Südmexiko-Newsletter Juni

Freitag, 23. Juni 2017


CHIAPAS
Sprecherin des Indigenen Regierungsrates gewählt
Am 28. Mai wählten gut eintausend Delegierte des Nationalen Indigenen Kongresses CNI (Congreso Nacional Indigena) María de Jesús Patricio Martínez zur ersten Sprecherin des Indigenen Regierungsrates (CIG), für welchen sie als Präsidentschaftskandidatin antreten wird. Mit der Nominierung beabsichtigt der CNI, das herrschende System von unten zu demontieren.


Selva Lacandona
Wie immer alle drei Jahre ist die Wahl der Gemeindevertreter*innen in der Gemeinde Lacandona am 16. Mai dadurch gekennzeichnet, dass dabei eine Reihe sehr gegensätzlicher und mächtiger Interessen aufeinandertreffen. Meist sind es nicht die Interessen der indigenen Völker, die die Selva Lacandona im Bundesstaat Chiapas bewohnen. Hintergründe zu den Friedensbemühungen, welche von der Regierung torpediert werden:


Zapatistas
Das CompArte Festival geht in die zweite Runde. Vom 23. - 29. Juli wird es in Oventic und im CIDECI stattfinden. Für mehr Infos und Anmeldung:



GUERRERO
Morena-Aktivist ermordet und diffamiert
In Tixtla erschossen Polizisten den bekannten Anwalt und Aktivisten Catarino Dircio des Linksbündnisses „Bewegung der nationalen Erneuerung“ (Morena) in seinem Zuhause. Dies geschah, als Polizisten Auftragskiller einer Mafia verfolgten. Ein Auftragskiller floh in das Haus besagter Familie und entkam danach wieder. Die Polizei erschoss Catarino Dircio, der auf dem Boden lag und beteuerte, dass er der Hausbewohner sei. Seine Frau beobachtete die Tat, 2 Kinder waren auch vor Ort. Die Polizisten legten Catarino ein Gewehr auf den leblosen Körper. Sie fotografierten ihn und er wurde in der Presse als ermordeter Auftragskiller präsentiert.


Recherchen in der Tierra Caliente
Die Angriffe auf Medienschaffende in Mexiko nehmen kein Ende. Vergangenen Samstag wurde eine Gruppe von Journalisten im südlichen Bundesstaat Guerrero von bewaffneten Männern und Jugendlichen auf einer Landstrasse gestoppt, mit dem Tod bedroht und ausgeraubt. „Sie sagten, sie würden uns lebend verbrennen“, berichtete Sergio Ocampo, der in Guerrero seit vielen Jahren als Korrespondent der linken Tageszeitung „La Jornada“ tätig ist. Neben ihm waren sechs weitere Reporter vom Überfall betroffen. 



OAXACA
Sieben Jahre Straflosigkeit im Fall Bety und Jyri
Analyse zum Fall Bety und Jyri mit den Anwälten der Familie von Jyri und Ska Keller, Europaparlaments Abgeordnete.
Auf Spanisch in La Minuta: 6.6. und 2.6.


Kundgebung gegen Verschwindenlassen
Vor 10 Jahren wurden 2 Mitglieder der Guerilla EPR verschwunden gelassen. Seither fehlt von ihnen jede Spur. Zur Denunzierung dieser Straflosigkeit gab es eine Platzkundgebung in Oaxaca.


Reportage über autonomes Schulprojekt im Chimalapas-Urwald
Spannende Audioreportage über ein von der Direkten Solidarität unterstütztes Schulprojekt in San Francisco La Paz, Los Chimalapas, wo sich die indigenen BewohnerInnen nicht nur gegen die Holzfäller-Mafia wehren, sondern auch ein eigenes Gymnasium organisiert haben.
Audio: Schule in Selbstverwaltung
Kommunale Oberstufe: Eltern ergreifen die Initiative (Textversion des Audios)



MEXIKO

Schweizer Firmen in Mexiko
Nestlé erhält Erlaubnis für den Bau einer 12 km langen Gasleitung durch Xalapa (Veracruz) und 2 weitere Städte. In der Bevölkerung regt sich Widerstand.


Michoacán
Nach fast drei Jahren Haft kam am 12. Mai der ehemalige Sprecher der „Autodefensas“ (Bürgerwehren) im Bundesstaat Michoacán, José Manuel Mireles Valverde, gegen eine Kaution von 30.000 Pesos (ca. 1.427 Euro) vorläufig frei. Er wird während des laufenden Prozesses jedoch weder das Land noch seinen Bundesstaat Michoacán verlassen können. Der Arzt Mireles war am 27. Juni 2014 zusammen mit Hunderten weiterer Mitglieder der Autodefensas festgenommen und zuerst im Bundesstaat Sonora und danach im Bundesstaat Nayarit inhaftiert worden. Mireles hatte an der Spitze verschiedener Bürgerwehren gestanden, die sich gegen das organisierte Verbrechen und die Untätigkeit bzw. Komplizenschaft der Behörden in Michoacán zusammenschlossen.


Menschenrechte
Organisationen fordern ein globales Abkommen über die Einhaltung der Menschenrechte in Mexiko:
-> Die Verhandlungen der „Modernisierung“ des Globalen Abkommens zwischen Mexiko und der Europäischen Union schreiten schnell voran, während das Land sich in einer immer tieferen Krise der Menschenrechte befindet, anerkannt von allen internationalen Menschenrechtsorganisationen.
-> Die Organisationen der mexikanischen Zivilgesellschaft warnen vor der Gefahr eines neuen globalen Abkommens mit rein kommerziellem Ansatz, weil dies die Menschenrechtskrise und die Gewalt im Land noch weiter ankurbeln würde.
-> Wir schlagen ein umfassendes Abkommen über die Menschenrechte mit konkreten Massnahmen gegen die Straflosigkeit in Mexiko vor, bevor neue Wirtschaftsabkommen unterzeichnet werden.
-> Der aktuelle Freihandelsvertrag von 2000 zwischen Mexiko und der EU enthält eine sogenannte "demokratische Klausel", welche die Einhaltung der Menschenrechte beinhaltet. Diese Klausel wurde in den letzten 17 Jahren nie angewendet.
Die Forderungen auf Spanisch:


Weitere Journalisten-Morde
(Oaxaca/Berlin, 21. Mai 2017, npl).- Zuletzt traf es den Reporter Jonathan Rodríguez Córdova, davor seinen preisgekrönten Kollegen Javier Valdez. Beide Journalisten wurden am 15. Mai auf offener Strasse erschossen: Valdez in Culiacán, der Hauptstadt des vom gleichnamigen Kartell kontrollierten Bundesstaats Sinaloa, Córdova in der zentralmexikanischen Stadt Guadalajara. Damit stieg die Zahl der in Mexiko in diesem Jahr ermordeten Journalist*innen auf sieben.


Familien von Verschwundenen bauen genetische Datenbank auf



VERANSTALTUNGEN

Do/Fr 29./30. Juni, Los Baxin: Territorium, Kultur und Widerstand Son Jarocho aus San Andrés Tuxtla, Veracruz, Mexiko. Workshop. Jarana, Guitarra de son y Zapateado, jeweils 16-20 Uhr, Karthago, Zentralstr. 150, Zürich

Sa, 1. Juli 2017, Los Baxin: Dokfilm El Tucán (20 min, Sp/engl), anschliessend Gespräch mit Arcadio Baxin Escribano. Film ab 17 Uhr, mex. Essen ab 19 Uhr
Konzert und Fandango, 20 Uhr. RAF im Kochareal, Flüelastr. 54, Zürich

Sa, 8. Juli, Grenzenlose Solidarität statt G20. Internationale Grossdemonstration, Hamburg. Mehr Infos: www.g20-demo.de.