Honduranische Polizei, die neusten US-gestützten
Killer
Nick Alexandrov*
Die
offizielle US-Unterstützung für Killerbanden geht auf die Ursprünge der Nation zurück und ist vermutlich einer der Gründe, warum H.
Rap Brown Gewalt als „so amerikanisch wie Kirschenkuchen“ bezeichnete. Der Gründervater des
Landes half den Trend zu starten, als er General John Sullivan 1779 ins
Territorium der IrokesInnen entsandte, mit der expliziten Anweisung, „dass
das Land nicht nur überrannt, sondern zerstört werde“. „Es ist essentiell,
ihre Ernten zu zerstören“, meinte der Stadtzerstörer – wie Washington
genannt wurde – betonte. Sullivan und seiner Männer beendeten ihr Abenteuer,
indem sie „die Körper der Indianer von der Hüfte an abwärts häuteten, um Stiefelstulpen oder Leggins
zu machen“, wie der
Historiker Ernest Cruishank im späten 19. Jahrhundert schrieb. Damit
veranlasste er seinen
Zeitgenossen John Watts de Peyster zur Frage: „Wer waren die Wilden, die Kontinentaltruppen oder
die Indianer“?
Gelehrte
tendieren heute dazu zu sagen, Washington scheine „mehr ein Monument als ein
Mensch“ zu sein, wie Gordon Wood nie müde wird darzulegen. Wood sprach vor
einem Monat aus Anlass von Washingtons Geburtstag, wo er mit der Prämisse
begann, dass der erste US-Präsident ein grosser Mann gewesen sei, von welchem
Ansatz er dann weiter ausging. Bertrand Russell hatte einst die
mittelalterliche Philosophie dafür kritisiert, dass sie von vornherein annahm,
die Wahrheit zu wissen – schaut man sich Woods Ruf an, ist das offenbar auch
heute noch eine Voraussetzung für akademischen Erfolg.
Der Glaube,
dass indigene Gruppen die Chancen, die das Land berge, vergeuden, brachte die
Politik von Enteignung und Ausrottung
mit sich, letzteres der Begriff, den Jefferson, Jackson und andere Berühmtheiten
bevorzugten. Kein Wunder, bewunderte Hitler diesen Aspekt der US-Geschichte.
Während des kalifornischen Goldrausches ermordeten und vergewaltigten Weisse
die eingeborenen EinwohnerInnen der Region, von denen einige gewusst haben,
dass es Gold in der Gegend gibt, ohne es als ausbeutbare Ressource zu werten.
Was konnten die rechtmässigen Eigentümer des Landes mit solchen Leuten
anfangen? „Warum nicht Vernichtung?“, fragte L. Frank Baum, Autor des
„Zauberers von Oz“, in einem Editorial von 1890, in dem er den Zeitgeist
einfing.
Diese Annahmen
bezüglich des Rechts, Territorien zu kontrollieren, und der
Hindernisse für erleuchtete Entwickler,
ihre Ziele zu realisieren, wurde nach dem Genozid an den Native Americans expansiver. Gegen Ende des 2. Weltkrieges entwarfen
US-Strategen in Übereinstimmung mit den Unternehmenszielen ein System „ausländischer
Missionen in der Welt“. „Bis zu einem
gewissen Grad kolonisieren wir“, sagte Repräsentant Eugene Woxley (D-TX). Nachdem
er 1943 den Ausführungen des assistierenden Aussenministers Adolf Berle über
die US-Pläne für die Herrschaft in den Lüften gefolgt war, bat ihn Repräsentant Charles A. Eaton
(R-NJ), „den grundsätzlichen Unterschied
zwischen dem Programm von Hitler, die Kontrolle über alles Land und alle Völker
und alle Meere zu erlangen und dem vorgeschlagenen Programm Amerikas für die
Kontrolle des ganzen Luftraumes über der Erde zu definieren“.
Einer von
Eatons Kollegen stellte den Unterschied klar: die USA suchten „globale Macht als Sachwalter der Zivilisation“,
während Hitler diese bloss „zum Nutzen
eines Haufens von Nazigangstern“ wollte. Wer immer die US-Geschichte studierte,
sollte im Stand gewesen sein, die Reinheit der Absichten des Landes zu erkennen
– und falls aus irgendeinem Grund die Beispiele des Stadtzerstörers und des
Goldrausches nicht überzeugen sollten, würden die folgenden Jahrzehnte ihre Güte
noch weiter vermitteln. Wir sehen, wie Aussenminister Kissinger 1976 die argentinische
Regierung ermuntert, ihren
schmutzigen Krieg fortzuführen, in dem die Armee 30'000 Menschen hat „verschwinden“
lassen. „Je schneller ihr Erfolg habt,
desto besser“, unterstrich der Nobelpreisträger, und Ende der 70er Jahre
brachte die CIA argentinische Offiziere nach Honduras, um ihre
zentralamerikanischen Pendants zu lehren, was sie gemeistert hatten.
Doris Rosibel
Benavides Tarrius, eine junge Psychologin, lernte das Talent der honduranischen
Studenten direkt kennen. Sicherheitskräfte entführten sie im Mai 1987, brachten sie in eine Einrichtung, wo sie sie
vergewaltigten und an einer Metallstange aufhängten, um ihre Brüste und Füsse zu schlagen,
in der sogenannten
Flugzeugposition. Zehn Jahre zuvor hatte der argentinische Mechaniker Marcos
Queipo beobachtet, wie Militärflugzeuge beim Überfliegen des Paraná-Delta mysteriöse
Pakete auf die weit darunter liegenden Uferbänke abwarfen. Horacio Verbitsky,
ein Recherchierjournalist, erfuhr Jahre später von diesen Flügen, als sich ihm
ein Mann in der Metro von Buenos Aires näherte. „Ich will mit Ihnen reden“, sagte der Mann und erklärte, dass er
bei der Führung des schmutzigen Krieges behilflich gewesen war. „Sie werden sehen, dass wir schlimmere Dinge
als die Nazis taten“, fuhr Adolfo Scilingo fort, und erzählte, wie er Tausende
von verdächtigten Subversiven, die alle mit Drogen betäubt waren, aber noch
lebten, aus dem Flugzeug gestossen hatte. Queipo sah einige ihrer Leichen in den Packungen, die er
öffnete; die meisten Mörder sind nie gefunden worden.
Das Killen
geht in Honduras weiter, wo Anwälte, Menschenrechtlerinnen, LGTB-Leute und
anderen seit dem Putsch 2009 vermehr ins Visier genommen werden. Zwei Absolventen
der School of the Americas halfen
damals, den demokratisch gewühlten Präsidenten zu stürzen. Obama unterstützte
die folgenden Wahlen, eine Farce, die, hätte sie beispielsweise in Venezuela
stattgefunden, die Mainstreammedien lächerlich gemacht hätten. Letzten Herbst identifizierte die
honduranische Wahrheitskommission mehrere Repressionsmuster, die die
Öffentlichkeit bedrohten,
und welche die Weltbank im Resümee ihres angeblich auf „Sicherheit der BürgerInnen“ angelegten „Safe Municipalities
Project“ [sichere Gemeinden] nie erwähnt. Eines der wahren Ziele der Weltbank
scheint zu sein, den Einfluss der Polizei auf Gebiete wie Choloma auszuweiten –
ein „industrielles Abfallmekka
für die Maquila-Betriebe“, wie die Aktivistin und Wissenschaftlerin Adrienne Pine
schrieb. Der wegen aussergerichtlichen Tötungen angeklagte Juan Carlos Bonilla
ist Chef der gesamten honduranischen Nationalpolizei, auch wenn das State
Department das Gegenteil weismachen will. Es sagt, es kanalisiere die US-Gelder an überprüfte Einheiten ausserhalb seines Einflussbereichs.
Gegen
Bonillas Männer sind in den letzten Jahren Anschuldigungen wegen Morde im Stil
der Todesschwadronen erhoben worden. Das zeigt, dass die „Sicherheitsziele“ der
Bank weniger mit Menschen als mit dem aktuellen Wirtschaftsmodell zu tun haben,
in dem das Agrobusiness gedeiht, während landvertriebene Bäuerinnen und Bauern
in die Industriearbeit gezwungen werden. Die Situation erinnert an die dauernden Kredite der Bank an Guatemala in den späten
70er und frühen 80er Jahre, als die völkermörderische Regierung die Mayas abschlachtete,
um die für den Chixoy-Staudamm vorgesehenen Gebiete frei zu machen.
Wie in der
Vergangenheit scheinen nur einige wenige Aufgeklärte das enorme Potenzial des
Landes als Profitquelle zu erfassen. Die anderen zahlen für ihre Ignoranz, oft
mit dem Leben. Es ist eine alte Geschichte, die deswegen nicht weniger in Zorn
versetzt. Und die tiefen Wurzeln dieses Trends in der Vergangenheit legen nah,
dass es eine Kombination von radikalem Denken und enormen Anstrengungen
braucht, um das sie ermöglichende System zu beenden.
* counterpunch.org, 29.3.13: Honduran
Cops, The Latest U.S.-Backed Killers