----Ein aufmerksames VSC-Mitglied hat Folgendes in der NZZ vom 6.
November 2012 gefunden:
Zynische Nabelschau
Was die Medienberichte über den Tropensturm «Sandy»
kaum beachteten
Die Verwüstungen, welche der
Tropensturm «Sandy» in der
Karibik anrichtete, fanden kaum
die Aufmerksamkeit der Medien.
Ein Missverhältnis.
René Grossenbacher
Am Montag, dem 22. Oktober, baute
sich in der Karibischen See der Tropensturm
«Sandy» auf und nahm Kurs auf
Jamaica. Zwei Tage später verursachte
er dort Überschwemmungen; 37 Menschen
kamen ums Leben. In der Nacht
zum Donnerstag erreichte «Sandy»
Santiago de Cuba, die zweitgrösste
Stadt Kubas mit einer halben Million
Einwohnern. Sie wurde verwüstet.
«Sandy» machte auf seinem Weg durch
den Osten Kubas 50 000 Häuser unbewohnbar,
zerstörte Ernten, legte die
Infrastruktur lahm. Es ist der schlimmste
Hurrikan im Osten Kubas seit 1957.
Die Schäden gehen in die Milliarden.
Am Dienstag, dem 30. Oktober, traf
«Sandy» auf das amerikanische Festland.
Obwohl der Sturm an Intensität deutlich
nachgelassen hatte, waren die Folgen
ebenso gravierend: Millionen Haushalte
ohne Elektrizität, Todesopfer, zerstörte
Häuser, vernichtete Ernten.
Wie gingen die Schweizer Medien
mit diesen Fakten um? Am Samstag, als
die Tragödie in Haiti und Kuba bereits
bekannt war, finden sich in der Swissdox-
Datenbank 25 Beiträge mit dem
Stichwort Sandy. Das Ereignis wurde
allenfalls als knappe Agenturmeldung
beachtet. In der Sonntagspresse wurde
bereits die Bedrohung der USA thematisiert,
auf die Verheerungen in der
Karibik wurde allenfalls am Rande oder
in Nebensätzen eingegangen.
Am Montag, als klarwurde, dass
«Sandy» die USA nicht verschonen
würde, stieg die Zahl der Beiträge auf
83, ohne dass die Katastrophe in der
Karibik noch thematisiert worden wäre.
Am Dienstag schliesslich, als die Ausmasse
der Bedrohung für die USA erkennbar
wurden, waren die Medien
schon randvoll mit Berichten. Die Swissdox-
Datenbank vermeldet 137 Einträge.
Am Mittwoch ist der Hype total. 156
Dokumente spuckt nun die Datenbank
aus. Kuba wird in diesem Zusammenhang
überhaupt nicht mehr erwähnt.
Die surreale Ungleichgewichtung
derselben Naturkatastrophe zeigt vor
allem eines: den kaum noch zu überbietenden
Zynismus eines Journalismus,
der sich offenbar vom Ziel verabschiedet
hat, das Weltgeschehen adäquat abzubilden.
Stattdessen erhalten die
Machtzentren mit ihren gigantischen
Informationsapparaten grotesk mehr
Aufmerksamkeit als andere Weltgegenden.
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Wirbelsturm Sandy: Katastrophenkapitalistische Nabelschau
Mittwoch, 7. November 2012
Tags:
Katastrophenkapitalismus