(zas, 10.10.15) Er ist Direktor des
Soziologischen Instituts der Universität Neuenburg, sie Senior Researcher am
Kompetenzzentrum für die Sozialwissenschaften Fors in Lausanne. In ruhigen
Worten schildern Christian Suter und Ursina Kuhn in der NZZ vom 7. Oktober 2015
(Konstante Ungleichheit seit 1990, online)
die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Nationalfondsstudie. Angenehm hebt sich
ihr Beitrag vom ausserhalb der NZZ üblichen Marktgeschrei zum Thema ab. Nichts
da, vermitteln sie sachlich, von zunehmender Ungleichheit in diesem Land. Sie
haben „acht schweizerische
Einkommenserhebungen und -statistiken verglichen und die wichtigsten
Ungleichheitsmasse berechnet (Schweizer Haushalt-Panel,
Haushaltsbudgeterhebung, SILC-Haushaltserhebung, Schweizerische
Arbeitskräfteerhebung (Sake), Lohnstrukturerhebung, Gesundheitserhebung,
Steuerdaten des Bundes, Nationale Armutsstudie).“ Sie haben „das Ausmass der Ungleichheit für die beiden
am häufigsten verwendeten Einkommensmasse: das individuelle Erwerbseinkommen
(Löhne, Bonusse usw.) und das verfügbare Haushaltseinkommen (das Transfer- und
Kapitaleinkommen mit einbezieht, sogenannte Zwangsausgaben wie Steuern und
Sozialversicherungsbeiträge abzieht sowie die Haushaltsgrösse berücksichtigt).“
Ihr Ergebnis: „Die
Ungleichheit des verfügbaren Haushaltseinkommens ist im Jahre 2012 etwa gleich
hoch wie zu Beginn der 1990er Jahre.“ Für
diesen Befund spielen Börsenverluste während einer Krise eine ausgleichende Rolle,
progressive Steuern, Sozialleistungen, die, lernen wir erleichtert, bei manchen
Untersuchungen nicht angemessen berücksichtigt werden.Der Punkt mit dem ausgleichenden Sozialstaat muss sitzen, weshalb er mehrfach vermittelt wird.
Doch haben die beiden Objektiven herausgefunden, dass die Lohnschere stärker schneidet als früher. Wie kommt das mit einer nicht grösseren
Ungleichheit zusammen? Ei so: „Neben der
erwähnten ausgleichenden Wirkung von Steuern und staatlichen Transferleistungen
reduzierte auch die Zunahme der Erwerbstätigkeit der Frauen die
Einkommensungleichheit auf Haushaltsebene.“
Das erfahren wir so nebenbei am Schluss. Kein Wachstum der Ungleichheit dank Subsumtion unter "Haushalt".Wo früher einer
schuftete, schuften nun zwei fürs gleiche Einkommen. „Sie“ war ja im Haushalt schon immer
subsumiert. Dass „sie“ jetzt mehr Lebensarbeit hat, dass von der unbezahlten
Reproduktionsarbeit Abhängige jetzt die „Ungleichheitsstabilität“ vermehrt mit
Zukurzkommen mit garantieren müssen, das soll das Fest verderben? Da behüte uns
die Wissenschaft!
"Land, Volk und Politik". Quelle: Avenir Suisse. |