Ecuador/Spanien: Einmischung in Herrenangelegenheiten

Donnerstag, 24. Januar 2013


(zas, 24.1.13) Ramiro Rivadeneira, der ecuadorianische Defensor del Pueblo, hat Spanien beim Strassburger Menschenrechtshof wegen Verletzung der Menschenrechte eines ecuadorianischen Migranten in der Folge der spanischen Bodenspekulationskrise eingeklagt. Es geht um Luis Solórzano, der 1999 im Gefolge der ecuadorianischen Finanzkrise nach Spanien vertrieben wurde, wo er bis 2008 auf dem Bau malochte. Ein Arbeitsunfall machte ihn arbeitsunfähig. In der Folge konnte er seinen Kredit für sein kleines Haus von €173‘000 bei der Bank Halifax Hispania (heute Lloyds) nicht mehr mit monatlich €640 „bedienen“. Zahlungsvorschlägen von Seiten der Familie Solórzano gegenüber zeigte sich die Bank verschlossen. Sie berief sich dabei auf eine Klausel im Kreditvertrag,  die der Bank das Recht geben soll, bei Zahlungsschwierigkeiten dem oder der KreditnehmerIn jeglichen Rechtsschutz zu nehmen. Feine Sache, verflüssigt das Geschäft. Damit aber, so der Defensor del Pueblo, werde Solórzano und weiteren 15‘000 EcuadorianerInnen in vergleichbarer Situation das Menschenrecht auf Rechtsschutz genommen. Die Hoffnung ist, dass das Strassburger Verdikt als positiver Präzendenfall zum Schutz dieser Leute dienen werde.
Familie Solórzano, Rivadeneira und links eine Frau von der spanischen Defensoría del Pueblo. Quelle: Defensoría, Ecuador.

Zur Kompetenz der Defensoría del Pueblo gehört die Verteidigung der Rechte der BewohnerInnen Ecuadors und – mit der neuen Verfassung – der „Rechte der Natur“, aber auch der emigrierten EcuadorianerInnen. Seit Dezember 2011 gibt sie zusammen mit der Botschaft in Madrid den in Spanien lebenden EcuadorianerInnen gratis Rechtsbeistand.
Am 21. Januar nun gab Rivadeneira, der Defensor, in der Madrider Secretaría Nacional del Inmigrante, eine Erklärung zum Fall ab. Vor einem von Präsident Rafael Correa firmierten Bild zum Thema: „Kein Mensch ist illegal“. Unterstützt wird Rivadeneira von der spanischen Defensoría del Pueblo. Am Abend des gleichen Tages war sein Besuch, zusammen mit dem ecuadorianischen Aussenminister Ricardo Patiño, im Protestcamp der von den Machenschaften der Bankia angegriffenen Menschen auf der Plaza de Celenque vorgesehen.
Ein Stück „Diplomatie von Volk zu Volk“, wie sie das linke lateinamerikanische Staatenbündnis Alba anstrebt. Da tauchen plötzlich kommune Menschen mit ihren sozialen Bedürfnissen in der Diplomatie auf!