Entwicklung landwirtschaftlicher Produktion variiert stark. Mission Agrovenezuela blieb hinter Zielen zurück. Neuer Minister soll Bodenreform beschleunigen Barinas, Venezuela. Die venezolanische Regierung hat eine gemischte Bilanz aus der von ihr initiierten "Agrarrevolution" gezogen. Ein Jahr nach der Gründung eines Förderungsprogramms für die landwirtschaftliche Entwicklung seien zwar Produktionssteigerungen in manchen Bereichen zu verzeichnen, resümierte der Präsident Venezuelas in seiner sonntäglichen Fernsehsendung "Aló Presidente". In anderen Bereichen habe die Produktion im vergangenen Jahr jedoch unter jener des Jahres 2010 gelegen, so Hugo Chávez. Er selbst hatte im Januar 2011 die "Große Mission Agrovenezuela" eingerichtet, die vor allem durch Kredite an Kleinbauern die Produktion stimulieren sollte. Auch nach 13 Jahren "Bolivarischer Revolution" bleibt das Land jedoch stark von Lebensmittelimporten abhängig.
Die Mission habe zu "guten Ergebnissen" geführt, erklärte Chávez, "aber nicht so gut, wie wir es gern gehabt hätten". So ist 2011 nach offiziellen Zahlen die Produktion teilweise massiv gesteigert worden, in manchen Bereichen sank sie jedoch. Nach Zahlen des Landwirtschaftsministeriums (MAT) ging 2011 die Produktion von Soja um 24 Prozent zurück, weißer und gelber Mais wurden zu 17 bzw. 14 Prozent weniger produziert. Die Zuckerrohrproduktion schrumpfte um elf Prozent. Die Produktion anderer Grundnahrungsmittel stieg hingegen sehr stark (Süßkartoffel 55 Prozent, Ocumo 53 Prozent, Yuca 46 Prozent, Bohnen 33 Prozent).
Um die Effektivität der staatlichen Unterstützung für Kleinbauern zu steigern kündigte Chávez eine Umstrukturierung des Agrarprogramms an. Künftig solle eine übergeordnete Institution unter seiner Leitung die Strategien im Agrarsektor entwickeln und anstoßen. Neben Verantwortlichen aus "Regionalen Strategischen Kommandos" sollen darin Vertreter der Bundesstaaten und der Kommunalverwaltung ihre Arbeit koordinieren. Auch Vertreter der Kommunalen Räte (Consejos Comunales) und der in "Einheiten Sozialer Produktion" (UPS) organisierten Arbeiter sollen an der Planung teilnehmen.
Darüber hinaus kündigte Chávez einen Wechsel im Landwirtschaftsministerium an. Weil der bisherige Minister Juan Carlos Loyo aus gesundheitlichen Gründen ausscheide, wird Vizepräsident Elías Jaua das Ministerium vorübergehend leiten. Da er jedoch bei den kommenden Regionalwahlen Anfang 2013 als Gouverneur des Bundesstaates Miranda antreten soll, werde auch er im Sommer seine Ämter niederlegen. Jaua war bereits von 2006 bis 2010 Minister für Landwirtschaft.
In seiner Zeit als Minister war Jaua maßgeblich für die Umsetzung einer Bodenreform zuständig. Ziel der Reform war und ist es, die sehr ungleiche Verteilung des Bodens in Venezuela zu korrigieren. Hierzu wurden zahlreiche Ländereien von Großgrundbesitzern verstaatlicht und den Bauern übergeben. Dennoch lief der Prozess nur relativ schleppend, was Chávez selbst am Sonntag eingestand. Der venezolanische Staat besitze derzeit 141 Produktionseinheiten mit einer Gesamtfläche von 800.000 Hektar. "Das ist sehr wenig", sagte Chávez. Es handele sich um weniger als fünf Prozent des Bodens. Dies reiche nicht aus, um die landwirtschaftliche Produktion anzustoßen. "Wir müssen bei der Rückgewinnung des Bodens schneller voranschreiten", forderte er den neuen Minister auf. Dabei solle man sich auf brach liegendes Land und wenig genutzte Flächen konzentrieren.
Eine weitere Ankündigung des Präsidenten bezog sich auf die Medien. Chávez griff den Vorschlag des Vorsitzenden der Viehzüchtervereinigung Venezuelas (Fegaven), Balsamino Velendria, auf und kündigte die Gründung eines neuen Fernsehsenders an. Dieser solle sich schwerpunktmäßig mit der Landwirtschaft und den ländlichen Regionen des Landes beschäftigen, sagte Chávez.