(zas, 6.2.21) John Nkengasong leitet die Centers for Disease Control and Prevention der Afrikanischen Union. In einem Gespräch mit Amy Goodman von Democracy Now erklärte er, warum er in Bezug auf die Covid-19-Impfstoffe den Begriff der moralischen Katastrophe verwendet hatte. Die Interviewerin erklärt:
«Mehr als 40 afrikanische Länder sind jetzt von der zweiten Welle betroffen [mehrere von der als besonders gefährlich geltenden südafrikanischen Virusmutation], aber nur sechs haben relativ kleine Impfmengen erhalten.»
Nkengasong teilt mit:
«Wir sehen, dass diese zweite Pandemiewelle wirklich heftiger ist als was wir in der ersten beobachtet haben, mit einer höheren Sterblichkeitsrate als jene im globalen Durchschnitt. Und wenn wir die Todesrate nur innerhalb des letzten Monats anschauen, liegt sie beträchtlich über jener der ersten Welle. Wenn wir nicht rechtzeitig genügend Impfstoffe erhalten, befürchte ich, dass die zukünftige Lage sehr schwer zu managen sein wird.»
Hintergrund natürlich, was auch der im Bericht zitierte südafrikanische Präsident gesagt hatte:
«Einige [der reichen Länder] haben vier Mal mehr Impfdosen erworben als was die Bevölkerung braucht. Ziel dabei war, die Impfstoffe zu horten. Und das erfolgt zu Lasten anderer Länder, die Impfungen am meisten benötigen.»
Nkengasong verdeutlichte die Lage mit dieser Erfahrung:
«1996 waren Medikamente für die HIV-Behandlung verfügbar. Es brauchte zehn Jahre, bis diese Medikamente in Afrika zur Verfügung standen. Und zwischen 1996 und 2006 starben 12 Millionen AfrikanerInnen – unnötig, wie ich unterstreiche.»
John Nkengasong |
«Wenn wir nicht rechtzeitig genügend Impfstoffe erhalten»… Damit meint Nkengasong etwas «Simples». Zusätzlich zu 70 Millionen Impfdosen via Covax (WHO u. a.) sollten über eine mit der Afrikanischen Union liierte Afrikanische Impfallianz 700 Millionen Dosen nach Afrika (Gesamtbevölkerung: 1.3 Milliarden) gelangen. Nicht aufs Mal allerdings, sondern stufenweise, eventuell bis ins nächste Jahr. Er sagte auch:
«Wir müssen mit einem ausserordentlichen, historischen Effort bis Dezember 30 Prozent unserer Bevölkerung impfen, um in Afrika die Verbreitung der Pandemie bremsen zu können; sonst werden die Folgen sehr, sehr verheerend für unseren Kontinent sein.»