Kolumbien: Humanitäre Krise in Putumayo

Samstag, 2. April 2011

29. Mär 2011 | Kolumbien | Militär

Eskalation der Gewalt gegen Zivilbevölkerung in Südkolumbien. Kokabauern beschweren sich über fehlenden Schutz und Verfolgung durch Armee

Hans Weber
Putumayo/Kolumbien. Im kolumbianischen Bundesstaat Putumayo an der Grenze zu Ecuador eskaliert die militärische und paramilitärische Gewalt gegen die Bevölkerung. Dies beklagte letzten Mittwoch ein Bündnis indigener und afrokolumbianischer Gemeinden und Bauern der Region. Schon im Februar hatten 850 Einwohner von Putumayo bei einer öffentlichen Anhörung im Dorf Puerto Asís über etwa 400 Gewaltfälle berichtet. Die Veranstaltung wurde von Sozialorganisationen und Oppositionspolitikern ausgerichtet. Anwesend waren Vertreter von internationalen Menschenrechtsorganisationen, Beamte der Staatsanwaltschaft und Beobachter der UNO.
Der jüngste Fall geschah erst vor sechs Wochen. Es handelt sich um das Massaker an fünf Menschen im Südwesten von Putumayo durch Unbekannte. Unter den Opfern befand sich das fünfjährige Mädchen Sorith Alfonso Roa, dem die Mörder den Hals durchschnitten und die Händen abtrennten. Soriths Mutter Luz Mery Roa und Großmutter Luz Marina Alfonso Roa wurden mit Macheten geköpft. Außerdem wurde im selben Ort ein Landarbeiter erschossen. Luz Mery Roa war die 2. Vorsitzende des Gemeinderats "Dios Peña".
Das Massaker geschah trotz der Anwesenheit der 7. Brigade der Streitkräfte und der Marine des Südens in dem Gebiet. Nicht nur das Versagen beim Schutz der Zivilbevölkerung werfen die Einwohner von Putumayo dem Militär vor. Sie beschweren sich auch über direkte Angriffe der Armee. Die Truppen besetzten Häuser, Schulen, drohten den Bauern mit dem Tod, führten illegale Verhaftungen durch und zerstörten die Koka-Pflanzungen, die die einzige Einnahmequelle für die Menschen im Hinterland seien, informiert der Aktivist und Sozialforscher Javier Orozco Peñaranda. "Sie wollen uns verhungern lassen, einschüchtern und vertreiben", so der Gemeindeführer Manuel.
Der Bauer erklärte, dass das Megaprojekt "Initiative zur regionalen Verbindung von Südamerika" (IIRSA) das Land von Putumayo für multinationale Erdölkonzerne ins Visier genommen hätte. IIRSA plant Atlantik und Pazifik durch den Bau einer Autobahn und mittels Wasserstraßen über die Flüsse Putumayo und Amazonas zu verbinden.