Kolumbien: Brief zu Nestlé in Kolumbien

Montag, 18. Oktober 2010

Liebe FreundInnen und InternationalisteInnen,

vielen Dank für eure Beteiligung an der Protestaktion gegen Nestle und die kolumbianische Regierung und in Solidarität mit Sinaltrainal. Einige Briefe, sind mit der Erlaubnis der AutorInnen auf dem LabourNet veröffentlicht. Vielen Dank an LabourNet! http://www.labournet.de/internationales/co/lebensgefahr.html
Hier weitere Infomationen:

Am 25. September wurden weitere Drohpamflete auf den Straßen von Bugalagrande, aber auch mindestens 17 anderen Orten verteilt – eine echte Hetzkampagne. Der Inhalt ist:

Die schwarzen Adler

Achtung

Die schwarzen Adler informieren:

1.       Die schwarzen Adler oder die Kriegsfront West die im Valle del Cauca operiert, und heute stärker denn je ist beginnen ihre Säuberungsoperation, gegen diese Gewerkschaftsführer, und ehemaligen Gewerkschafter      Hurensöhne, polo democratico (Linkspartei d. Ü.) und diese üblen Kiffer.
2.       Man wird die Spur erkennen können an einem Blutbad in Bugalagrande und Orten, wo sie sich verstecken oder,… man wird sie nicht finden sie werden die Massengräber füllen damit sie die Beerdigung sparen.
3.       Wer werden die Ersten sein? JAVIER CORREA, HEDGAR (gemeint ist Edgar, d.Ü.) PAEZ , FABIO OLAYA, JAIRO MENEDEZ, RAFAEL ESQUIVEL, MARTIN AGUDELO UND ANDERE HURENSÖHNE…
4.       DENKT DRAN ES SIND NUR ZWEI WOCHEN, DASS SIE SICH VERPISSEN.

„WESTBLOCK DER AGUILAS NEGRAS“ September 2010



Nestle hat an die meisten Briefeschreiber eine Standardantwort geschickt. Dazu ein paar Argumente:
Was die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten von Nestle angeht, ein Verweis auf die Kampagne der Internationalen Nahrungsmittegewerkschaft IUL und der schweizerischen Gewerkschaft UNIA, die weltweit eine serienmäßige Verletzung von Arbeitsrechten durch Nestlé konstatieren.

Nestlé, the world's largest food company, carefully polishes and peddles its profile as a "responsible corporate citizen" - in its glossy presentations and publications, in Corporate Social Responsibility (CSR) get-togethers, even at the United Nations, where it now sponsors public events. But Nestlé workers and their unions around the world know a different Nestlé - a company which, given half a chance, never hesitates to violate international standards on trade union rights and Conventions of the United Nations' ILO in its ruthless quest for profit.

Zur Situation in Kolumbien (Auszug aus einem Entwurf):

Zur sozialen Verantwortung Ihres Unternehmens: Finden Sie es sozial verantwortlich, dass Nestlé in Kolumbien 2004 die Löhne für neu eingestellte Arbeiter um 37% gegenüber dem bisherigen Lohn der Beschäftigten senkte? Oder dass am 17. September 2003 das Unternehmen seinen 188 Beschäftigten ZWEI Stunden Zeit gab, um einen Aufhebungsvertrag zu unterzeichnen. Wenn sie dies nicht täten, würden sie nicht die mit der Gewerkschaft ausgehandelte Abfindung erhalten, sondern nur die um 60% niedrigere Regelung eines Schlichtungsspruches erhalten.

Kurz zuvor wurden unter 200 Leiharbeitern der Firma ADECCO 180 ausgesucht, die die Stelle der zuvor erwähnten 188 einnehmen würden. Diese waren in Valledupar in ein Luxushotel eingeladen worden, um ihnen in Einzelgesprächen die Vertragsbeendigung aufzunötigen. Auch die Kranken und in Freischicht Befindlichen wurden in Busse verfrachtet und zur Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses gefahren.

Oder in 2002, als das Unternehmen, den kompletten Tarifvertrag mit der Gewerkschaft ersatzlos aufkündigte und damit die Existenz der Organisation unterminierte. Ein Schlichtungsspruch, der der Gewerkschaft aufgezwungen wurde, eliminierte 60% der bisherigen tarifvertraglichen Rechte. Alle diese Angriffe des Unternehmens auf die Rechte der Arbeiter, die auch mit einem Streik darauf antworten wollten, waren von paramilitärischen Drohungen gegenüber der Gewerkschaft Sinaltrainal begleitet.

Erwähnen möchten wir auch den Wechsel von Nestlé-Managerinnen in das “Sozialministerium” der Regierung Uribe. Es war dieses gleiche Ministerium, das im Oktober 2002 einen nicht-existenten Streik der Gewerkschaft für illegal erklärte. Nestlé nutzte diese Vorlage, um neun Vorstandsmitglieder der Gewerkschaft Sinaltrainal zu kündigen.

Einer dieser entlassenen Gewerkschaftsführer war Luciano Romero, der aufgrund der Drohungen der Paramilitärs (Bloque Norte) sechs Monate in einem Schutzprogramm  spanischer Gewerkschaften in Spanien verbrachte. In dem Jahr, in dem er nach Kolumbien zurückkehrte (2005), wurde er gefoltert und ermordet. Einige der Kommandanten der erwähnten Paramilitärs waren wichtige Zulieferer und Transporteure von Milch für Nestle.

Ja, die Killer und einige Helfer des Mordes an Luciano Romero wurden am Ende einer Reihe von Verschleierungsmaßnahmen vor Gericht gestellt und verurteilt. Darunter befinden sich auch Mitglieder des staatlichen Geheimdienstes DAS. Es wurde aber auch die Untersuchung gegen Nestlé-Managern gerichtlich angeordnet. Dieses Verfahren schreitet aber nicht voran, obwohl ein bekannter paramilitärischer Führer ausgesagt hat, dass seine Organisation von Nestlé-Cicolac Geld erhalten habe.

Zur Zeit befindet sich ein Kollege von Sinaltrainal in Europa. Die Gewerkschaft hat um einen Gesprächstermin für ihn bei Nestle gebeten. Die schweizerische Gewerkschaft Unia unterstützt und begleitet dieses Anliegen. Von der Zentrale werden sie aber wieder an Nestle Kolumbien verwiesen. Wir fordern, dass der Nestle-Vorstand die Verantwortung und Initiative übernimmt, und dass Sinaltrainal nicht wieder zurückverwiesen wird an die Tochterfirma in Kolumbien, die ja Teil des Problems ist. Gespräche in Kolumbien waren nicht zur Zufriedenheit von Sinaltrainal verlaufen.

Liebe Leute, bitte lasst nicht nach in eurer Solidarität. Wenn ihr Schreiben habt, die auf Webseiten veröffentlicht werden können, gebt mir bitte Bescheid oder schickt sie gleich an mag.wompel@labournet.de

Wir haben auch ein Projekt mit Anwaltskonto mit Sinaltrainal. Wer auch finanziell etwas beitragen kann, kann sich hier informieren.

Vielen Dank im Namen der kolumbianischen Kollegen und herzliche Grüße von Edgar soll ich übermitteln.

Beatrix Sassermann
BaSo (Basisinitiative Solidarität)