(zas, 14.10.13) Fast vier Minuten dauerte der Bericht heute Abend im Echo der Zeit von SRF (staatlicher Rundfunk in der Schweiz). In Beirut protestierten welche gegen eine Untersuchung der Hintergründe der verheerenden Ammoniumnitrat-Explosion letztes Jahr. Andere von einer christlichen Miliz kamen und schossen auf sie. 6 Tote. Noch Auseinandersetzung auf der Strasse. Dann aber zum Thema: Die Protestierenden sind pro-Hizbollah. Deshalb widmet die Journalistin die verbleibenden dreieinhalb Minuten einem Standardthema: Der Hizbollah ist mies. Kein Wort zu den Tätern. Wir lernen: Es gibt die Angehörigen der bei der Explosion Umgekommenen. Sie wollen eine Untersuchung. Und es gibt den Hizbollah. Der will keine. Vor lauter medialem Repetieren fragen wir uns nicht: Hatte niemand von den Gestorbenen mit dem Hizbollah sympathisierende Angehörige? Und was wollen sie, so es sie gibt? Die laufende Untersuchung unterstützen? Eine andere Untersuchung? Nur schon solche Fragen würden am Feindbild etwas rütteln. Stattdessen zeuge von Humanismus, medial jene zu beschimpfen, die heute – so die Darstellung – eigentlich Opfer waren. Nicht ihre Mörder.
Das mag demnächst «korrigiert» werden. Aber der Elefant steht im Raum.
Die ungeschützte Lagerung riesiger Mengen von Ammoniumnitrat in einer Stadt ist kriminell. Und ja, der Hizbollah war mit an der Regierung. Vielleicht ist er verantwortlich, vielleicht will er seine Untat verschleiern. Ich weiss es nicht. Aber ich hab eine Vorstellung davon, wie ausgewählt eine dem Westen genehme Justiz in dieser Region untersuchen kann. Ich weiss, wie im Mainstream nach der Explosion die libanesische Liebe zur guten Kolonialmacht besungen wurde, deren Rückkehr Macron voller Mitgefühl für die Leidenden, deshalb ungestüm, forderte. Aber nein, unwichtig. Ich soll wissen, Hizbollah ist bös.
Warum wollen die freien Medien, dass ich das wisse (und mir deshalb keine weiteren Fragen stellen müsse)?