Venezuela: Militärangriff im Oktober?

Freitag, 28. August 2020

 

Ángel Guerra*

 

Ein US-gesponserter Militärangriff auf Venezuela könnte vor den Wahlen vom 3. November in den USA stattfinden. Am 22. August erklärte Remigio Ceballos, Chef des Strategischen Operationskommandos der venezolanischen Streitkräfte (FANB): «Die mit Venezuela verbündeten internationalen Geheimdienste informieren uns, dass Kolumbien eine Aggression vorbereitet. Wir haben es mit einer Regierung Kolumbiens zu tun, die Venezuela wie keine andere in unserer Geschichte angegriffen hat.» Ein paar Tage vorher denunzierte der venezolanische UNO-Botschafter Samuel Moncada: «Propagandaorgane in Washington befürworten schon eine multinationale Militärinvasion von Venezuela [… die] eine militärische Besetzung beinhalten muss, aber ohne die USA sichtbar am Steuer. Es sind die Armeen von Kolumbien und Zentralamerika, die die schmutzige Arbeit machen werden.» 

In einem weiteren Tweet schrieb Moncada, die «höhere Stufe» der Aggression, also «die ‘Kampagne des maximalen Drucks’ geht über den Wirtschaftsterrorismus hinaus und erreicht die militärische Dimension. Sie suchen die October Surprise für ihre Wahlen.» Im vorausgegangenen Tweet publizierte der venezolanische Delegierte einen Auszug aus dem Artikel des konservativen Portals Washington Examiner mit den Anspielungen des Chefs des US-Südkommandos, Admiral Craig Faller, und des Vertreters der International Crisis Group, Phil Gunson, bezüglich einer möglichen Militärintervention in Venezuela. Faller hat demnach an einem vom toxischen Atlantic Council organisierten Seminar gesagt: «Entscheidend ist, wie wir geheimdienstliche Erkenntnisse besser teilen können, und wie die internationale Gemeinschaft so mehr Einfluss ausüben kann, um das Verhalten Maduros und der externen Staatsakteure zu ändern.»

Gleichzeitig trafen sich in Bogotá der erwähnte Faller, Robert O’Brien, Nationaler Sicherheitsberater des Weissen Hauses, Mauricio Claver-Caprone, US-kubanischer Lateinamerika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat und Trump-Kandidat für die Präsidentschaft der Interamerikanischen Entwicklungsbank, und der US-Botschafter Philip Goldberg mit Subpräsident Iván Duque. Die kolumbianische Präsidentschaft hatte als einen Inhalt der Gespräche «Sicherheitsthema, Drogenbekämpfung, die Lage in Venezuela und die Immigration von Bürgern dieses Landes nach Kolumbien» genannt. Washington war so zynisch, Venezuela des Drogenhandels zu bezichtigen, während sein wichtigster Verbündeter in der Region, Kolumbien, 90 Prozent des weltweit gehandelten Kokains produziert.

Das mexikanische Portal La Política Online versichert, der US-kubanische Senator Marco Rubio heize die Trump-Kampagne für eine Invasion Venezuelas auf, um so im November die 29 Stimmen Floridas im Electoral College zu erlangen. Für die Mobilisierung von Latino-Stimmen zuständige Mitglieder des republikanischen War Room kommentieren seit kurzem, dass sich Rubio an mindestens zwei Treffen für eine Militäraktion in Südamerika zu diesem Zweck ausgesprochen habe.

Wichtige Vorbedingungen bekräftigen die Möglichkeit eines Angriffs auf Venezuela. Da ist eh mal die Fixierung Trumps auf das Land und seine Bodenschätze, die ihn auch schon mal die Frage an die Pentagons-Chefs nach der Machbarkeit eines direkten US-Angriffs auf Venezuela stellen liess. Da sind weiter die ungeheuerlichen und permanenten subversiven Manöver und der Wirtschaftskrieg gegen das Land. Aber da ist aktuell auch seine ungünstige Lage in den Wahlumfragen, die, falls sie anhält, dazu führen könnte, dass ihm Joe Biden das Weisse Haus wegnimmt. US-Präsidenten, die sich wiederwählen lassen wollten, haben für ihre Wahlpopularität auf die sogenannte October Surprise, eine Aktion, um das Land um seinen Commander in Chief herum zu scharen, zurückgegriffen.

 

·         telesurtv.net, 27.8.20: Venezuela: ¿agresión en octubre?

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Anmerkungen (zas): Wir haben die Quellen für die Aussagen, die der kubanische Autor zitiert, verlinkt. Sie legen die Möglichkeit eines bevorstehenden militärischen Angriffs nahe. Tatsache ist, dass sich entsprechende Indizien in der Letzten Zeit häufen, als weiteres Beispiel sei ein in diesem Monat erschienener Bericht des traditionell mit dem Pentagon verflochtenen Think Tanks Center for Strategic and International Studies (CSIS) erwähnt, zu dem  auf amerika21 eine kurze Analyse zu lesen ist. All das ist kein «Beweis» für einen demnächst erfolgenden offenen Krieg gegen Venezuela. Es gehört zum Wesen der US-Politik, mit militärischer Gewalt zu drohen, ohne diese dann zwangsläufig wie angekündigt zu praktizieren. Fakt ist, so viele Signale wie jetzt für eine solche Tat gab es wohl noch nie.