(zas, 25.8.22) So langsam dämmert einzelnen Mainstreammedien, was nicht neu ist (auch in diesem Blog sind wir wiederholt darauf eingegangen. Dass nämlich die globale Hungersnot vielleicht nicht einzig auf Putins Konto geht. So brachte vorgestern der britische Guardian den Artikel, Record profits for grain firms amid food crisis prompt calls for windfall tax», von Fiona Harvey. Wir lesen:
Die weltgrössten vier Getreidehändler, die den Getreidemarkt seit Jahrzehnten dominieren, haben rekordnahe Gewinne eingenommen. Sie prognostizieren einen Nachfrageüberschuss bis mindestens 2024, was in den nächsten zwei Jahren wahrscheinlich zu nochmals gesteigerten Umsätzen und Gewinnen führen wird.
Vier Unternehmen – Archer-Daniels-Midland Company, Bunge, Cargill und Luis Dreyfus, bekannt als ABCD – kontrollieren zwischen 70 und 90 Prozent des globalen Getreidemarktes.
Olivier De Schutter, UNO-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte, kommentiert:
«Globale Getreidemärkte sind sogar noch konzentrierter als Energiemärkte und sogar noch intransparenter, so dass es ein riesiges Profitierungsrisiko gibt.»
Die Journalistin resümiert:
«Er [De Schutter] sagte, die Nahrungsmittelpreise stiegen dieses Jahr trotz der Annahme von üppigen globalen Getreidereserven, aber seitens der Unternehmen gibt es ungenügende Transparenz bezüglich ihrer Lager es gibt keine Möglichkeit, sie zu Verkäufen in nützlicher Frist zu zwingen.»
«Cargill veröffentlichte einen Rekordgewinn von $ 165 Milliarden in dem Ende Mai zu Ende gegangenen Geschäftsjahr, während Archer-Daniel-Midlands im zweiten Quartal des Jahres den grössten je erzielten Gewinn machte. Der Umsatz von Bunge steig im zweiten Quartal im Vergleich zur Vorjahrperiode um 17 Prozent, wobei die Profite wegen vorgängiger Klagen beeinträchtigt waren. Louis Dreyfus informierte über um 80 % höhere Profite 2021 als im Vorjahr.»
De Schutter sagt:
«Letztlich müssen wir die Monopole brechen, die die globale Nahrungskette im Würgegriff halten. Eine Handvoll Unternehmen kontrolliert die globalen Saatgut- und Düngermärkte, die Tiergenetik, den globalen Getreidehandel und den Nahrungsdetailhandel. Sie machen riesige Gewinne auf Kosten der Bauern, Konsumentinnen und der Umwelt.»
Nochmals die Journalistin:
«Im UK sind die Preise für viele Grundnahrungsmittel gestiegen, zusätzlich zum Kummer wegen der Strompreise, die für den Durschnitthaushalt in diesem Winter auf 3'500 Pfund veranschlagt werden. ArmutsaktivistInnen warnen davor, dass die Leute eine schwierige Wahl zwischen Essen oder Heizen ihrer Wohnungen treffen müssen.
Soweit die Kernaussagen im Artikel.
«Natürlich» versichert ein Analyst von Moody’s, die Unternehmen handelten nicht «unmoralisch». Ihre Gewinnmargen seien nicht gestiegen. Das wäre schon fast belustigend, wäre es nicht so kriminell. Denn De Schutter gibt die UNO-Zahlen wieder, wonach heute 345 Millionen Menschen, also mehr als 200 Millionen mehr als vor der Covid-19-Pandemie, an «akuter Ernährungsunsicherheit» leiden (Slang für massiv von Hunger bedroht). Weltweit rasen die Nahrungspreise in die Höhe – aber laut Moody’s wird halt massiv mehr gegessen als vorher!
Es sei noch auf einen Artikel von Silvia Ribeiro in amerika.21 hingewiesen: Das Geschäft mit dem Hunger. Die Autorin rückt darin auch weitere Hungertreiber wie die Spekulation ins Blickfeld.