Kolumbien/EU: Waffenlieferungen beenden!

Mittwoch, 21. August 2013




FARC-Sprecher zum Stand der Gespräche in Havanna
In einem Exklusivinterview für Europa hat der Pressechef der Friedensdelegation der FARC-EP in Havanna, Kommandant Andrés París, knapp erklärt, wie es um die Dialoge mit der Regierung steht und einige Aspekte angerissen, die für eine spätere Mitwirkung der Europäischen Union von Bedeutung sind. Die Fragen stellten für „Tercera Información“ (Spanien) Eliécer Jiménez und José Antonio Gutiérrez.
F: Können Sie für einen mittelmäßig am Konflikt, dem Dialog und dem Frieden in unserem Land interessierten Europäer zusammenfassen, wie dieser Prozess bislang verlief und wie weit man zu einem Friedensabkommen für Kolumbien gekommen ist?
Andrés París: Wenn wir mit anderen Erfahrungen vergleichen, dann ist Havanna gut vorangekommen. Beim ersten Punkt, der Landfrage, haben wir einige strategische Aspekte auf später verschoben und sind nun beim zweiten Punkt der politischen Teilhabe, die wir von unserer „strukturellen politischen Reform“ her angehen, bei der es um mehr Demokratie und Garantien geht, angefangen beim Recht auf Leben. Es gibt einen medialen Druck von Regierungsstrategen um die Guerilla sozusagen mit der „Zeitpeitsche“ zu bestrafen. Aber was da verheimlicht wird, sind die Wahlinteressen der politischen Kräfte des Staates, der Regierung selbst. Die größte Schwierigkeit für eine Vereinbarung liegt nicht in der Geschwindigkeit des Friedensprozesses, sondern in der Konzeption zu glauben, dass man zum Frieden kommen kann ohne etwas im Land zu verändern und anzunehmen, dass eine revolutionäre Guerilla vor einem Verfassungsfetisch aufgebe. Es muss tiefgehende Reformen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geben.
F: Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Europäischen Union für die Dialoge und worin sie besteht – oder sehen Sie sie eher als halbherzig an?
Andrés París: Nun, Europa und einige seiner Länder haben den Friedensprozess unterstützt, und das ist positiv. Nun muss es darum gehen die FARC von der Liste der Terrororganisationen zu nehmen und aufzuhören der kolumbianischen Regierung Waffen zu verkaufen.
F: Wenn es um eine Verstärkung der Vermittlung geht und um Unterstützung anderer europäischer Regierungen um die Dialoge zu stabilisieren – haben Sie dabei an die Teilnahme von Staaten wie der Schweiz, Irland oder auch Schweden gedacht?
Andrés París: Die Vereinbarung ist offen dafür, dass später andere Länder teilnehmen können, und wir haben vorgeschlagen eine Art „Freundesgruppe des Prozesses“ zu schaffen.
F: Die irische Regierung hat mehrfach gesagt, dass sie mitmachen und ihre Erfahrung bei der Schaffung eines Friedensabkommens beitragen will, das dort den Krieg beendete. Wie sehr interessiert dieser Vorschlag und wie tauglich ist die irische Erfahrung, auf dass Sie ihr positive Aspekte abgewinnen könnten?
Andrés París: Wir haben mit irischen Delegationen gesprochen, die aus beiden Seiten bestanden. Und wir haben darum gebeten, dass sie mit der kolumbianischen Regierung sprechen, damit diese versteht, dass der Frieden Änderungen und Reformen beinhaltet. Das ist normal in allen Friedensprozessen. Die Regierung aber will einen Express- und Gratisfrieden.
Kolumbien und seine Regierenden sind im neunzehnten Jahrhundert, was die Agrarfrage angeht, wobei eine Agrarreform in Irland vor zweihundert Jahren gemacht wurde. Das ist der Unterschied zwischen beiden Prozessen: einer endete erfolgreich in Irland, und der andere in Kolumbien öffnet für unser Land hoffentlich die Türen des zwanzigsten Jahrhunderts. Um es an das einundzwanzigste Jahrhundert anzupassen, gehören wir Revolutionäre in eine neue Regierung, die in der nächsten Wahldebatte aus einem Linksbündnis entsteht.
Übers.: G.P.