(zas,
28.5.18) Der Mann, der am vergangenen Samstag sprach und den wir im Video unten
sehen, heisst Carlos Rafael Avella. Er ist Priester in Nueva Guinea, einer
Stadt im Osten des Landes. Er gibt den Leuten in den ersten 2, 3 Minuten
Anweisungen für den weiteren Kampf gegen die Regierung. Avella ist Teil des
Kartells der Soutanen, das zumindest auf dem Land nach Einschätzung von alten
PartnerInnen von uns ideologisches und auch organisches Rückgrat der mittlerweile
klar rechts dominierten „Proteste“ ist.
León im April. Quelle: END |
Jeden Tag gibt es wieder Tote bei
Unruhen. Die Medientransnationale und Organe wie die Interamerikanische
Menschenrechtskommission der OAS, die CIDH, ordnen diese umstandslos dem
Regierungslager zu. Das ist mit Bestimmtheit falsch. Die Gewalt ist keineswegs
nur auf der einen Seite beheimatet. Ein kleines Beispiel, das angesichts der
Morde auf beiden Seiten nebensächlich erscheinen mag, aber die
gesellschaftliche Zerstörung aufzeigt: Am 10. Mai berichtete der sandinistische,
aber klar regierungskritische Journalist Néstor Espinoza vom Kabelfernsehsender
Extra Plus aufgewühlt, sein Sohn sei am
Mittag im Schulbus nachhause gefahren. „In
diesem Moment informierte man mich, dass er einen Nervenzusammenbruch hat, nicht
zu weinen aufhört, weil eine Gruppe Vermummter den Bus im Kreisel der Studenten
gestoppt und Parolen gesprayt hat, in diesem Bus der Kinder mit Behinderungen,
was soll diese verdammte Schweinerei, Entschuldigung, (…) Kinder mit Behinderungen
für politische Motive zu missbrauchen, ist nicht korrekt … Es ist totaler und absoluter
Dreck, Kinder mit Behinderungen, Down-Syndrom, Autismus, Gehirnlähmung, was
soll das! (…) Obwohl die Forderungen im
Moment gerechtfertigt sind, bin ich nicht einverstanden mit dieser Barbarei.“
Hier
Auszüge aus der priesterlichen Mobilisierung:
(0.40) Praktisch wurde der Entscheid gefällt, dass ab heute Nacht oder morgen Morgen die Strassensperren gestaffelt werden. Am Montag wird geöffnet, am Dienstag beginnen alle, sich zu besammeln und die Reise nach Managua vorzubereiten. Jetzt gilt es, wie die alten Krieger [nicht verstanden] vorzubereiten, denn es ist ein wichtiger Schritt, ein Schritt, den es lange zu bedenken galt, um keinen Fehler zu machen. (1.57) Alle brechen am Dienstag auf, mit allen Campesinos von Nicaragua, die sich für diesen Kampf entschieden haben, für diesen Moment, der ohne Zweifel ersehnt ist. (2.18) Diese Demonstration vom 30. wird die Mutter aller Demonstrationen genannt, zu Ehren des Muttertags, zu Ehren aller, die wegen der Repression ihr Blut vergossen haben (…) Und ich denke, der Beschluss ist, dorthin zu gehen, wo man hingehen muss. Ins Herz des Problems zu gehen.
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Die OAS-Kommission
CIDH gab am
25. Mai bekannt, Schutzmassnahmen für 13 angeblich von der Regierung
bedrohte StudentInnen verhängt zu haben. Wie es der Zufall will,
veröffentlichte das State Department ebenfalls am 25. Mai ein Statement, in
dem es „die kürzlichen Gewalttaten von
von der Regierung kontrollierten Schlägern verurteilt, die zu weiteren Toten
DemonstrantInnen geführt hat.“ Gemeint sind Auseinandersetzungen vom Vortag
vorallem in León, zu denen absolut konträre Versionen zirkulieren. Das State
Department weiter: „Wir rufen die
Regierung von Nicaragua auf, die Empfehlungen der unabhänigigen
Interamerikanischen Menschenrechtskommission voll umzusetzen.“ Die „unabhängige“ CIDH, mit Hauptsitz in der
US-Hauptstadt, finanziert primär von Washington, deren Jurisdiktion aber für
die USA nicht gilt, hatte am 21. Mai von der Regierung u. a. die Akzeptanz
einer internationalen Untersuchung und den ungehinderten Zugang zum Land für Menschenrechtsgruppen
der OAS und der UNO „und andere relevante
Akteure der internationalen Gemeinschaft“ gefordert.
Das Timing passt
zum Termin der „Mutter aller Demonstrationen“.
Wir sollten diese Dynamik nicht ausblenden, auch wenn sie durch das Regierungslager mit ermöglicht wurde.
Wir sollten diese Dynamik nicht ausblenden, auch wenn sie durch das Regierungslager mit ermöglicht wurde.