Schein und Sein
Mauricio Macri ist Präsident von Argentinien. Am 22. September erfreute ein Tweet des Präsidenten
die Nation: „Im Bus 520 in Pilar“
(eine Stadt nördlich von Buenos Aires). Er hatte, wie etwa das Rechtsblatt La
Nación schrieb,
im Mittagsbus mit den PassagierInnen „über
die Erneuerung der Routen im Grossraum“ von Buenos Aires diskutiert.
Bild aus La Nación vom bedeutenden Ereignis. |
Der Mann kümmert sich um die Sorgen und Nöte seiner
Schützlinge!
Ein klein wenig störend, dass BuspassagierInnen und der
Chauffeur des betreffenden Busses im Lokalblatt Pilar Noticias, das sich das
Grossereignis nicht entgehen liess, zu Wort kamen. Sie waren Stunden vorher
ausgesiebt worden, um der Ehre der Busfahrt teilhaftig zu werden. Der bekannte
Journalist Gustavo Veiga zitierte
etwa den Chauffeur so: „Ich wusste es um drei Uhr früh“. Eine Passagierin bekundete: „Eine Nachbarin informierte heute früh“
über das Grossereignis.
Na ja, ein Präsident kann ja auch nicht immer ganz spontan
handeln.
Oder fahren.
Denn der 10-Minuten-Trip war keiner. Der Bus stand still,
trotz diesem Bild, das Macri tweetete:
Ganz fest festhalten. |
Pilar Noticias zeigte, wie bewegt es ausserhalb des
Blickwinkels der Präsidialkamera zuging. Hier ein Bild vom Bus auf der
10-Minutenfahrt:
Macri landete im Heli neben dem Bus, posierte im stehenden
Bus für die Kameras und wechselte nach etwas inszeniertem Small Talk wieder in
sein Fortbewegungsmittel.
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Realer Terror
Doch nicht alles in Argentinien ist ein Fake. Zwei Tage nach
Macris Grossauftritt im Bus kam es zu einem anders gearteten Ereignis.
In der Provinz Santiago del Estero kämpfen seit vielen
Jahren tausende von bäuerischen Familien, zusammengeschlossen im Mocase, gegen
einige Grossgrundbesitzer, die meist mit Besitztiteln ausgestattet sind, die sie in
der Militärdiktatur zum Spottpreis erhalten haben. Eine dieser Figuren ist Orlando Canido,
Inhaber des Unternehmens Manaos. Wiederholt hat Canido paramilitärische Trupps
gegen die Comunidad Chiri-Bajo Honda eingesetzt, zur Einschüchterung und zur
Zerstörung des bäuerischen Eigentums. Anlässlich einer von mehreren bewaffneten rupps
durchgeführten Einschüchterungsaktion von letztem Juli erklärte
ein Mocase-Sprecher, der Unternehmer habe mehrmals zugesagt, seine Besitztitel
zu präsentieren, „aber er hat es nie gemacht.
Es handelt sich um eine Landkaufmafia, denn die Comunidad hat nie Land
verkauft.“
"Werkschutz" der Manaos in Bajo Hondo, am 5. Juli 2016. Bild: notas.org.ar |
Nun, am 24. September, veröffentlichte Mocase, Mitglied der
Via Campesina, folgendes Communiqué (Auszüge):
Neuer bewaffneter Angriff auf die Comunidad Bajo Hondo durch das Unternehmen Manaos
Heute Samstag, den 24. September, um 9 h früh, fuhren drei Kleinlaster des Unternehmens Manaos von Orlando Canido mit 15 mit Pistolen und Gewehren bewaffneten Personen erneut um sich schiessend in die indigene Guaycurú-Comunidad von Bajo Hondo in der Provinz Santiago del Estero. Die bewaffnete Bande begann, die Familien der Comunidad zu verfolgen, die mit ihren Kindern in die Büsche flohen, von wo aus sie sahen, wie Feuer ihre Wohnungen und Fahrzeuge verschlang.Nachdem sie Feuer an die Hütten gelegt hatten, gingen sie auf das Rindvieh los. Sie töteten sechs und verletzten vierzehn. Sie gingen dann zum Brunnen, zerstörten seinen Rand und vergifteten ihn erneut. Sie griffen sogar die beiden Polizisten an, die die Familien beschützen sollten. Danach gingen sie weg.Nach einer Weile kam eine Polizeieinheit, die aber bis jetzt nichts unternahm, um die Verantwortlichen zu verhaften.
Bilder: Mocase |
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Freihandel relaxed
Betrug, Raub, Terror. Dafür steht die Regierung Macri. Das macht sie attraktiv für die EU. Letzten 25. September berichtete
amerika21.de, dass Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay beschlossen
haben, ohne Venezuela, dessen Ausschluss aus dem Mercosur sie betreiben,
Freihandelsverhandlungen mit der EU aufzunehmen. Verhandlungen, die während
Jahren blockiert waren. Weisse Putsche in Paraguay und Brasilien, in etwas
eleganterer Form in Argentinien, wo die Wahlen so aufgegleist wurden, dass die
Neoliberalen knapp gewonnen haben, und die übliche „sozialdemokratische“ Dienstbarkeit
(Uruguay) sind eben wirtschaftspolitische Lockerungsübungen.