El Salvador: So funktioniert der Psychokrieg

Montag, 13. Juni 2011

 
(zas, 13.6.11) Die salvadorianische Zeitung El Diario de Hoy veröffentlichte in ihrer heutigen Ausgabe einen Artikel über die Qualität des in Flaschen abgefüllten Wassers der staatlichen Wasserwerke ANDA, das die ParlamentarierInnen in El Salvador erhalten. Die Überschrift des Artikels: „Spitalbakterien im Wasser der ANDA im Parlament“. Nun ist beinahe nie etwas so, wie es aussieht. Dass das Wasser offenbar verunreinigt ist, überrascht in keiner Weise; verblüfft hätte allenfalls das Gegenteil. Doch dem Leibblatt der salvadorianischen Bourgeoisie geht es nicht um die Wasserqualität, sondern darum, dass in seinen Augen die Wasserwerke kein Recht darauf haben, ihr Wasser in Flaschen abgefüllt zu verkaufen – das sei ein Vorrecht privater Unternehmer. Ein wichtiger Streitpunkt, da in einzelnen Landesregionen das einzige erhältliche, angeblich trinkbare Wasser … in Flaschen abgefüllt verkauft wird. ANDA-Wasser, von ein paar Grossunternehmen abgefüllt.

Bei der Gelegenheit bringt das einen „sublimen Schocker“ an – der Art, wie ihn die CIA in den „freien Medien“ des Kontinents gegen das Chile von Salvador Allende oder das Nicaragua der sandinistischen Revolution ad nauseam eingeführt hat.

Also begleitet eine Grossaufnahme den Artikel, die den FMLN-Parteichef Medardo González im Parlament beim Trinken von Wasser zeigt. Genau unter dem Angst-einflössenden Titel, damit die Assoziation auch sitze: FMLN und verseucht.



Weit hergeholt, es hätte ja auch ein Exponent einer rechten Partei auf dem Bild sein können? War aber eben nicht. Es hätte auch ein Bild von mehreren Wasser-trinkenden Parlis aus verschiedenen Fraktionen sein können? Eben nicht, wenn die Abteilung für schmutzige Propaganda aktiv ist. Dies belegt auch folgende Passage aus dem Begleitartikel: „Einige Abgeordnete haben das in Flaschen abgefüllte Wasser von ANDA sogar schon in den verschiedenen Plenarsessionen getrunken einschliesslich während des Berichtes zum zweiten Jahr der FMLN-Regierung“ [am 1. Juni 2011].

Dass Abgeordnete im subtropischen Land während stundenlanger Sessionen Wasser trinken, ist keine „News“. Aber ein Hilfsmittel dazu, die subliminale Bildmessage von verseuchtem FMLN textlich zu wiederholen. Medienfreiheit – wie gewohnt.