Castro debattiert über deutschen Atomausstieg und drohende Kriege

Montag, 13. Februar 2012


Havanna, 13.02.2012. Kubas ehemaliger Staats- und Regierungschef Fidel Castro hat mit Intellektuellen und Aktivisten aus Lateinamerika, Europa und den USA gemeinsame Initiativen für die Friedens- und Umweltbewegung diskutiert. Bei dem "Treffen von Intellektuellen für den Frieden und den Schutz der Umwelt" in der kubanischen Hauptstadt Havanna ging es auch um die drohenden Kriege und Interventionen in Syrien und Iran.
Bei der rund zehnstündigen Debatte, die von Kubas Kultusminister Abel Prieto moderiert wurde, diskutierten die Teilnehmer mit Castro vor allem Fragen der Friedens- und Umweltpolitik. Auf besonderes Interesse des inzwischen 85-Jährigen traf die deutsche Debatte um den Atomausstieg. So fragte Fidel Castro, durch welche Energieformen die Atomkraft ersetzt werden solle und inwieweit Kohle- und Gasvorkommen in Deutschland wieder genutzt werden sollten.
Neben umweltpolitischen Fragen ging es bei dem Treffen zwischen Castro und ausländischen Gästen vor allem um die laufenden und drohenden Kriege der NATO oder einzelner ihrer Mitgliedsstaaten gegen Länder des Südens. Der Bundestagsmitarbeiter der Linkspartei und Vorsitzende des Netzwerks Cuba, Harri Grünberg, kritisierte im Gespräch mit Fidel Castro die mangelnde Kritik der europäischen Linken gegen diese zunehmend aggressive Militärpolitik. "Anders als noch in den 1960er Jahren gibt es heute bei uns keine breite Solidaritätsbewegung mit Befreiungsbewegungen oder Kritik an kolonialistischen Vorstößen", sagte Grünberg gegenüber dem Lateinamerika-Portal amerika21.de.

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13.02.2012 / Ausland / Seite 6

Neun Stunden mit Fidel

Katja Klüßendorf, Havanna
Havanna. Der frühere kubanische Präsident Fidel Castro (Foto) hat am Freitag (Ortszeit) im Rahmen der 21. Internationalen Buchmesse in Havanna zu einem »Treffen der Intellektuellen für den Frieden und die Bewahrung der Umwelt« in den Palacio de Convenciones gebeten. Unter den rund 150 geladenen Gästen befanden sich die Kulturminister von sechs Karibikstaaten, ihre Amtskollegen aus Angola und Ecuador, international bekannte Persönlichkeiten wie der spanische Journalist Ignacio Ramonet, der Friedensnobelpreiträger Adolfo Pérez Esquivel aus Argentinien oder der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto. Aus Deutschland waren unter anderem Vertreter des Verlags 8. Mai, der Gewerkschaft ver.di und des Netzwerks Cuba eingeladen worden.

Erst vor wenigen Wochen war die von der Bloggerin Yoani Sánchez in die Welt gesetzte Nachricht von Fidel Castros vermeintlichem Tod durch die Zeitungen außerhalb der Insel gegeistert. Die Teilnehmer des Treffens erlebten jedoch einen quicklebendigen, aufmerksamen und humorvollen, aber vor allem noch immer revolutionär denkenden Comandante. Mehr als neun Stunden tauschte dieser sich mit ihnen über die aktuellen Herausforderungen des globalisierten Kapitalismus aus, über Kriege und Krisenherde in Irak, Iran, Libyen, Palästina und Israel, über Vietnam, die »Occupy«-Bewegung und die »Empörten«.
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