25. Juni 2014
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Heffa Schücking
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Die dunkle Seite der Importkohle
urgewald *** PowerShift
Auf Einladung von urgewald und PowerShift präsentiert Marianne Moor von der niederländischen Organisation PAX heute in Berlin den Recherchebericht „The dark side of Coal“. Darin untersucht PAX die Verstrickung zwischen den Kohleunternehmen Drummond und Prodeco/Glencore und Paramilitärs, die die kolumbianische Bergbauregion Cesar von 1996 bis 2006 mit einer Welle von Gewalt überzogen haben. PAX hat dafür in den vergangenen drei Jahren Interviews mit Opfern von Menschenrechtsverletzungen sowie ehemaligen Kommandeuren der Paramilitärs, Beschäftigten der Bergbauunternehmen und ihren Zulieferern geführt. Darüber hinaus wertete PAX gerichtliche Zeugenaussagen und eidesstattliche Erklärungen aus.
„Aus zahlreichen Aussagen geht hervor, dass besonders Drummond, aber auch Prodeco, in verschiedener Weise mit den Paramilitärs der Juan Andrés Alvarez Front kooperiert haben. Wir haben neun Quellen, die besagen, dass Drummond die Paramilitärs zwischen 1996 und 2006 mit bedeutenden Summen finanziell unterstützt hat“, erklärt Moor. Aus den Aussagen ehemaliger Paramilitärs geht hervor, dass die Bergbauunternehmen zudem Informationen an die Armee und die Juan Andrés Alvarez Front weitergegeben haben, etwa über Aktivitäten entlang der Eisenbahnlinie, oder kritische Gewerkschafter. Drei ehemalige Paramilitärs erklärten, dass die Ermordung von drei Gewerkschaftsführern im Jahr 2001 ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit war. „Die Zeugenaussagen sowohl von Opfern als auch Tätern machen deutlich, dass die Bergbauunternehmen bis heute von dieser Kooperation profitieren. Die Paramilitärs haben Zehntausende Einwohner aus der Region vertrieben. Die Morde und Morddrohungen haben den Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen nachhaltig geschwächt. Und die Gewalt hat fast alle kritischen Stimmen aus der Zivilgesellschaft zum Schweigen gebracht“, so Moor.
Dies bestätigt der Gewerkschafter Rubén Morrón, der seit vergangenem Jahr im französischen Exil lebt, nachdem ein Anschlag auf sein Leben verübt wurde. „Bewaffnete Banden, die aus den Paramilitärs hervorgegangen sind, terrorisieren die Region weiter. Sie schüchtern all diejenigen ein, die Aufklärung, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Landrückgabe verlangen“, erzählt Morrón.
Da Drummond und Prodeco bedeutende Kohlelieferanten der deutschen Energieversorger sind, konfrontieren urgewald und PowerShift sie mit diesen Problemen. „Wir waren sowohl vergangenes als auch dieses Jahr auf den Hauptversammlungen von RWE und E.ON und haben diese Fälle vorgebracht. Auch mit Vattenfall sind wir deswegen in Kontakt. Aber RWE, E.ON und Vattenfall verweisen bei jeder Kritik auf ihre Initiative ‚Better Coal’, die alle Probleme lösen soll. Sie sind jedoch noch nicht einmal bereit, sich von Kohlelieferanten zu trennen, die in so schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verstrickt sind“, klagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald. „Dies zeigt, dass es sich bei ‚Better Coal’ lediglich um eine bedeutungslose Industrieveranstaltung handelt, die das Ansehen der Kohle verbessern soll“, sagt Sebastian Rötters, Kohleexperte von PowerShift. PAX bestätigt diese Kritik. Die Organisation war in einer beratenden Stakeholder Advisory Group der ‚Better Coal’ Initiative und verließ diese wieder, unter anderem weil Menschenrechtsfragen viel zu wenig berücksichtigt wurden. „Was wir wirklich brauchen, ist ein Fahrplan für den Kohle-Ausstieg statt simples Greenwashing der Kohle“, schließt Rötters.
Weitere Informationen:
Heffa Schücking, urgewald, 0160-96761436
Sebastian Rötters, PowerShift, 0163-4772758 (auch Kontakt zu Rubén Morrón)
Marianne Moor, PAX, +31-6-53221379
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http://www.multiwatch.ch/de/p97000708.htm
Prodeco Gruppe Kolumbien
Auf dem Gebiet des Dorfes La Jagua betreibt Glencore drei Kohleminen (Carbones de la Jagua, CMU-Hierbabuena, Carbones del Tesoro). Der Rohstoff-Multi bezahlt dort zwar Abgaben, aber er nützt die schwachen staatlichen Strukturen gnadenlos zu seinen Gunsten aus. Die Bevölkerung leidet gesundheitlich unter dem Kohleabbau und Arbeitsplätze bringt er ihr nur wenige. Glencore erfüllt auch seine Umweltauflagen nur mangelhaft und ist mit Renaturierungen enorm im Rückstand. Schicht für Schicht wird in den Minen die Erde mit Explosionen aufgelockert und bis zu 200 Meter tief abgetragen. Flüsse, die zuvor die umliegenden Dörfer mit Trinkwasser versorgten, sind unterbrochen. Das Wasser wird in den Minen zur Säuberung der Kohle benutzt. Ungefiltert fliesst es anschliessend in die Bäche zurück und verseucht das Weideland. Vor den Minen warten Hunderte Lastwagen, um die Kohle zum 180 Kilometer entfernten Hafen zu fahren. Weder ihre Lastflächen, noch die Kohledeponien sind abgedeckt, und der Kohlestaub belastet die Luft. Er verursacht nachweislich Atemwegserkrankungen bei der Bevölkerung.
Zwischen 2006 und 2008 stand die Gewerkschaft Sintramienergética mit Glencore in einem Arbeitskonflikt. In den Minen und im Kohlehafen von Santa Marta entliessen Glencores Tochterfirmen gezielt gewerkschaftlich organisierte Arbeiter. Im Hafen waren die Verhandlungen über die Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrags zwei Jahre blockiert. Eskaliert ist der Konflikt vor allem in den Minen von La Jagua. Dort war es der Gewerkschaft Sintramienergética im Jahre 2006 gelungen, Minenarbeiter der Temporärfirmen Operadores Mineros del Cesar (OMC) und Consorcio Minero Unido (CMU) zu organisieren. Diese beiden Temporärfirmen betrieben die Minen im Auftrag von Glencore. OMC und CMU schlossen mit den Arbeitern jeweils Verträge für maximal ein Jahr ab. Die Verträge wurden zwar jeweils erneuert, doch waren die Arbeiter dabei nicht vor willkürlichen Vertragsänderungen geschützt. OMC entliess daher zwischen 2006 und 2007 rund 350 Arbeiter. Höhepunkt war die Massenentlassung von 117 Arbeitern im August 2007, wonach die Gewerkschaft bei OMC zerschlagen war. Gleichzeitig beendete Glencore die Zusammenarbeit mit OMC, angeblich wegen mangelnder Rentabilität. Daraufhin blockierten die Entlassenen und ihre Familien die Mineneinfahrten über mehrere Tage und forderten nicht nur die Wiedereinstellung, sondern auch die Direktanstellung bei Glencore. Auch hier scheute sich Glencore nicht davor, für die Räumung der Blockade auf die Bereitschaftspolizei (ESMAD) zurückzugreifen, die bekanntlich vor nichts zurückschreckt. Nach äusserst schwierigen und zähen Verhandlungen konnte in letzter Minute, nur wenige Stunden vor Streikbeginn, am 14. Juli 2008 mit Glencore ein Abkommen erreicht werden und ein neuer Gesamtarbeitsvertrag zwischen der Gewerkschaft Sintramienergética und Glencore für zwei weitere Jahre (2008 bis 2010) unterzeichnet werden. Der neue Gesamtarbeitsvertrag galt aber nur für die Mine Carbones de la Jagua, nicht jedoch für CMU-Hierbabuena und Carbones del Tesoro, da Sintramienergética dort nach den Entlassungen bei OMC keine Mitglieder mehr hat. Dieselbe Szene wiederholte sich im Juni/Juli 2010, wobei die Gewerkschaft jedoch nach zweimonatiger erfolgloser Verhandlung am 17. Juni 2010 zum Streik aufrief. Auch dieser wurde von der Bereitschaftspolizei (ESMAD) brutal niedergeschlagen. Nach der gewaltsamen Räumung kam es am 26. Juli 2010 zu einer Einigung zwischen der Gewerkschaft Sintramienergética und Carbones de La Jagua. Obwohl längst nicht alle Verhandlungspunkte durchgebracht werden konnten, zeigte sich die Gewerkschaft zufrieden: es konnten einige wirtschaftliche Punkte durchgesetzt werden, bezüglich Lohnerhöhung, Jahresendprämien, Bildungszuschüssen. Vor allem aber konnte verhindert werden, dass der Gegenvorschlag von Glencore bezüglich einer Reduktion des Gesamtarbeitsvertrages durchgekommen ist.