US-Vernichtungsspur vom irokesischen Territorium bis Honduras

Sonntag, 31. März 2013


Honduranische Polizei, die neusten US-gestützten Killer
Nick Alexandrov*
Die offizielle US-Unterstützung für Killerbanden geht auf die Ursprünge der Nation zurück und ist vermutlich einer der Gründe, warum H. Rap Brown Gewalt als „so amerikanisch wie Kirschenkuchen“ bezeichnete. Der Gründervater des Landes half den Trend zu starten, als er General John Sullivan 1779 ins Territorium der IrokesInnen entsandte, mit der expliziten Anweisung, „dass das Land nicht nur überrannt, sondern zerstört werde“. „Es ist essentiell, ihre Ernten zu zerstören“, meinte der Stadtzerstörer – wie Washington genannt wurde – betonte. Sullivan und seiner Männer beendeten ihr Abenteuer, indem sie „die Körper der Indianer von der Hüfte an abwärts häuteten, um Stiefelstulpen oder Leggins zu machen“, wie der Historiker Ernest Cruishank im späten 19. Jahrhundert schrieb. Damit veranlasste er seinen Zeitgenossen John Watts de Peyster zur Frage: „Wer waren die Wilden, die Kontinentaltruppen oder die Indianer“?
Gelehrte tendieren heute dazu zu sagen, Washington scheine „mehr ein Monument als ein Mensch“ zu sein, wie Gordon Wood nie müde wird darzulegen. Wood sprach vor einem Monat aus Anlass von Washingtons Geburtstag, wo er mit der Prämisse begann, dass der erste US-Präsident ein grosser Mann gewesen sei, von welchem Ansatz er dann weiter ausging. Bertrand Russell hatte einst die mittelalterliche Philosophie dafür kritisiert, dass sie von vornherein annahm, die Wahrheit zu wissen – schaut man sich Woods Ruf an, ist das offenbar auch heute noch eine Voraussetzung für akademischen Erfolg.
Der Glaube, dass indigene Gruppen die Chancen, die das Land berge, vergeuden, brachte die Politik  von Enteignung und Ausrottung mit sich, letzteres der Begriff, den Jefferson, Jackson und andere Berühmtheiten bevorzugten. Kein Wunder, bewunderte Hitler diesen Aspekt der US-Geschichte. Während des kalifornischen Goldrausches ermordeten und vergewaltigten Weisse die eingeborenen EinwohnerInnen der Region, von denen einige gewusst haben, dass es Gold in der Gegend gibt, ohne es als ausbeutbare Ressource zu werten. Was konnten die rechtmässigen Eigentümer des Landes mit solchen Leuten anfangen? „Warum nicht Vernichtung?“, fragte L. Frank Baum, Autor des „Zauberers von Oz“, in einem Editorial von 1890, in dem er den Zeitgeist einfing.
Diese Annahmen bezüglich des Rechts, Territorien zu kontrollieren, und der Hindernisse für erleuchtete Entwickler, ihre Ziele zu realisieren, wurde nach dem Genozid an den Native Americans expansiver. Gegen Ende des 2. Weltkrieges entwarfen US-Strategen in Übereinstimmung mit den Unternehmenszielen ein System „ausländischer Missionen in der Welt“. „Bis zu einem gewissen Grad kolonisieren wir“, sagte Repräsentant Eugene Woxley (D-TX). Nachdem er 1943 den Ausführungen des assistierenden Aussenministers Adolf Berle über die US-Pläne für die Herrschaft in den Lüften gefolgt war, bat ihn Repräsentant Charles A. Eaton (R-NJ), „den grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Programm von Hitler, die Kontrolle über alles Land und alle Völker und alle Meere zu erlangen und dem vorgeschlagenen Programm Amerikas für die Kontrolle des ganzen Luftraumes über der Erde zu definieren“.
Einer von Eatons Kollegen stellte den Unterschied klar: die USA suchten „globale Macht als Sachwalter der Zivilisation“, während Hitler diese bloss „zum Nutzen eines Haufens von Nazigangstern“ wollte. Wer immer die US-Geschichte studierte, sollte im Stand gewesen sein, die Reinheit der Absichten des Landes zu erkennen – und falls aus irgendeinem Grund die Beispiele des Stadtzerstörers und des Goldrausches nicht überzeugen sollten, würden die folgenden Jahrzehnte ihre Güte noch weiter vermitteln. Wir sehen, wie Aussenminister Kissinger 1976 die argentinische Regierung ermuntert, ihren schmutzigen Krieg fortzuführen, in dem die Armee 30'000 Menschen hat „verschwinden“ lassen. „Je schneller ihr Erfolg habt, desto besser“, unterstrich der Nobelpreisträger, und Ende der 70er Jahre brachte die CIA argentinische Offiziere nach Honduras, um ihre zentralamerikanischen Pendants zu lehren, was sie gemeistert hatten.
Doris Rosibel Benavides Tarrius, eine junge Psychologin, lernte das Talent der honduranischen Studenten direkt kennen. Sicherheitskräfte entführten sie im Mai 1987, brachten sie in eine Einrichtung, wo sie sie vergewaltigten und an einer Metallstange aufhängten, um ihre Brüste und Füsse zu schlagen, in der sogenannten Flugzeugposition. Zehn Jahre zuvor hatte der argentinische Mechaniker Marcos Queipo beobachtet, wie Militärflugzeuge beim Überfliegen des Paraná-Delta mysteriöse Pakete auf die weit darunter liegenden Uferbänke abwarfen. Horacio Verbitsky, ein Recherchierjournalist, erfuhr Jahre später von diesen Flügen, als sich ihm ein Mann in der Metro von Buenos Aires näherte. „Ich will mit Ihnen reden“, sagte der Mann und erklärte, dass er bei der Führung des schmutzigen Krieges behilflich gewesen war. „Sie werden sehen, dass wir schlimmere Dinge als die Nazis taten“, fuhr Adolfo Scilingo fort, und erzählte, wie er Tausende von verdächtigten Subversiven, die alle mit Drogen betäubt waren, aber noch lebten, aus dem Flugzeug gestossen hatte. Queipo sah einige ihrer Leichen in den Packungen, die er öffnete; die meisten Mörder sind nie gefunden worden.
Das Killen geht in Honduras weiter, wo Anwälte, Menschenrechtlerinnen, LGTB-Leute und anderen seit dem Putsch 2009 vermehr ins Visier genommen werden. Zwei Absolventen der School of the Americas halfen damals, den demokratisch gewühlten Präsidenten zu stürzen. Obama unterstützte die folgenden Wahlen, eine Farce, die, hätte sie beispielsweise in Venezuela stattgefunden, die Mainstreammedien lächerlich gemacht hätten. Letzten Herbst identifizierte die honduranische Wahrheitskommission mehrere Repressionsmuster, die die Öffentlichkeit bedrohten, und welche die Weltbank im Resümee ihres angeblich auf „Sicherheit der BürgerInnen“ angelegten „Safe Municipalities Project“ [sichere Gemeinden] nie erwähnt. Eines der wahren Ziele der Weltbank scheint zu sein, den Einfluss der Polizei auf Gebiete wie Choloma auszuweiten – ein „industrielles Abfallmekka für die Maquila-Betriebe“, wie die Aktivistin und Wissenschaftlerin Adrienne Pine schrieb. Der wegen aussergerichtlichen Tötungen angeklagte Juan Carlos Bonilla ist Chef der gesamten honduranischen Nationalpolizei, auch wenn das State Department das Gegenteil weismachen will. Es sagt, es kanalisiere die US-Gelder an überprüfte Einheiten ausserhalb seines Einflussbereichs.
Gegen Bonillas Männer sind in den letzten Jahren Anschuldigungen wegen Morde im Stil der Todesschwadronen erhoben worden. Das zeigt, dass die „Sicherheitsziele“ der Bank weniger mit Menschen als mit dem aktuellen Wirtschaftsmodell zu tun haben, in dem das Agrobusiness gedeiht, während landvertriebene Bäuerinnen und Bauern in die Industriearbeit gezwungen werden. Die Situation erinnert an die dauernden Kredite der Bank an Guatemala in den späten 70er und frühen 80er Jahre, als die völkermörderische Regierung die Mayas abschlachtete, um die für den Chixoy-Staudamm vorgesehenen Gebiete frei zu machen.
Wie in der Vergangenheit scheinen nur einige wenige Aufgeklärte das enorme Potenzial des Landes als Profitquelle zu erfassen. Die anderen zahlen für ihre Ignoranz, oft mit dem Leben. Es ist eine alte Geschichte, die deswegen nicht weniger in Zorn versetzt. Und die tiefen Wurzeln dieses Trends in der Vergangenheit legen nah, dass es eine Kombination von radikalem Denken und enormen Anstrengungen braucht, um das sie ermöglichende System zu beenden.
* counterpunch.org, 29.3.13: Honduran Cops, The Latest U.S.-Backed Killers