Drummond-Arbeiter von Paramilitärs bedroht
Streikende Kohlearbeiter werden von Paramilitärs zu militärischen Zielen erklärt. Streik ist momentan eingestellt
Valledupar. Anführer des Streiks gegen den US-amerikanischen Steinkohlekonzern Drummond sind in einem
Kommuniqué
der Paramilitärs mit dem Tod bedroht worden. "Wir fordern den Abbruch
jeder Aktivität zur Störung der sozialen Ordnung, wie Streiks oder
Demonstrationen", heißt es in dem Schriftstück, das von der Gruppe "Los
Rastrojos" unterzeichnet wurde. Die paramilitärische Vereinigung
beschuldigt darin die Gewerkschafter, "kommunistische Doktrinen" zu
verbreiten, und verspricht, die "Zerstörung der Staatspolitik durch die
Guerilla-Gewerkschafter" zu verhindern.
Die Morddrohung der Paramilitärs erfolgt inmitten eines Streiks von circa
3.000
Arbeitern der Drummond und Angehörigen der Gewerkschaft
Sintramienergética, der am 23. Juli begann, nachdem die Gespräche mit
der US-amerikanischen Kohlebergbaufirma gescheitert waren.
Auch Menschenrechts- und Basisorganisationen wie das Anwaltskollektiv
Alvear Restrepo und die Marcha Patriótica sowie linke Oppositionelle
sind in dem Dokument zu militärischen Zielen erklärt worden. Die Drohung
von Los Rastrojos konzentriert sich allerdings auf die Bergbau- und
Metallindustriegewerkschaften Sintramienergética, Funtramienergética und
Sintraime.
Diese Organisationen sollen "mit der subversiven Gehirnwäsche
aufhören", denn dadurch griffen sie "die guten und edelmütigen Absichten
der Regierung von Dr. Juan Manuel Santos im Hinblick auf den Frieden
an" und stoppten "den von Multinationalen wie Glencore, Drummond,
Pacific Rubiales und Anglo Gold Ashanti hervorgerufenen Fortschritt",
die wie auch andere Konzerne Wohlstand und Arbeitsplätze schüfen, so der
erste Punkt des paramilitärischen Kommuniqués.
Die Arbeiter der Drummond
klagen allerdings, dass sie 12 Stunden am Tag sechs Mal die Woche unter
harten Bedingungen arbeiten müssen und dennoch keinen festen Monatslohn hätten, sondern
stundenweise bezahlt
werden. Die 4.500 Leiharbeiter seien noch mehr benachteiligt, weil sie
nur ein Viertel des Lohns der festen Angestellten bekämen. Ehemalige
Angestellte von Drummond berichten, dass 24 von ihnen möglicherweise
wegen des Kohlestaubs der Tagebauminen an
Lungenkrebs gestorben sind. Außerdem gebe es mehr als
1.500, die krank sind. Darüber hinaus seien
19 Minenarbeiter wegen mangelnder Arbeitssicherheit gestorben.
In diesem Zusammenhang
fordern die
Streikenden der Drummond vor allem eine Lohnerhöhung von 10 Prozent,
einen festen Monatslohn, die Verbesserung der Arbeitssicherheit, die
Weiterbeschäftigung von
400 Hafenarbeitern und die
Wiedereinstellung der 600 streikenden Arbeiter, die im Jahr 2009 entlassen wurden.
Sintramienergética hat das Angebot von Drummond über eine
Lohnerhöhung um 5 Prozent abgelehnt, das die Firma nur mit
Sintradrummond und Agretritrenes diskutiert hätte. Die zwei kleinen
Gewerkschaften seien von dem US-amerikanischen Konzern selbst kreiert
worden und repräsentierten nicht die Mehrheit der Angestellten,
klagt César Flóres von Sintramienergética. Momentan sind die Gespräche zwischen Drummond und dem Arbeitergremium eingestellt.
Währenddessen
fordern
Oppositionelle die Regierung auf, die von den Paramilitärs bedrohten
Gewerkschafter zu schützen. In diesem Jahr hätten sie bereits eine
Morddrohung bekommen, berichtet
La Silla Vacía.
Später sei Rubén Darío Morrón, einer der Gewerkschaftsführer, einen Tag
vor dem Beginn der Gespräche mit der Drummond sogar einem Mordattentat
entkommen.
Bereits im Jahr 2001 sind drei Gewerkschafter und Arbeiter der
Drummond durch Paramilitärs ermordet worden. Heute sitzt Jaime Blanco
Maya, ein Subunternehmer des Konzerns, deshalb im Gefängnis und eine
gerichtliche
Untersuchung gegen den CEO und andere Führungskräfte des Unternehmens ist wegen desselben Falls am Laufen.
Aus diesem Grund verlangen deutsche NGOs, dass Steinkohlekäufer des
US-amerikanischen Unternehmens wie RWE, Eon, Steag, Vattenfall und EnBw
ihre Geschäftsbeziehungen mit der Drummond überdenken sollen. Die
deutschen und schweizer Energieversorger weisen diese Forderung jedoch
zurück.