(zas, 6.5.15) Im NACLA-Report von Frühling 2014 berichtet die engagierte Journalistin Kaelyn Forde in Banana Republic Blues: Militarization and Resources in Honduras über den Zusammenhang von "Drogenkrieg" und kapitalistischer Erschliessung der honduranischen Mosquitia. Im Folgenden ein Auszug daraus.
Kaelyn Forde
Den Finanzberichten von BNamericas (Business Inside in Latin America) zufolge haben die honduranischen Behörden allein in den letzten Wochen von 2013 110 neue Gesuche für Minen und Exploration erhalten. "Die Militarisierung dient jetzt einer Reihe von Zielen", sagte Omar Pastor, der frühere honduranische Diplomat in Washington und Aktivist in der letztjährigen Präsidentschaftskampagne von Xiomara Castro de Zelaya, "und eines davon ist die Kontrolle der lokalen Bevölkerung, die sich gegen die Vergabe ihrer Ländereien an ausländische Unternehmen auflehnen könnte. Wir sehen in ganz Honduras ein Muster von relativ neuen Militärbasen in Gebieten, wo es neue Explorationen von internationalen Unternehmen auf der Suche nach Bodenschätzen gibt".
Honduras hat die höchste Mordrate der Welt. Die tägliche Gewalt, die Berichten zufolge stark mit den Strassengangs verbunden ist, wirft oft einen genügend langen Schatten, um die das bedeutende Ausmass von politisch motivierter Gewalt etwa gegen LGBT-Leute, JournalistInnen und MenschenrechtlerInnen zu verdecken. Die Unsicherheit ist wenig überraschend ein Hauptthema in den US-honduranischen Beziehungen. Seit 2008 haben die USA im Rahmen der Central America Regional Security Initiative (CARSI) $ 496 Mio. zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität und des Drogenhandels in Honduras und im Rest der Region ausgegeben. Inbegriffen sind $ 30 Mio. in den letzten beiden Jahren für die honduranische Strafverfolgung, davon mindestens $ 16 Mio. für eine "genau überprüfte" Spezialeinheit der Polizei. Zwischenzeitlich hatte Washington die Hilfe suspendiert, als bekannt wurde, dass der Chef der Nationalpolizei, Juan Carlos Bonilla, 2002 in Aktivitäten von Todesschwadronen involviert gewesen war.
"Der Drogenkrieg in Honduras stimmt genau mit Gebieten überein, wo es aktuelle Konflikte um Naturressourcen gibt", sagte mir Annie Bird, Ko-Direktorin von Rights Action. "Land, Öl, Flüsse für Stromwerke und Staudämme oder Minen – darum dreht sich heute der Konflikt in Honduras. Mehr als um den Drogenhandel geht es um Naturressourcen."
Eine Gegend, die zunehmend militarisiert worden ist, ist die Mosquitia, ein grosses Gebiet an der Karibikküste, das sich von Honduras bis Nicaragua erstreckt, Das wenig bevölkerte Departement Gracias a Dios, in dem das Miskito-Volk lebt, ist auch Teil der Drogentransitroute von den südamerikanischen Produktionszentren zu den Märkten im Norden.
Küste der Mosquitia |
In Soto Cano |
Zurzeit sind mehr als 1000 US-Militärs und ZivilistInnen in Soto Cano stationiert, wie mir der Forscher David Vine vor kurzem in einem Interview sagte. Vine, der zu US-Militärbasen rund um den Globus recherchiert hat, sagte mir: "Basen wurden an zahlreichen Plätzen, speziell in der Mosquitia, in Gebieten errichtet, die im Zentrum eines wachsenden Konflikts stehen, sowohl eines wachsenden Drogenhandels wie auch wachsender Business-Interessen."
Mosquitia-Stützpunkt der US-trainierten Sondereinheit der honduranischen Polizei |
Vine weist auf ein von Wikileaks veröffentlichtes Kabel der US-Botschaft in Tegucigalpa von 2009 hin, das eine gross angelegte Public Private Partnership für die Mosquitia diskutiert, die sowohl die US-Armee wie auch grosse Unternehmen wie General Electric einbezieht. "Der Plan ist als Entwicklungsprojekt entworfen, beinhaltet aber eine ernstzunehmende Polizei- und Militärpräsenz, mit der Ausbildung honduranischer Spezialeinheiten durch US-Special Forces, Lieferung weiterer Ausrüstungsgüter und dem Bau neuer Basen in der Mosquitia", wie Vine anfügt.
Leaders der Miskito-Communities sagen, sie seien besorgt, dass die Pläne der Business-Welt die indigene Souveränität nicht respektieren und einen Ressourcenraub darstellen werden. Zu den Ressourcen der Mosquitia gehören Ölvorkommen. […]
Miskito-Anführer: "Es ist Zeit, dass die US-regierung mit uns verhandelt". |
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(zas) Das erwähnte Kabel der US-Botschaft stammt vom 15. Mai 2009 (also kurz vor dem Militärputsch vom 28. Juni 2009). Es enthält keinen direkten Verweis auf GE oder andere Multis, skizziert aber einen detaillierten zivil-militärischen Plan für die Gefügigmachung der Bevölkerung in der Mosquitia - "We must educate the populace to win them over." Dazu soll denn auch gehören: "Wachsende Partnerschaften mit Vereinigungen des Privatsektors, um die langfristige strategische Planung der Mosquitia-Entwicklung zu stärken, sowie Public Private Partnerships, damit Privatinvestitionen in Schlüsselsektoren der Region zunehmen". Das von Wikileaks veröffentlichte Kabel ist hier zu finden.
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Vgl. auch: Das Massaker in der Mosquitia, Correos 170, 26.6.12
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US-Vernichtungsspur vom irokesischen Territorium bis Honduras, 31.3.13
Alle Bilder von Kaely Forde aus Broken Anvil: Miskitu Communities Fight Militarization