Südmexiko-Soli-Newsletter Februar 2012

Montag, 20. Februar 2012



CHIAPAS

Verschwundener und ungeklärter Mord und in Banavil
Im Fall von Banavil bei Tenejapa herrscht weiterhin Straflosigkeit: Am 4. Dezember 2011 griffen bewaffnete Mitglieder der PRI Familien an, die sie als zapatistische Sympathisanten beschuldigten, und vertrieben diese aus ihren Häusern. Während der Auseinandersetzung starb ein Mann der Angreifergruppe, sechs Personen wurden verletzt und ein Mann wurde verschleppt. Später fand man einen Arm des Verschwundenen. Die Familie des Verschwunden beklagte sich, dass die Bundespolizei die Suchaktion verfrüht abbrach. Im gleichen Zusammenhang inhaftierten die Sicherheitskräfte ein Mitglied der zapatistischen Unterstützungsbasis, das sie als den Schuldigen des Mordes an dem Priisten bezichtigten. Obwohl sich inzwischen herausgestellt hat, dass sich der Angeklagte zum Zeitpunkt des Tathergangs an einem anderen Ort aufhielt, bleibt er inhaftiert. Die Vertriebenen können nicht in ihre Häuser zurückkehren. Das Menschenrechtszentrum Frayba konnte dank Zeugenaussagen die Täter identifizieren: doch sie bleiben unbehelligt.



OAXACA

Minenkonflikt: „Wild-West-Realität vor den Türen der Hauptstadt“
Am 18. Januar kam es in San José del Progreso im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca zu einer Auseinandersetzung, bei der zwei Personen verletzt wurden, eine verstarb im Krankenhaus an ihren Verletzungen. Sicherheitskräfte hatten auf die GegnerInnen einer Silbermine im Ort geschossen. Mehr Infos und ein Interview im Poonal Nr. 982:

Protest vor kanadischer Botschaft
Nach der Auseinandersetzung in San José del Progreso (siehe oben) protestierten Ende Januar EinwohnerInnen und Menschenrechtsorganisationen vor der kanadischen Botschaft in Mexiko-Stadt gegen die umstrittene Silbermine eines Tochterunternehmens der kanadischen Firma "Fortuna Silver". Sie forderten eine grundsätzliche Lösung des seit Jahren andauernden Konflikts um die Mine, Gespräche mit Regierungs- und Firmenvertretern und die Einhaltung ihrer Rechte.

Reaktionen über den Vorfall in Kanada, auf Spanisch: http://www.educaoaxaca.org/index.php?option=com_content&view=article&id=533


Protestcamp der Triquis
Vertriebene Angehörige der Triqui-Ethnie in Mexiko haben am 10. Februar vor dem Gouverneurspalast in Oaxaca-Stadt ein Protestcamp errichtet. Die seit September 2010 vertriebenen Indígenas beendeten damit fünfzehntägige frustrierende Verhandlungen mit der Regierung von Oaxaca. Zuvor hatten die Vertriebenen ein weiteres Mal vergeblich versucht,  in ihre Heimatgemeinde San Juan Copala zurück zu kehren.



GUERRERO

Drohungen gegen Familienmitglieder entführter Umweltaktivisten
Familienmitglieder der entführten Umweltaktivisten Eva Alarcón und Marcial Bautista haben zahlreiche Morddrohungen erhalten. Victoria Bautista Buena und Coral Rojas Alarcón, die Töchter der am 7. Dezember entführten Umweltschützer, wurden nach eigenen Angaben von Unbekannten mehrfach bedrängt. Die Organisation der beiden Verschwundenen (OCESPyCC) wertete die Bedrohungen als Reaktion auf eine Kampagne für die Entführten. Beim Besuch der Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams hatten Vertreter der Umweltorganisation den Fall angesprochen und sich beschwert. Ein anonymer Anrufer warnte sie davor, mit dem Fall fortzufahren und weiterhin Gerechtigkeit einzufordern.



MEXIKO

Norma Andrade – Versuchter Mord an Frauenaktivistin
Die Menschenrechtsverteidigerin Norma Esther Andrade ist in Mexiko-Stadt erneut Opfer eines Attentats geworden. Ein Unbekannter klopfte am Freitagmorgen (Ortszeit) an ihre Haustür, griff die Menschenrechtsaktivistin mit einem Messer an und fügte ihr eine Verletzung am Hals zu. Andrade ist Mitbegründerin und Vizepräsidentin der Menschenrechtsorganisation "Unsere Töchter sollen nach Hause zurückkehren" (NHCR). Die Organisation kämpft in Ciudad Juárez gegen Frauenmorde. Die Aktivistin, die sich bei der Messerattacke heftig wehrte, ist in einem Krankenhaus in Behandlung. Laut Angaben der Sprecherin von NHCR ist sie bei Bewusstsein und kann sprechen.

Mexiko sucht den Superpräsidenten
Die drei grossen Parteien gaben ihre KandidatInnen für die Nachfolge Calderóns bekannt. Enrique Peña Nieto für die PRI, Andrés Manuel López Obrador für die PRD und Josefina Vázquez Mota für die PAN – erstmals eine Frau in der Geschichte Mexikos –,  liefern sich das Rennen um das Amt. Offiziell beginnt der Wahlkampf Ende März. In Meinungsumfragen lag bisher trotz mehreren peinlichen Auftritten der PRI-Kandidat vorne. Denn für die Regierungspartei PAN dürfte es mit einer Bilanz von 5000 Toten, die auf das Konto von Calderóns Drogenkrieg gehen, schwierig sein die Wahlen zu gewinnen. Die MexikanerInnen befürchten zudem, dass die Drogenkartelle den Ausgang der Wahlen beeinflussen.
Weiterlesen:






Dürre bedroht 2,5 Millionen Mexikaner
Mexiko ist von der schwersten Dürrekatastrophe seit 70 Jahren betroffen. Falls Hilfsmaßnahmen ausbleiben, laufen 2,5 Millionen Mexikaner Gefahr, Opfer einer akuten Hungerkrise zu werden, warnt Emilio Romero Polanco von der Autonomen Universität Mexikos (UNAM). Nach Ansicht Romero Polancos, der am Institut für Wirtschaftswissenschaften (IIE) beschäftigt ist, sind die Ernteausfälle des vorigen Jahres vor allem auf den Klimawandel zurück zu führen. Die Hälfte aller Landkreise und rund 1,4 Millionen Hektar seien betroffen. Die Dürreverluste beliefen sich im vergangenen Jahr auf 3,2 Millionen Tonnen Mais, 600.000 Tonnen Bohnen und 60.000 Stück Vieh, sagte Romero Polanco. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Chihuahua, Coahuila, Zacatecas, Tamaulipas und San Luis Potosí.
Romero Polanco unterstrich die Wichtigkeit einer besseren Eigenversorgung und wies auf die steigenden Weltmarktpreise hin. In der Bilanz des letzten Jahres standen zehn Milliarden US-Dollar landwirtschaftlicher Exporte Importen in Höhe von 21 Milliarden Dollar gegenüber. Am 24. Januar bewilligte Präsident Calderón Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Dollar für ein Dürre-Notprogramm. Angesichts der verbreiteten Korruption bleibt jedoch abzuwarten, wie viel davon bei den Betroffenen ankommt.
Artikel auf Spanisch: pcla/proceso


Video: Radio Roca ist wieder auf Sendung
Santiago Xanica (Oaxaca): Dieser Kurzvideo berichtet, wie das Autonome Radio Radio Roca, 94.5 FM, nach 6 Jahren wieder auf Sendung ging. Gedreht wurde er von Jugendlichen, die dem Komitee zur Verteidigung der Indigenen Rechte, CODEDI, angehören. Er entstand im Rahmen eines Workshops über basisorientierte Kommunikation, der im Januar 2012 in Xanica gehalten wurde. Organisiert wurde dieser Workshop von einer Plattform, die sich PIRATA nennt (Plataforma Internacionalista por la Resistencia y la Autogestion Tejiendo Autonomias).

Artikel auf Spanisch über Autonome Radios in Lateinamerika, u.a. auch Oaxaca, im desinformenos vom Februar 2012:




VERANSTALTUNGEN UND HINWEISE

Frauendemo 8. März: Samstag, 10. März, 13.30 Uhr Hechtplatz Zürich

Demonstration Occupy Zürich: Für eine Welt ohne Folter und Misshandlung – gemeinsamer Widerstand! Samstag, 24. März, 13.30 Uhr, Helvetiaplatz Zürich


Romero-Tagung, Samstag, 24. März: …so fern von Gott und so nah bei den USA - zur Rolle der Vereinigten Staaten in Lateinamerika
Mit Bernhard Erni, Alex Gertschen, Harald Neuber, Valentin Schönherr, Edgar Soriano Ortiz und Monika Steiner
9.30 – 17 Uhr, RomeroHaus Luzern, Kreuzbuchstr. 44, 6006 Luzern
Anmeldung bis 16. März, www.romerohaus.ch


Peace Watch Switzerland: Nächste Vorbereitungskurse für Menschenrechtseinsätze in Guatemala, Mexiko und Kolumbien: 26.-29.4. und 10.-13.5.2012, Anmeldeschluss bis 10. April 2012. Kurse jeweils Do 18 Uhr bis So 16 Uhr, 044 272 27 88, www.peacewatch.ch