In Panamá gehören gleich zwei hochrangige Regierungsmitglieder der Organisation an: Neben dem Vizepräsidenten und Außenminister Juan Carlos Varela betrifft das die Bildungsministerin Lucy Molinar.

Neben Molinar und Lavín kontrollierte ein Opus-Dei-Mitglied nach Angaben der gleichen Quelle auch in Großbritannien für mehrere Jahre den Bildungsapparat. Unter Premierminister Tony Blair und seinem Nachfolger Gordon Brown war Ruth Kelly (7) im Amt der Bildungsministerin. In Spanien gehörten während der Amtszeit des ehemaligen Ministerpräsidenten José María Aznar (1996-2004) der Verteidigungsminister, der Generalstaatsanwalt und der Polizeichef der Sekte an. Mit dem Regierungswechsel 2004 änderte sich diese massive Präsenz: Unter der seither amtierenden Regierung des Sozialdemokraten José Luis Rodríguez Zapatero ist kein Opus-Dei-Mitglied mehr in hohen Staats- oder Verwaltungsfunktionen.

Während Ruth Kelly von der britischen Labour-Partei ihr religiöses Engagement in der katholischen Sekte lieber für sich behielt, gehen vor allem lateinamerikanische Politiker offener mit der Mitgliedschaft bei Opus Dei um. Chiles neuer Bildungsminister Lavín, dessen Bruder Andrés für die Arbeit der Vatikan-Gruppierung in den baltischen Staaten und Finnland verantwortlich ist, ließ sich gar in einem Dokumentarfilm (8) portraitieren, nachdem sein lange unbekanntes Engagement in Opus Dei im Rahmen der Kampagne zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 publik wurde. Vier seiner sechs Geschwister sind ebenfalls in der Organisation aktiv.

Die Kontakte des rechtskonservativen Politikers Lavín mit der Gruppierung reichen lange zurück. Nach Angaben der chilenischen Sachbuchautorin Maria Olivia Mönckeberg (9) trat Lavín bereits Ende der 1960er Jahre in Opus Dei ein, nachdem ein Onkel ihn an die Organisation herangeführt hatte. In den Jahren zuvor war der junge Joaquín Lavín in dem chilenischen Ableger der rechtskatholischen Bewegung Tradition, Familie und Eigentum (10) aktiv, die sich entschieden gegen den Aufstieg der Sozialistischen Partei wandte und 1973 den Putsch gegen die Regierung von Präsident Salvador Allende unterstützte. Dem Christdemokraten Eduardo Frei Montalva (1964-1970) warfen diese Aktivisten vor, "das Vaterland dem Kommunismus überlassen" zu haben. In diesem Ambiente politisierte sich Lavín.

Bis heute steht die Bildungsarbeit im Zentrum des Wirkens hochrangiger Opus-Dei-Funktionäre. Nach Angaben der Autorin Mönckeberg gründete Lavín mit Unterstützung mehrerer Unternehmer Anfang der 1990er Jahre in der chilenischen Hafenstadt Concepción die Eliteuniversität UDD (11). Auch der Präsident der Katholischen Universität Chiles, Gonzalo Rojas Sánchez, gehört der Sekte an.

Doch auch in Chile wird der Einfluss der Gruppierung kritisch gesehen. Bereits im Wahlkampf 2000 zeigte sich der damalige Innenminister und spätere Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, José Miguel Insulza, "besorgt" über den Vormarsch von Opus Dei, einer – so Insulza – "religiösen Gruppe mit einer ziemlich extremistischen Ideologie". Nun, zehn Jahre später, ist Lavín über die Parteienpolitik doch noch in die Regierung gelangt.

Links
(1) http://www.joaquinlavin.cl
(2) http://www.opusdei.de
(3) http://www.udi.cl
(4) http://pinera2010.cl
(5) http://www.kathpedia.com/index.php?title=Personalpr%C3%A4latur
(6) http://www.vanguardia.com.mx/diario/noticia/americalatina/internacional/el_opus_dei,_una_y_otra_vez_en_politica/468382
(7) http://www.ruthkellymp.co.uk
(8) http://teimagino.com/opus-dei-documental-una-cruzada-silenciosa
(9) http://www.periodismo.uchile.cl/academicos/monckeberg.html
(10) http://www.tfp.org
(11) http://www.udd.cl

Honduras: Welche Verhandlungslösung im Aguán?

Donnerstag, 15. April 2010

(15.4.10) In der Aguán-Region scheint es erstmal zu einer gewissen fragilen Beruhigung gekommen zu sein. Gestern Mittwoch handelte das Movimiento Unificado Campesino del Aguán (MUCA), verstärkt durch den Vía Campesina-Vertreter Rafael Alegría und den Menschenrechtler Andrés Pavón, und die Regierung von Präsident Porfirio Lobo einen Kompromiss aus. Danach sollen an die 3000 bäuerischen Haushalte in einem ersten Schritt 6000 ha Land übergeben werden, die Hälfte davon schon mit Ölpalmen bebaut, die andere Hälfte unbebaut, während weitere 5000 ha in einem zweiten Schritt folgen sollen. Genaueres ist dazu im Moment nicht bekannt, insbesondere auch nicht, was die im ursprünglichen Regierungsvorschlag anvisierte „Lösung“ betrifft, wonach a) der Staat den drei in der Zone berüchtigten Grossgrundbesitzern Miguel Facussé, Reinaldo Canales und René Morales das fragliche Land zu „Marktpreisen“ abkaufen würden und b) die MUCA-Mitglieder gehalten wären, ihre Ölpalmen den genannten Unternehmern zu verkaufen, damit diese den Reibach mit dem Agrosprit machen würden. Insbesondere Facussé gehört zur Crème de la crème im Land; seine Familie gehört zu den treibenden Kräften beim Putsch gegen Präsident Mel Zelaya vom letzten Juni.

Der Konflikt im Aguán hat eine lange Vorgeschichte: Bäuerische Kooperativen erhielten dank älterer Agrarreformgesetze Staatsland überschrieben, oft für die Produktion von Cash Crops („Agrarreform“ also als Modernisierungsmittel und zur Neutralisierung des bäuerischen Widerstandes in den 70er und 80er Jahren). Ab Anfang der 90er Jahre wurde die „Agrarreform“ ihrerseits „modernisiert“ – der Grossgrundbesitz trumpfte wieder auf, Kooperativen sahen sich im Gegenwind. Facussé & Co. eigneten sich nun stückweise ehemaliges Reformland an, im Aguán stiessen sie auf grossen Widerstand. Nicht nur der von Zelaya mitgetragene Vorstoss für eine Verfassungsgebende Versammlung mit ihrer mutmasslichen Festschreibung der Rechte der Campesinas und Campesinos, sondern auch das Vorhaben der Regierung Zelaya, den Konflikt im Aguán gesetzeskonform, also gegen die Raubinteressen des Grossgrundbesitzes, einer Verhandlungslösung zuzuführen, waren übrigens mächtige Gründe für den Putsch. Die von Pepe Lobo vorgeschlagene Verhandlungslösung hätte auch hier das Rad definitiv zurückgedreht: Mit dem staatlichen Landkauf wären die Raubzüge von Facussé & Co. „legalisiert“ worden, mit der Integration der bäuerischen Palmenproduktion in das Geschäftsmodell der Agrospritunternehmer wären die MUCA-Leute letztlich Peones der Agrarkapitalisten.

Ob genau dies nun ausgehandelt wurde oder eben nicht, ist derzeit noch nicht erkennbar. Es ist aber zu befürchten.

Wie wenig im Übrigen die Situation beruhigt ist, zeigt die Verhaftung des Leiters des Agrarinstituts INA des Department Colón, in dem die Aguán-Region liegt, wenige Stunden nach seiner Unterschrift unter das Verhandlungspapier. In einer Armeekontrolle wurde sein Namen auf einer Liste von Ausgeschriebenen entdeckt. Haftgrund: illegale Landbesetzung. Der Mann, Coronado Ávila, ist Mitglied der Widerstandsbewegung und wurde nach dem Amtsantritt von Lobo in sein Amt berufen. Nationaler INA-Chef ist César Ham, Exponent der linken Partei Unificación Democrática, der sich trotz den Boykottaufrufen des Widerstandes an der Wahlfarse vom letzten November als Präsidentschaftskandidat beteiligt hat und dafür von Lobo mit dem INA-Posten belohnt wurde (die DU-Basis ist mehrheitlich im Frente de resistencia geblieben und betrachtet die Gruppe um Ham als Verräter). Der verhaftete Ávila scheint ein Mann Hams zu sein, das hat ihn aber erstmal vor Verhaftung nicht geschützt.

Auch die Campesinos Darwin Alexander Carranza y Marvin Ventura von der Kooperative Camarones wurden gestern früh nach dem Verhandlungsergebnis verhaftet, und zwar von vier Privatwachen von Facussé, wie honduraslaboral.org gestern schrieb.
Unabhängig vom genauen Wortlaut des Abkommens zwischen Lobo und dem MUCA und erst recht von seiner Umsetzung lässt sich sagen, dass der immense Militäraufmarsch in der Zone sicher auch dazu dienen sollte, das MUCA für eine Lobo und den Agrospritunternehmern genehme Lösung weichzuklopfen. Die auch nach dem Abkommen weitergehenden Verhaftungen zeigen, dass ein weiteres Ziel in der Zerschlagung der Widerstandsstrukturen besteht. Und drittens dürfte der Armeeterror auch in den kommenden Tagen anhalten. Immerhin muss die MUCA-Basis dem Abkommen erst noch zustimmen, also auch ihrem Abzug von den „besetzten“ Ländereien zugunsten einer Ansiedlung in einem erst auf dem Papier zur Verfügung stehenden Gebiet.

USA: Neue Militärbase in Honduras, bald auch in Brasilien?

Dienstag, 13. April 2010

USA weiten Militärpräsenz in Lateinamerika aus

10.04.2010

Von Harald Neuber
amerika21.de



Quito/Brasilia/Tegucigalpa. Die US-Regierung intensiviert ihre diplomatische Offensive in Lateinamerika, um die militärische Präsenz auf dem Kontinent auszuweiten. Nachdem am Donnerstag vergangener Woche die inzwischen zweite Militärbasis in dem kleinen mittelamerikanischen Honduras eingeweiht wurde, bestätigte der Staatssekretär für Lateinamerika im Washingtoner Außenministerium, Arturo Valenzuela, am Freitag laufende Verhandlungen mit der brasilianischen Regierung über die Einrichtung eines Stützpunktes in dem südamerikanischen Land.

Valenzuela reagierte damit auf einen Bericht der auflagenstarken brasilianischen Zeitung O Estado do São Paulo vom Vortag. Alle neuen Basen dienten der Bekämpfung des Drogenhandels, so Valenzuela. Die Ausweitung der militärischen Präsenz in Lateinamerika sorgt in der Region indes für anhaltende Kritik.

Nach dem Ende einer Tagung der sozialwissenschaftlichen Organisation FLACSO in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito bestätigte Valenzuela den Zeitungsbericht aus Brasilien. Ein militärisches Abkommen sei "in Verhandlungen", so der US-Chefdiplomat für Lateinamerika.

Die geplante US-Armeebasis in Brasilien soll ein vorgeblich gegen Drogenhandel errichtetes Überwachungsnetz schließen. Derzeit wird von einer vergleichbaren Basis in Key West im US-Bundesstaat Florida die Karibik und Mittelamerika beobachtet. Eine weitere Basis nahe der portugiesischen Hauptstadt Lissabon kontrolliert den Nordatlantikraum.

Von Brasilien aus könnte der Südatlantik überwacht werden. Die Verhandlungen darüber werden von dem Regionalkommandierenden des Südkommandos der US-Armee, Douglas Fraser, und dem brasilianischen Verteidigungsminister Nelson Jobim geführt.

Die massive Aufstockung der US-amerikanischen Armee in Lateinamerika hat in den vergangenen Monaten und Jahren für Widerstand in der Region gesorgt. Vor allem die Unterzeichnung eines Nutzungsvertrages über sieben Militärbasen in Kolumbien provozierte harsche Proteste der Nachbarstaaten und der Regionalorganisation UNASUR.

Die weitere Ausweitung der Armeepräsenz wird offenbar deswegen von einer diplomatischen Offensive Washingtons flankiert. Der Diplomat Arturo Valenzuela kommt noch an diesem Wochenende in Ecuador mit Staatschef Rafael Correa und Außenminister Ricardo Patiño zusammen. Mitte dieses Monats soll US-Verteidigungsminister Robert Gates die militärpolitischen Pläne Washingtons in Brasilien erklären.

Nach Informationen von Nachrichtenagenturen ist mittelfristig zudem eine Zusammenkunft des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama mit den Staatschefs der Mitgliedsländer der UNASUR geplant.

In Honduras hatten die Washingtoner Außen- und Militärpolitiker indes ein leichtes Spiel. Die international nicht anerkannte De-facto-Regierung unter Leitung des konservativen Unternehmers Porfirio Lobo hatte gegen die Errichtung der zweiten US-Militärbasis in dem mittelamerikanischen Land keine Einwände.

Der neue Marinestützpunkt wurde im nordöstlichen Departement Gracias a Dios errichtet. Nach Auskunft des US-Botschafters in Tegucigalpa, Hugo Llorens, wurden zwei Millionen US-Dollar und vier Schiffe für den Aufbau der Marinebasis zur Verfügung gestellt, die offiziell unter Kontrolle der honduranischen Seestreitkräfte bleibt.

Der zweite Stützpunkt besteht in Palmerola im Departement Comayagua. Von hier aus wurde mutmaßlich der letzte demokratische gewählte Präsident des Landes, Manuel Zelaya, nach einem Staatsstreich Ende Juni vergangenen Jahres außer Landes geschafft.

Honudras: grosse Spannung im Aguán

Aus honduraslaboral.org, 12.4.10

Seit gestern Montag, den 12. April 2012, haben schwer bewaffnete Einheiten der Armee und der Polizeisondereinheit Cobras die zum Movimiento Campesino del Aguán, MUCA, gehörenden Comunidades Guadalupe Carney und Carbonales eingekreist und hindern die BäuerInnen der Kooperativen El Remolino, Paso Aguán und Panamá am linken Ufer des Aguán daran, die Gegend zu verlassen.

Heute wurden vier Schüler der Escuela Normal Mixta von Trujillo an einer Strassenverzweigung auf dem Land festgenommen, weil sie keine Ausweise bei sich hatten. Die Ausweispflicht gilt für die ganze Bevölkerung auf den grossen Strassen der Städte und an den Eingängen zu den Comunidades im Department. Ziel ist laut Aussage einer Anführerin der Coordinadora de Organizaciones del Aguán, COPA, einem Dachbündnis mehrerer sozialer Organisation in der Zone, die Verhaftung von Personen auf einer Armeeliste.

Am Sonntag wurden 35 Transportbusse mit Soldaten sowie drei Panzerwagen gezählt, die in die Gegend kamen. Zudem Polizeiwagen aus dem ganzen Land. Bisher rund 3000 Angehörige von Armee und Polizei. Heute früh wurden weitere voll besetzte Militärtransporter mit Kurs auf die Aguánregion gesehen.



Vorübergehende Verhaftungen

Aus honduraslaboral.org, 13.4.10



In der Comunidad Guadalupe Carney begann die Armee gestern Montag, den 12.4.10, Häuser zu durchsuchen und Personen zu registrieren. Dabei wurden neun Campesinos vorübergehend festgenommen. In der Ortschaft leben 600 Familien.


Als am Sonntag Nachmittag die COPA-Leitungsmitglieder José Serrano, Haydee Saravia und Esly Banegas, alle Leitungsmitglieder von COPA , zum Haus von Esly fuhren, parkte anschliessend ein Taxi davor. Der Passagier verfügte über einen Radiosender und fixierte das Haus von Esly während etwa einer Viertelstunde.  Am Montag wurde das gleiche Leitungstrio von COPA erneut verfolgt, dieses Mal von einem 4x4-Toyota ohne Nummernschilder und mit polarisierten Scheiben. Der Wagen hielt am gleichen Ort wie am Vortag der Taxi, bevor er schliesslich weg fuhr. Sowohl Banegas wie Saravia wurden von der CIDH (Interamerikanische Menschenrechtskommission der OAS) schon letztes Jahr unter den Schutz von Vorsichtsmassnahmen gestellt, doch der honduranische Staat setzt diese nicht um.


All dies kontrastiert mit den Erklärungen der vom Verteidigungsminister, Marlon Pascua, und dem Vizeminister für Sicherheit, Roberto Romero Luna, begleiteten Präsidialdesignierten María Antonieta Bográn, der zufolge die Menschenrechte der Bauern vom Aguán respektiert würden. An der gleichen Pressekonferenz erklärte der stellvertretende Polizeidirektor René Maradiaga Panchamé, dass die Armee- und Polizeipräsenz dazu diene, “präzise Anweisungen der Präsidenten Porfirio Lobo Sosa, des Sicherheitsministers Oscar Álvarez und des Polizeidirektors José Luís Muñoz Licona zu erfüllen, um die Ordnung und den Rechtsstaat in der Zone zu garantieren ”.

Doch die seit Samstag Nacht angelaufenen repressiven Aktionen beinhalten eine Komponente von psychologischen Operationen, um die BäuerInnen zu destabilisieren, Aktionen, welche Terror in der unbewaffneten Zivilbevölkerung erzeugen. Parallel geht die Desinformationskampagne in den den Grossgrundbesitzern nahestehenden Medien weiter, wonach im Aguán eine bewaffnete Bewegung existiere. Das soll die bisherigen Aktionen legitimieren.

Honduras: Bedrohung im Aguan II

Montag, 12. April 2010

übermittelt von Jesus Garza:


Genossinnen und Genossen


Heute Sonntag Nacht, 11. April, haben unsverschiedene Quellen bestätigt, dass eine gewaltsame Räumung der BäuerInnen in der als Bajo Aguan bekannten Region im Department Colon bevorsteht. Danach ist das wichtigste städtische Zentrum dieses Departments, Tocoa, von 10'000 Militärs umzingelt. Die BäuerInnen verlangen Land, das ihnen hinterlistig und gesetzeswidrig von Grossgrundbesitzern (Ölpalmen und Exortprodukte) seit 1992 enteignet worden ist, als das Landmodernisierungsgesetz erlassen wurde, das den Prozess der Agrarreform faktisch limitiert und denaturiert hat.







Honduras: Bedrohung im Aguan

FRENTE NACIONAL DE RESISTENCIA POPULAR

Communiqué 54

Die Widerstandsfront alarmiert die honduranische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft bezüglich der schweren Bedrohung der mehr als 3000 Bauernfamilien, die im Movimiento Unificado Campesino del Aguan (MUCA) organisiert sind. Gegen sie läuft eine grosse Armee- und Polizeiopration mit dem Ziel, sie von dem Land, das sie besetzen, zu vertreiben.

In den letzten Stunden wurde eine zunehmende Aggressivität der Militärs verzeichnet und es wird befürchtet, dass das De-facto-Regime von Porfirio Lobo die staatlichen Repressionskräfte auf die Familien loslassen könne, die auf friedliche Weise ihr Recht auf Land einverlangen.

......

Es wird keinen Frieden in der Gegend geben und auch keine zufriedenstellende Übereinkunft, solange die folgenden Bedingungn nicht erfüllt werden:

1. Wiederherstellung des Rechts der Bäuerinnen und Bauern auf ihr Land, wie es die Verfassung der Republik festhält.
2. Sofortiger und bedingungloser Rückzug der Armee von der bäuerlichen Siedlungen.

3. Auflösung der partamilitärischen Kräfte im Dienst der Grossgrundbesitzer.

4. Veurteilung für die Verantwortlichen für die Morde und anderen Menschenrechtsverletzungen.

Wir rufen zur Grossen Demo der Sombreros Campesinos vom 15. April in Tegucigalpa in Solidarität mit den GenossInnen des MUCA und allen Landkämpfen in Honduras auf. Wir rufen die Mitglieder des Widerstandes auch dazu auf, auf andere Aktionen zu achten, die zur Verteidigung des arbeitenden Volkes unternommen werden.

Es lebe der heroische Kampf der Bewegung der Bäuerinnen und Bauern!
Widerstand und Sieg!

Tegucigalpa, 12 de April 2010

El Salvador: Straflosigkeit für Minenprojekt

Freitag, 9. April 2010

Minenschläger frei gesprochen, da Ermordeter seine Aussage nicht wiederholt

aus El Salvador Update von CISPES)

(1.4.10) Am 15. März sprach ein Gericht in Sensuntepeque (Cabañas) Oscar Menjívar von allen Anklagepunkten im Zusammenhang mit der versuchten Ermordung des Antiminenaktivisten Ramiro Rivera frei. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierte derweil des Comité Ambiental de Cabañas (CAC) (s. Communiqué). Am Prozess ging es um einen Mordversuch vom August 2009, als Ramiro Rivera, Vizepräsident des CAC, acht Schüsse in den Rücken erhalten hatte, die er überlebte. Rivera identifizierte als seinen Angreifer Menjívar, von dem Mitglieder der Comunidad sagen, er habe als Promoter für die kanadische Minengesellschaft Pacific Rim gearbeitet. Vier Monate später wurde Rivera auf dem Heimweg vom Fischen erschossen [s. El Salvador: Wieder Morde an UmweltskämpferInnen].

ProzessbeobachterInnen fielen schwere Unregelmässigkeiten auf. Menjívar, von dem seine Nachbarn wissen, dass er wenig Geld hat, wurde von den vier angesehensten Rechtskanzleien des Landes verteidigt. Die Frage stellt sich, wer bezahlt die Rechnung? ZeugInnen berichten auch, dass einer der Richter einen beträchtlichen Teil des Prozesses verschlief. Nach Angaben der Verteidigung der Familie Rivera anerkannte das Gericht zwar, dass wesentliche Beweisstücke auf eine Schuld Menjívars hinwiesen, aber befand auf „nicht schuldig“, da der wichtigste Augenzeuge – der letzten Dezember ermordete Rivera selber – nicht anwesend war, um gegen Menjívar auszusagen.

Das CAC kritisierte das Urteil als Akt der Straflosigkeit und sagte: „In Sensuntepeque ist es nicht komisch, dass die [armen] Unschuldigen ins Gefängnis kommen und die [reichen] oder [finanziell] unterstützen Kriminellen frei kommen … Für uns in den bedrohten Comunidades stellt dies eine grosse Herausforderung dar. Wir werden zuerst von den Minenprojekten und danach von deren Unterstützer bedroht“.

El Salvador:

Zur aktuellen Entwicklung in El Salvador unter der Linksregierung zwei Artikel:

El Señor Presidente, seine beiden Idole und seine Politik

Der FMLN in einer schwierigen Lage. Fortschritte unter der neuen Regierung sind unbestreitbar und wertvoll, gleichzeitig aber erweist sich der Präsident als "asset" des Weissen Hauses, des IMF und des brasilianischen Präsidenten Lula. 



und


An der Kriminalität die Zähne ausbeissen?


Die Gewaltkriminalität legt zu, die Recht ersetzt auf den Ruf nach "Ruhe und Ordnung" und der FMLN lässt sich in dieser Frage von Populismus treiben.

Kuba

PRESSECOMMUNIQUE
Erklärung zur Medienkampagne gegen  Kuba
Anlässlich seiner Jahresversammlung in La Chaux-de-Fonds hat sich das Nationalkomitee der Vereinigung Schweiz-Cuba ASC/VSC auch mit der neuesten Medienkampagne befasst, in welcher Kuba einmal mehr wegen angeblicher Verletzungen der Menschenrechte attackiert wird.
Auch das Nationalkomitee bedauert den Tod eines Gefängnisinsassen, weist aber darauf hin, dass dieser ein gewöhnlicher Delinquent war  und zuvor nie als „Dissident“, das heisst als politischer Gegner Kubas, in Erscheinung trat. Zum Hungerstreik motiviert wurde er durch gewisse exilkubanische Gruppierungen, und  diese Kreise in Miami versuchen immer wieder aufs Neue,  Kuba und seine Revolution in den Augen der Weltöffentlichkeit zu diskreditieren, um so das soziale System zu zerstören, das Kuba als souveräner Staat zu verwirklichen versucht.
Weil es dies als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes sieht, verurteilt das Nationalkomitee der Vereinigung Schweiz-Cuba  Aufrufe, wie sie von Rechtsparteien in europäische Institutionen  eingebracht wurden, um die kubanische Demokratie zu untergraben. Das Nationalkomitee verlangt mit Nachdruck, dass die internen Prozesse des kubanischen Volkes respektiert und die universellen Regeln der UNO respektiert werden, das heisst das Gebot der Nicht-Intervention eingehalten und die seit 50 Jahren bestehende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade aufgehoben wird.
Vereinigung Schweiz-Cuba
Nationale Koordination
Samuel Wanitsch
www.cuba-si.ch



Artikel zum Thema


Eskalation gegen Kuba






Honduras: Normalisierung des schmutzigen Krieges

Dienstag, 6. April 2010

Normalisierung des schmutzigen Krieges

Jean Ortiz


(1.4.10,  www.monde-diplomatique.fr/carnet/2010-04-01-Honduras) die Wahlfarce vom 29. November 2009 hatte zum Ziel, den Militärputsch vom 28. Juni gegen den Präsidenten Manuel Zelaya weisszuwaschen. Seither hat die „Medienkratie“ ihre Arbeit gut getan: Mit dem Segen der USA und Europas habe Honduras die Demokratie neu gefunden.

Nur, die Masken der angeblichen „Regierung der nationalen Einheit“ fallen. Die Macht ist wie in den 80er Jahren zu einer Kampagne der selektiven Liquidierung von Militanten und Führungspersonen des Frente Nacional de Resistencia Popular (FNRP, Nationale Volkswiderstandsfront) übergegangen, mittels Todesschwadronen, die mit absoluter Straffreiheit operieren. Am 23. März wurde der Lehrer Manuel Flores vor seinen Schülern in der Schule San José de Pedregal (Tegucigalpa) umgebracht. Er war Führungsmitglied in der Gewerkschaft der SekundarschullehrerInnen COPEMH  und Mitglied des Zentralamerikanischen Sozialistischen Partei (PSOCA) gewesen. Am 26. März wurden die Journalisten Ballardo Mairena und Manuel Juarez vom Canal 4 in Juticalpa (Departement Olancho) in einem Hinterhalt mit einem Schusshagel niedergemäht. Diese beiden Morde kommen zu den fünf seit Beginn des Regimes von Porfirio Lobo vor wenigen Monaten ermordeten Journalisten hinzu.

Am 25. März wurden elf Kader der Gewerkschaft an der Universidad Nacional Autónoma de Honduras (UNAH) verhaftet, gefesselt und wie Schwerverbrecher aneinander gekettet. Im Departement Atlántida sind seit Jahresbeginn fünf Bauern ermordet worden, darunter José Antonio Cardoza und José Carias vom Movimiento Unificado Campesino del Aguan (MUCA). Auch der Waldschützer Francisco Castillo wurde liquidiert.

Die UNO-Hochkommmissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, verlangte am 15. März die Eröffnung einer Untersuchung zum „Fall der Verletzung des Rechts auf Leben und Schutz vor Folter, willkürlicher Verhaftung und Vergewaltigung“ in Honduras.

Der präventive Staatstreich vom 28. Juni 2009 stellte für die Völker Lateinamerikas sehr wohl einen Versuch dar, die „Alianza Bolivariana de los Pueblos de Nuestra América“ ALBA zu stoppen und einzuschüchtern. Sie zielte auch darauf, aus Honduras den amerikanischen Polizisten in Zentralamerika zu machen.

Die honduranische Opposition, gestärkt, divers, erfinderisch, gewaltfrei, im FNRP zusammengekommen, gibt nicht auf. Sie wird von April bis Juni eine grosse nationale Konsultation durchführen, um die Unterschriften von 30 Prozent der WählerInnen für die Forderung nach Verfassungsgebenden Versammlung zu erhalten. Sie soll eine Verfassung ausarbeiten. Die von nun an das Volk und nicht Armee und Oligarchie zum Garanten hat und so das Land neu gründen.

Die europäische Union schweigt sich aus; sie hat sowohl ihre Beziehungen mit Tegucigalpa wie auch die Handelsverhandlungen mit ganz Zentralamerika wieder aufgenommen, um im kommenden Mai einen Freihandelsvertrag unterschreiben zu können.


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Kommuniqué vom 2. April 2010

MUCA

[dd. Seit den letzten Monaten von 2009 ist es im östlichen Departement Colón zu einer schweren Repression gegen den MUCA gekommen. Hintergrund: die Grossgrundbesitzer und Putschisten Miguel Facusse, Reinaldo Canales und René Morales haben die Militärs losgeschickt, um sich die fruchtbaren Böden im Gebiet des Aguan, die ein Agrarreformgesetz bäuerischen Palmöl-Kooperativen übertragen hat, für ihre eigenen Exportplantagen anzueignen. Dabei ist es zu Schwerverletzen, kürzlich zu einem Ermordeten gekommen. Die Regierung Lobo stellt sich hinter die Usurpatoren. Die Kooperativen haben jetzt Land besetzt, teilweise leben ihre Mitglieder aber versteckt im unwegsamen Gebiet.]

Paramilitärische Gruppen, Militärs und Polizisten werden vom Infanteriebataillon von La Ceiba (Atlántida) unter dem Kommando von Billy Joya [berüchtigter Todesschwadronist mit offiziellem Regierungsamt] in den Räumlichkeiten der Fábrica Exportadora del Atlántico in der Gemeinde Tocoa und in der Kaserne des XV. Bataillons in der Gemeinde Trujillo (Departement Colón) ausgebildet. Sie werden ab Dienstag, dem 6. April gewalttätig und blutig intervenieren. Voraussichtlich werden die Ländereien, die wir besetzen, mit Minen militarisiert werden. Diese Repression läuft unter der Bezeichnung Operación Trueno (Donner) und wird Massnahmen wie die Verhaftung und die Ermordung von Kadern des MUCA und des FNRP sowie die massenhafte Verhaftung von Campesinas und Campesinos beinhalten.

Die Polizei und die Armee von Colón operieren mit Fahrzeugen der Unternehmer und Grossgrundbesitzer mit Privatnummernschildern, mit AK-.47 bewaffnet, vermummt und in Koordination mit Paramilitärs, die täglich gegen den MUCA vorgehen.

Drogenkrieg verstehen

Sonntag, 4. April 2010

(4.4.10) Der „Drogenkrieg“ wird immer mehr zu einem bestimmenden Merkmal der US-Politik gegen Lateinamerika, von Kolumbien bis Mexiko. Der US-Historiker Alfred W. McCoy hilft uns, wesentliche Charakteristika dieses Krieges zu verstehen. Er machte 1972 mit seinem Buch „The Politics of Heroin. CIA Complicity in the Global Drug Trade“ (deutsch: Die CIA und das Heroin, Verlag Zweitausendeins, 2003) Schlagzeilen. Darin ging es um die tiefe Verstrickung von Pentagon und CIA in den Heroindeal im Zeichen des US-Krieges in Südostasien. McCoy hat sich seit Jahren auch als profilierter Kritiker des American way of torturing etabliert. In einem Artikel von Ende März 2010 fasst er die Stationen des Heroingeschäftes in Afghanistan seit den 80er Jahren zusammen und betont dabei nicht nur die Komplizenschaft der US-Dienste, sondern analysiert den Heroinanbau und seine Vermarktung als Folge der kriegerischen Zerstörung der traditionellen Landwirtschaft durch russische Invasionstruppen, CIA-gesteuerte „Rebellen“ wie die Taliban und die heutigen CIA-finanzierten Warlords. Drogenanbau als ultimative cash crop im Dienste eines Modells, wie es die Weltbank ansonsten überall promoviert.

Hier der Artikel: Afghanistan as a Drug War

Urban Food Growing in Havana, Cuba

Freitag, 2. April 2010

Ein BBC-Filmbericht von 2008, gemacht von einem, der verliebt ist in La Habana und in die biologsiche Nahrungsproduktion. Er zeigt, wie in Havanna die Leute eine spezielle Revolution durchziehen, den Anbau von biologischer Nahrung in Hinterhöfen und Pärken der Stadt. Sehr schön.

http://www.youtube.com/watch?v=jRz34Dee7XY