(zas, 13.7.21) Natürlich waren die Antiregierungsproteste viel geringer als die sofort folgenden Demonstrationen zur Unterstützung der Regierung. Natürlich versuchten im Westen hegemoniale Medien das da und dort mit Bildern zu vertuschen, die von Pro-Regierungsaufmärschen kamen. Natürlich sind die herumgereichten 2 Millionen Tweets, die eine «humanitäre Intervention» der USA in Kuba fordern, also die militärische Besetzung der Insel, Produkt hauptsächlich von Accounts, die Fake-Tweets am Laufband in Sekundenschnelle zuhanden von rasanten Weiterverbreitungsmaschinen im Netz produzieren, wie der spanische Cyberaktivist Julián Macías detailliert nachgewiesen hat. Und natürlich gibt es auch in Kuba schwerwiegende Mängel, Bürokratie, Entfremdung derer oben von jenen unten. Und doch trifft jener argentinische Influencer den Punkt, der in Tiktok zum Fakt, dass Miguel Díaz-Canel, der Staatspräsident, wenige Stunden nach der Antiregierungsdemo in San Antonio de los Baños ebendort mit auf die Strasse ging, meinte, das solle doch in Kolumbien Präsident Yván Duque mal versuchen.
Das ist der riesige Unterschied, der bei allen Problemen entscheidend bleibt. Zum assoziierten NATO-Mitglied Kolumbien, wo die Politmorde täglich sind und ein zweimonatiger Aufstand neuer Qualität dem Land eine Hoffnung gibt, schweigen die von Menschenrechten nur so triefenden Politeliten des Imperialismus und ihre Medien. Beispiel: Menschenrechtsorganisationen des Landes wie die Comisión Colombianan de Juristas klagten vor einer Woche vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf die Ermordung von 83 Menschen, die Existenz von Folterzentren im Reichenviertel Ciudad Jardín in Cali und das «Verschwinden» von 327 DemonstrantInnen an, also von Menschen, die von den Sicherheitskräften gefangen genommen wurden und von denen seither jede Spur fehlt. Gestern berichtete das Establishmentblatt El Tiempo wieder von einem solchen Fall: Der 17 jährige Duván Felipe Barrios war Anfang Juni in Bogotá auf die Strasse gegangen; gestern teilte die Gerichtsmedizin die Identifizierung seiner Leiche mit. Angehörige hatten Zeugnisse von Leuten, die sahen, wie Duván Felipe vom Esmad, der brutalen Sondereinheit der Polizei, geschnappt worden war. Die bekannten Menschenrechtsorganisationen Indepaz und Temblores berichten von 548 «verschwundenen» Protestierenden.
Nun, Kolumbien ist sozusagen weit weg, auch Genf, nicht so Kuba. Von daher das entsprechende «Medieninteresse». Man suhlt sich im Vergnügen, Kuba ein unfähiges Gesundheitssystem in Sachen Corona zu unterstellen. Zu viele Details störten nur die klare Betrachtung. Infos wie dass das Land trotz der jetzt tatsächlich ansteigenden Infektionszahlen im Kontinent (inbegriffen USA und Kanada) seinesgleichen sucht in Sachen erfolgreiche Pandemiebekämpfung, drohen zu stören. Auch dass letztes Jahr die Administration Biden die Lieferung von Beatmungsgeräten nach Kuba blockierte, oder die UBS vor wenigen Monaten im Rahmen der extraterritorialen US-Sanktionen die Lieferung von Antibiotika eines Pharmaunternehmens in der Romandie an die Schweizer Organisation MediCuba mit der Blockierung der Zahlung verhinderte. Und so traurig weiter. Dass die keineswegs furchtbar linken Präsidenten von Argentinien und Mexiko die simple Wahrheit aussprachen, dass wer Kuba humanitäre Hilfe leisten wolle, die Wirtschaftsblockade der Insel aufheben solle, ist den hegemonialen Medien hier keine Erwähnung wert, zeigt dies doch bloss, dass die beiden bestenfalls nix kapieren.
Deshalb ist auch in diesen schwierigen Zeiten der alte Kampfruf weiter gültig:
Cuba sí – Yanquis no!!!