(9.10.14) Die Rebellionen in Kurdistan/Türkei werden von den
vielen Medien wider besseres Wissen als Appell an die türkische Regierung
dargestellt, ihre "Passivität" abzulegen und der seit über drei
Wochen vom IS angegriffene Stadt Kobanê gleich jenseits der türkischen Grenze
zu retten. Diese Darstellung ist nicht nur wegen der langen und andauernden Unterstützung
Ankaras für den IS absurd, sondern auch wegen der blutigen Repression der
türkischen Sicherheitskräfte im Verbund mit fundamentalistischen bewaffneten
Banden gegen eben diesen Aufstand. Eine wichtige Einschätzung der aktuellen
Lage und der imperialistischen Mordkonstellation hat heute das Kurdische
Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt, Civaka Azad, veröffentlicht: Kampf
um Kobanê, Ausnahmezustand in der Türkei und Internationale Solidarität. Und
auch wichtig: Die beiden Autoren Errol Babacan und Murat Çakır
beleuchten in ihrem zuerst im Infobrief
Türkei veröffentlichten Beitrag Gründe für das Massakerdispositiv: die
antikapitalistische, antiethnizistische und antisexistische Ausrichtung des
Aufbaus einer gesellschaftlichen Autonomie in Kobanê und den beiden anderen Kantonen
in Nordsyrien unter Schutz der PYD/PKK.
Aus dem heutigen Info-Ticker von civaka-azad.org (12h20):
Karabulut: Das “tamilische Konzept” ist im Gange
Songül Karabulut, Sprecherin der außenpolitischen Kommission
des Kurdistan Nationalkongresses (KNK) erklärt gegenüber Civaka Azad, dass ein
weit aus größeres internationales Konzept hinter den Geschehnissen in Kobanê
steckt. „Ein ähnlicher Liquidationsplan wie der der tamilische
Befreiungsbewegung soll jetzt gegen die Kurdinnen und Kurden in Kobanê, und
später auch in den anderen Regionen vollzogen werden. Wie auch schon damals in
Sri Lanka, wo die singhalesische Regierung die tamilische Zivilbevölkerung
grausam massakriert hatten, schaut heute die Weltgemeinschaft der
Menschentragödie von Kobanê nur zu. Auch in Sri Lanka, sind dem Massaker
scheinbaren Verhandlungen vorhergegangen. (…) Die türkische AKP-Regierung hat
in den zwei Jahren der Verhandlungsphase mit dem PKK-Vorsitzenden Öcalan keine
wirklichen Schritte in Richtung Lösung getätigt. Konträr dazu wird mit
äußerster Gewalt gegen kurdische Demonstranten vorgegangen, bei denen es bist
jetzt zu mehr als ein Dutzend Toten kam Die Grenze zu Kobanê wird vom
türkischen Militär versperrt gehalten. Ausgangssperren werden in den kurdischen
Städten der Türkei erteilt.”
CA