Venezuela: Deutsche Botschaft macht auf Putschstimmung

Donnerstag, 5. Februar 2015



(zas, 4.2.15) Die deutsche Botschaft in Venezuela hat an dort lebende StaatsbürgerInnen die Warnung verschickt, es könne ein Putsch bevorstehen. Man solle sich mit Nahrung für zwei Wochen eindecken, Handys und Internet könnten ausfallen.
Droht ein Putsch? Die Destabilisierung Venezuelas hat in den letzten Wochen und Monaten rasant zugenommen. Die USA haben Ende 2014 gegen Venezuela neue Wirtschaftssanktionen verhängt, die „Sozialistische“ Internationale beeilte sich, die Putschpartei Voluntad Popular als Mitglied aufzunehmen, die EU-Aussenbeauftragte und die rechte Mehrheit des Europäischen Parlaments (inklusive sozialdemokratische Fraktion) wettern gegen das „Unterdrückungsregime“ in Caracas. Dito „angesehene“ Menschenrechtsapparate der UNO, aber leider auch Organisationen wie Amnesty International (zu dieser frappierenden „Menschenrechts“-Funktionalisierung s. Regime change humanitär). Hohe venezolanische, in putschistische Umtriebe verwickelte, Armeeoffiziere suchen dieser Tage in den USA publicity-wirksam um Asyl nach, die transnationale Medienoffensive, vorgespurt von Blättern wie der New York Times oder dem spanischen PP-Blatt ABC, nimmt extrem aggressive Züge an (s. dazu Eva Golinger; Venezuela: a Coup in Real Time). In Venezuela erklärte der Chef des Unternehmerverbandes Fedecamaras, Jorge Roig: „Ich wiederhole, solange ein Angriff auf die Privatunternehmen läuft, wird es keine Produktion, dafür aber Warteschlangen geben“.  Er reagierte damit auf Massnahmen der Regierungen gegen den seit Dezember nochmals intensivierten Wirtschaftsboykott  des Grosskapitals. In den letzten Wochen beschlagnahmte die Regierung tausende von Tonnen von Lebensmitteln und anderen Gütern des Alltagsbedarfs, welche Grossunternehmen und Handelsketten in geheimen Lagern gehortet hatten.
Mehr als genug Grund für Besorgnis. Und doch … Man darf davon ausgehen, dass, wäre real ein Putsch in den nächsten zwei Wochen geplant, die deutsche Botschaft sich hüten würde, das auszuplaudern. Vielmehr scheint es sich um eine weitere Schützenhilfe im Rahmen der Destabilisierungsstrategie zu handeln, deren einer Eckpfeiler ja die Erzeugung von massenpsychologischen Spannungsverhältnissen ist. Ende Januar 2015 hielt sich eine vom Leiter des Oppositionsbündnis MUD koordinierte Delegation auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Deutschland auf. Der Vorsitzende des Bundestag-Ausschuss für Menschenrechte, Michael Brand (CDU), meinte, man müsse diskutieren, wie der Rechten in Venezuela geholfen werden könne.  Aktuell hält sich eine Delegation der kolumbianischen „Opposition“, also des Blocks um Ex-Präsident Uribe, ebenfalls auf Einladung der KAS, in Deutschland auf. Für die venezolanischen Behörden koordiniert(e) Uribe das Einsickern kolumbianischer Paramilitärs mit Mordaufträgen ins Land. War beim Putsch in Honduras 2009 von deutscher Seite die FDP-Naumann-Stiftung besonders aktiv (die Partei stellte den Aussenminister), scheint sich heute die KAS um den entsprechenden Protagonismus zu bemühen.