Von
Harald Neuber
amerika21
Santiago de Chile. Tausende Menschen haben am
Sonntag in Chile in Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen an den
Putsch gegen die gewählte Regierung von Präsident Salvador Allende vor
43 Jahren erinnert. Der größte Demonstrationszug formierte sich in
Santiago de Chile, wo Aktivisten, Opfer der Diktatur und
Menschenrechtsaktivisten am Jahrestag des Putsches traditionell an den
Sturz der Regierung Allende und die Folgen erinnern. "Gefangene und
verschwundene Genossen, ihr seid unter uns. Genosse Salvador Allende, du
bist unter uns. Für jetzt und immer, für jetzt und immer", skandierten
die Teilnehmer, die schwarz-weiße Fotos der Mordopfer auf Schildern
trugen. Am Präsidentenpalast La Moneda legten die Demonstranten, unter
ihnen viele Künstler und Intellektuelle, ein Blumengesteck nieder. Am
Eingang der Straße Morandé 80 hatte Allende das Gebäude üblicherweise
betreten. Der sozialistische Politiker kam bei dem Putsch im
Präsidentenpalast ums Leben. Während der Pinochet-Diktatur wurden laut
offiziellen Zahlen 3.200 Menschen getötet und mehr als 38.000 gefoltert.
Der Großteil der Verbrechen ist bis heute nicht aufgeklärt.
Am Vorabend des 11. September 1973 haben mehrere Dutzend Angehörige von Verschwundenen die ehemalige Colonia Dignidad besucht. In einem entlegenen Waldstück innerhalb der Deutschensiedlung gedachten sie ihrer ermordeten Familienmitglieder. An jener Stelle hatte ein chilenischer Ermittlungsrichter im Jahr 2006 Massengräber gefunden, wo dutzende politische Gefangene nach ihrer Hinrichtung verscharrt worden waren. Die Leichen der dort begrabenen Personen waren jedoch einige Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod von Mitgliedern der Colonia Dignidad wieder ausgegraben und verbrannt worden, so dass die Opfer bis heute nicht identifiziert werden konnten. Ehemalige Mitglieder der Colonia Dignidad hatten dem Richter von den Erschießungen berichtet, ohne jedoch Namen von Tätern und Opfern zu nennen. Myrna Troncoso, Sprecherin der Angehörigenverbände der Region, forderte in ihrer Rede die chilenische und deutsche Regierung auf, konkrete Schritte zu unternehmen, um dem Tourismus in der Siedlung ein Ende zu setzen. "Es ist unerträglich, dass an einem der wichtigsten Mord- und Folterstätten der Diktatur heute Feste gefeiert werden." Die Siedlung heißt heute Villa Baviera (Bayerisches Dorf) und richtet jährliche unter anderem ein Oktoberfest aus.
Im chilenischen Abgeodnetenhaus hatte die rechtsgerichtete Partei UDI bereits vor dem Tag des Putsches für einen handfesten Skandal gesorgt. 30 Jahre nach einem Attentat auf Diktator Pinochet setzte der UDI-Abgeordnete Ignacio Urrutia eine Gedenkminute für fünf Leibwächter durch, die den Angriff mit ihrem Leben bezahlt hatten. "Heute jährt sich der Mordversuch gegen meinen General Pinochet zum 30. Mal, bei dem fünf Leibwächter starben. Alle Mörder sind frei, auch der Hintermann, der heute hier anwesend ist." Obwohl die Einlassung zu einem Eklat führte, konnte der sozialdemokratische Parlamentspräsident Osvaldo Andrade die Gedenkminute mit Verweis auf die Geschäftsordnung nicht verhindern. Der Antrag auf ein Gedenken für Widerstandskämpfer der Gruppierung MIR und ermordete Mitglieder der Kommunistischen Partei konnte hingegen nicht durchgesetzt werden.
Am Vorabend des 11. September 1973 haben mehrere Dutzend Angehörige von Verschwundenen die ehemalige Colonia Dignidad besucht. In einem entlegenen Waldstück innerhalb der Deutschensiedlung gedachten sie ihrer ermordeten Familienmitglieder. An jener Stelle hatte ein chilenischer Ermittlungsrichter im Jahr 2006 Massengräber gefunden, wo dutzende politische Gefangene nach ihrer Hinrichtung verscharrt worden waren. Die Leichen der dort begrabenen Personen waren jedoch einige Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod von Mitgliedern der Colonia Dignidad wieder ausgegraben und verbrannt worden, so dass die Opfer bis heute nicht identifiziert werden konnten. Ehemalige Mitglieder der Colonia Dignidad hatten dem Richter von den Erschießungen berichtet, ohne jedoch Namen von Tätern und Opfern zu nennen. Myrna Troncoso, Sprecherin der Angehörigenverbände der Region, forderte in ihrer Rede die chilenische und deutsche Regierung auf, konkrete Schritte zu unternehmen, um dem Tourismus in der Siedlung ein Ende zu setzen. "Es ist unerträglich, dass an einem der wichtigsten Mord- und Folterstätten der Diktatur heute Feste gefeiert werden." Die Siedlung heißt heute Villa Baviera (Bayerisches Dorf) und richtet jährliche unter anderem ein Oktoberfest aus.
Im chilenischen Abgeodnetenhaus hatte die rechtsgerichtete Partei UDI bereits vor dem Tag des Putsches für einen handfesten Skandal gesorgt. 30 Jahre nach einem Attentat auf Diktator Pinochet setzte der UDI-Abgeordnete Ignacio Urrutia eine Gedenkminute für fünf Leibwächter durch, die den Angriff mit ihrem Leben bezahlt hatten. "Heute jährt sich der Mordversuch gegen meinen General Pinochet zum 30. Mal, bei dem fünf Leibwächter starben. Alle Mörder sind frei, auch der Hintermann, der heute hier anwesend ist." Obwohl die Einlassung zu einem Eklat führte, konnte der sozialdemokratische Parlamentspräsident Osvaldo Andrade die Gedenkminute mit Verweis auf die Geschäftsordnung nicht verhindern. Der Antrag auf ein Gedenken für Widerstandskämpfer der Gruppierung MIR und ermordete Mitglieder der Kommunistischen Partei konnte hingegen nicht durchgesetzt werden.