Replik auf den Bericht im Echo der Zeit vom 23.7. 2022 »Immer mehr Menschen wollen weg aus Kuba»

Freitag, 19. August 2022

Gion Honegger

Christina Scheidegger von «Echo der Zeit» hat mit Dr. Günther Maihold von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (die u.a. auch die Bundesregierung und die Nato berät) ein Gespräch zur Situation in Kuba geführt. Im Zentrum stand die Auswanderung von Cubaner*innen und die Beweggründe dafür. Dr. Günther Maihold hat im Gespräch einige Gründe genannt, die er als dafür verantwortlich hält.

So hat G. Maihold die sehr schwierige wirtschaftliche Situation erwähnt, die dazu führt, dass teilweise Grundnahrungsmittel, Medikamente und Dinge des alltäglichen Bedarfs fehlen. Das ist leider tatsächlich eine Realität und macht das Leben der Cubaner*innen sehr schwierig. Viele jüngere Leute haben daher tatsächlich das Land, wenigstens für einige Zeit, verlassen, um woanders mehr verdienen zu können.

G. Maihold nennt im Gespräch Devisenmangel und Energieschwierigkeiten und meint dazu lapidar: «…die kubanische Ökonomie …traditionell unterversorgt mit Lebensmitteln, Medikamenten, strategischen Gütern…. «und fährt im Plauderton fort von Problemen zu sprechen, «die Cuba schon immer mit sich rumschleppt…»

Die Monroe-Doktrin: Der Griff der USA nach Cuba, Mittel- und ganz Lateinamerika

Es braucht schon einen abgebrühten Zynismus, um die wirtschaftliche Situation Cubas nach 60 Jahren US-Blockade so einseitig wie von G. Maihold in der Sendung von «Echo der Zeit» zu erklären. Meint er mit «traditionell» vielleicht die Tradition der USA, Mittelamerika – und nach Bedarf ganz Lateinamerika – als ihren «Hinterhof», ihren Besitz zu betrachten (Monroe-Doktrin, 1823). Wo man mit militärischen Interventionen und offen militärischen Kriegen (1898 Cuba und Puerto Rico, 1909 Nicaragua, 1954 Guatemala, 1973 Chile, 1983 Grenada, um nur einige wenige zu nennen) beliebig besetzen, politisch kontrollieren (Platt-Amendment, 1903) und für US-Konzerne zur Ausbeutung freigeben kann. Und mit «die Cuba schon immer mit sich rumschleppt…» kann ja nur die US-Blockade, vielleicht aber auch die längere Geschichte der USBesitznahme und Ausbeutung Cubas gemeint sein. Mit einem Wirtschaftskrieg ohnegleichen, führt jede US-Regierung die Politik des Platt-Amendment gegen Cuba weiter, weil sich die cubanische Bevölkerung einfach nicht unterwerfen lassen will und kämpferisch und «leidensfähig» jedem US-Druck widersteht.

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