Der Krieg Kubas gegen Ebola
Belen Fernandez
(20.10.14) Diesen Monat schrieb
die Washington Post: „Bezüglich der
medizinischen Antwort auf Ebola legt Kuba eine seine Grösse weit übersteigende
Leistung hin.“ Während die Welt angeklagt war, nach dem Ausbruch der
Epidemie zu zaudern, „stach die kleine Insel“, so die Post, „als zentrale Lieferantin medizinischer
Expertise in den von Ebola betroffenen westafrikanischen Ländern hervor“. 165 Profis im Gesundheitswesen waren nach Sierra
Leone entsandt worden – das bisher grösste ausländische Team – und weitere fast
300 Ärzte und Krankenpflegerinnen befanden sich im Training für ihren Einsatz
in Liberia und Guinea.
A Cuban nurse enters a tent during a practice drill at a training camp in Havana, Cuba [AP] |
Kubas Antwort auf Ebola steht in der Tradition seiner
Beiträge zur globalen Gesundheit. 2009 berichtete
die New York Times, „dass Kuba in den 50 Jahren
zuvor 185‘000 Gesundheitsprofis in medizinischen Missionen in mindestens 103
Länder geschickt hat.“ Das schuf natürlich
viele Gelegenheiten für pointierte Vergleiche mit seinem imperialen Nachbarn im
Norden, der eine auf Zerstörung beruhende Aussenpolitik vorzieht. Eine kubanische
Ärztin in Venezuela meinte dazu einst zu mir: „Wir kämpfen auch in Kriegszonen, aber um Leben zu retten.“
Neben direkten Invasionen und ähnlichem spezialisieren sich
die USA auch in subtileren Formen der Kriegsführung. Nach der Kuba-Story der
Post erinnerte uns Greg Grandin einem Blog-Beitrag
für The Nation an eine „weniger berichtete
Story“: Die USA „arbeiten aktiv
daran, die Wirksamkeit der kubanischen Medizinhilfe im Ausland zu verwässern,
indem sie ihre überholte Kaltekriegsobsession mit Kuba über die Bedürfnisse nach
medizinischer Grundversorgung einiger der ärmsten Leute der Welt stellen“.
Wie funktioniert diese Verwässerung?
Über sein Cuban
Medical Professional Parole Programme stiftet das State Department
kubanisches Gesundheitspersonal dazu an, sich mithilfe der US-Konsulate aus den
Drittländern, in denen sie arbeiten oder studieren, in die USA überzulaufen.
Grandin merkt trocken an: „Wenn nur die
hungernden Kids aus dem vom Putsch geplagten Honduras so eine Hilfe bekämen!“ […] Zusammen mit einer verbreitete
Wirtschaftsmisere, die sich bei unweigerlich bei Servilität gegenüber
ausländischem Kapital einstellt, haben der steile Anstieg der
Post-Putsch-Kriminalität und ein allgemeines Klima der Straffreiheit zu einem
unverhältnismässigen Anschwellen der Zahl unbegleiteter honduranischer Minderjähriger
geführt, die an der Grenze der USA auftauchen
- dem Land, das in nicht geringem Mass für ihre Notlage verantwortlich
ist.
Um zu wissen, was als nächstes passiert, siehe den Titel
einer Reuters-Meldung
vom Juli: „Erster US-Flug deportiert honduranische
Kinder im Fast-Track-Verfahren“. […]
Krankheit und Profit
Rob Wallace, ein Phylogeopgraph an der University of
Minnesota, erklärte mir kürzlich, warum „diese
spezielle Ebola bis in ihrem viralem Kern neoliberal“ ist: „Der letzte, Kapital-getriebene land rush,
der die westafrikanische Waldabholzung antrieb, und die Strukturanpassung, die
die regionale Gesundheitsinfrastruktur zusammenstrich, entstanden beide aus dem
neoliberalen Program“, wie er mir emailte. „Ersteres weitete das Interface zwischen Menschen und Wild im Wald mit Ebola
aus. Das zweite bewirkte die inadäquate medizinische Antwort, die die
Übertragung verstärkte.“ Das Essai „The
Political Economy of Ebola“ im Jacobin-Magazin zeigt weitere Methoden auf, wie
der freie Markt der Krankheit erlaubt zu gedeihen. Kurz zusammengefasst ist Ebola
„eine unprofitable Krankheit“, ausser
Stande, die Pharmaindustrie zu verführen.
Vielleicht ist es nicht überraschend, dass Kuba, nicht
angesteckt vom Neoliberalismus, derart stark auf die aktuelle Epidemie
geantwortet hat.