Honduras: Hillary, die Putschfreundin, und Tom, der Modernisierer

Mittwoch, 8. Juli 2015



(zas, 8.7.15) „The Intercept“, die Homepage des Snowden-Mitarbeiters Glenn Greenwald, veröffentlichte letzten Montag Angaben zur Unterstützung des Putschs von Juni 2009 in Honduras durch die damalige US-Aussenministerin Hillary Clinton und andere Spitzenbeamte des State Departments. Gestützt auf Inhalte aus den jetzt veröffentlichten „privaten“ Mails Clintons bestätigt sich eine Lageeinschätzung, die sich schon 2009 heraus kristallisiert hat. Clinton veranlasste im Oktober 2009 die Indienstnahme von Lanny Davis zwecks Eröffnung eines Kommunikationskanals mit Putschpräsident Micheletti. Davis, ein alter Vertrauter ihres Ehemanns, lobbyierte damals für CEAL, das Honduras-Kapitel des Business Council of Latin America, zugunsten der Putschisten in Honduras. Wenig später verblüffte das State Department die Öffentlichkeit mit einem angeblichen Plan für die Rückkehr des gestürzten Linkspräsidenten Mel Zelaya in einem Konsensverfahren mit den putschistischen Kräften, eine Referenz an die erbitterte Opposition des südamerikanischen Staatenbundes Unasur gegen den Putsch. 
Tom Shannon. Qulle: State Department.
Die Überraschung hielt nicht lange an. Es war Plan-Architekt Thomas Shannon, damals im State Department für die westliche Hemisphäre zuständig, der kurz darauf die Abhaltung von Wahlen ohne Zelaya begrüsste. (Der Trick: Das von den Putschisten dominierte Parlament hätte die Sache absegnen sollen, eine angebliche „Formalität“, die es verweigerte.) Shannon, heute Berater von Aussenminister John Kerry, mailte nach den Putschwahlen von Ende November 2009: „Die Wahlbeteiligung (vermutlich ein Rekordhoch) und die klare Ablehnung der Liberalen Partei zeigen, dass wir richtig handelten.“ Zelaya bezeichnete er als „gescheitert“. Die „Wahlen“ unter der Drohung der Bajonette verzeichneten in Wirklichkeit eine rekordtiefe Beteiligung und waren offensichtlich zugunsten der Nationalen Partei gefälscht (da Zelaya damals in der Liberalen Partei noch über einen gewissen Rückhalt verfügte). „Die Shannon-Emails zeigen, was wir schon lange wussten: Die USA wollten, dass die Wahlen die vom Putsch vorangetriebenen Änderungen solide machen“, wie Dan Beeton vom Center for International Policy (CEPR) dem „Intercept“ sagte. Die Site erwähnt auch, dass Mark Weisbrot vom CEPR die Aussagen in Hillary Clintons Buch „Hard Choices“ (2014) als „kühn“ bezeichnete. Clinton schrieb dort, dass sie mit Leaders der westlichen Hemisphäre über „einen Plan für die Wiederherstellung der Ordnung in Honduras“ gesprochen hatte, der „sicherstellen sollte, dass rasch und legitim freie und faire Wahlen abgehalten werden konnten, und der die Frage einer Rückkehr Zelayas akademisch machen würde“
Hillary Clinton. Quelle: The Intercept.

Die Davis-Connection war bekannt (s. Washington und Honduras-Putsch: Die Fakten). Auch die Rolle Shannons. Bemerkenswert ist, dass dieser Putschfreund diese Tage gerade eine Zentralamerika-Reise in El Salvador begonnen hat, wo er sich für die Installation von international kontrollierten Staatsanwaltschaften gegen die Straflosigkeit wie die CICIG in Guatemala ausgesprochen hat. Er suggeriert also das, was sich die Protestbewegungen in Guatemala und Honduras aktuell zueigen machen. Die Gefahr ist natürlich, dass so ein US-Management für den Ersatz ausgedienter Potentaten ermöglicht wird, das sich aber im Kern gegen die Möglichkeit einer realen Emanzipation richtet, oder einfach gegen ungenehme Regierungen wie die salvadorianische. Die tragische Vernutzung der Aufbruchsbewegungen des „arabischen Frühlings“ für eine „Modernisierung“ der alten Machtverhältnisse gibt zu denken.