Peru: Bevölkerungspolitik straffrei

Freitag, 12. August 2016



2002 kam eine peruanische Kongresskommision zum Ergebnis, dass von 1990 bis 2000 die Diktatur Fujimori 315‘000 Frauen sterilisiert hatte, die meisten mit physischem Zwang. Cladem, das lateinamerikanische und Karibische Komitee für die Rechte der Frau, berichtet, dass nur 10 Prozent der Frauen ihre „echte Einwilligung“ in die Sterilisation gaben.
Angewandte Methoden waren: physische Gewalt; moralische Erpressung; Drohungen von Krankenschwestern des Gesundheitsministeriums, mit der Polizei zurückzukommen; ökonomische Anreize (inklusive Nahrungsmittel) für eine „Freiwilligkeitserklärung“ u. a., die BBC Mundo auflistet. In einem anderen Bericht des gleichen Mediums heisst es: „Das Sterilisierungsprogramm wurde unterstützt von internationalen Gebern, darunter der UNO-Bevölkerungsfonds (UNFPA), Japan und USA, sowie sowohl Antiabtreibungsgruppen wie feministische.“
Propagandamotiv für diese Bevölkerungskontrolle: Bei weniger zu fütternden Mäulern schaffen es die Armutsfamilien schneller, aus der Armut zu entkommen. Die grosse Mehrheit der Sterilisierten waren indigene Frauen.
Die „Ermittlungen“ der Staatsanwaltschaft dauerten 14 Jahre. Am 28. Juli berichtete Diario Uno, dass die verantwortliche Staatsanwältin die Angeklagten, nicht aber die Anwältinnen der Angegriffenen, darüber informiert hat, dass „die Sterilisierungen während des Fujimori-Regimes eine staatliche Politik waren, die aber nicht darauf abzielte, Menschenrechte zu verletzen.“ Fujimori und seine Minister (und ihre internationalen Donors ohnehin) bleiben damit straffrei, angeschuldigt werden mutmassliche einzelne Individuen auf unterer Ebene, etwa der Arzt im Kaff. 
Protest von sterilisierten Frauen gegen die Erklärung von Keiko Fujimori,bei den letzten Präsidentschaftswahlen knapp geschlagene Tochter des Diktators, wonach das Sterilisierungsprogramm ein Aufklärungsprogramm gewesen sei. Quelle: noticiasser.pe