Honduras: Der Mord am Vater des Studenten

Sonntag, 25. Juni 2017



(zas, 25.6.17) Vor zwei Tagen wurde Roberto Gómez (50) in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa früh morgens ermordet. Am Tag zuvor stand Don Roberto mit einem Protestplakat vor dem Gerichtsgebäude, in dem sein Sohn zusammen mit anderen 19 StudentInnen der Prozess wegen einer Besetzung der Nationalen Universität UNAH am vergangenen 24. Mai gemacht wurde. Er hatte vor dem Gerichtsgebäude dem regimekritischen Kabel-Sender HCH ein Interview gegeben.
"Ich will, dass meine Kinder eine gute öffentliche Erziehung erhalten, ohne Repression und Autoritarismus - Ein verantwortungbewusster Vater ist hier anwesend". Roberto Gómez solidarisch. Bild: El Heraldo.
 
Die Leiche von Roberto Gómez, ein Tag später.
Nach dem Putsch 2009 installierte das Regime sukzessive eine neue Unileitung, die fortschrittlichen studentischen Organisationen im Universitätsrat wurden durch rechte Gruppen ersetzt. Das Resultat war allerdings, dass sich die StudentInnen laufend mehr in autonomen und antiautoritären Organisationen und Bewegungen gruppierten, die sich dann im Movimiento Estudiantil Universitario (MEU) der UNAH zusammenfanden. Die putschfreundliche Unileitung unter der Rektorin Julieta Castellanos liess sich davon nicht beeindrucken und verhängte 2014 neue „akademische Normen“, welche den Studierenden im globalen Trend zur technokratietauglichen „Verschulung“ der Universitäten u. a. höhere Leistungsanforderungen und Präsenzen diktierte. Seither gärt es in den Universitäten des Landes und kommt es immer wieder zu grossen Mobilisierungen, Unibesetzungen und harten Repressionseinsätzen der Sicherheitskräfte – letzteres in einem Land, in dem die autonomía universitaria eigentlich die Präsenz von Polizei und Armee auf dem Campus ausschliesst. Diese Mobilisierungen haben ihre Vorgeschichte im universitären Widerstand gegen den Putsch und fanden jetzt eine breite Unterstützung auf der Strasse, nicht nur unter den Studierenden, sondern auch in deren Familien und im Lehrkörper.