Südmexiko-Newsletter April – Mai 2018

Mittwoch, 9. Mai 2018

www.chiapas.ch
CHIAPAS

Urgent Action zu den Vertreibungen in Aldama
In den Landkreisen Aldama und Chenalhó, in der Nähe vom zapatistischen Regierungszentrum Oventic, werden mehrere Gemeinden seit Februar angegriffen, seit Mitte April verstärkt mit hochkalibrigen Schusswaffen. Der Aggressor ist eine paramilitärische Gruppe aus Manuel Urtilla, Chenalhó. Es existieren Zeugenaussagen, dass diese Gruppe Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat und sie von Chenalhós Gemeindepräsidentin Rosa Pérez Pérez kontrolliert wird.
Infos auf Deutsch unter: http://www.chiapas.ch
Weiterer Artikel: https://www.npla.de/poonal/indigene-gemeinden-in-chiapas-unter-beschuss/
Protestbrief der europäischen Solinetzwerkes und anderen Solidarischen auf Spanisch: http://radiozapatista.org/?p=27224
Wir bitten euch, die Urgent Action des Menschenrechtszentrums FrayBa zu unterschreiben, um Druck zu machen. Hier unterschreiben: https://frayba.org.mx/persiste-riesgo-a-la-vida-de-indigenas-tsotsiles-en-aldama-chiapas/

Tolle Fotos der Wandbilder „Mutter Erde“ der Schools for Chiapas
http://www.schoolsforchiapas.org/mother-earth-mural/

EZLN diskutierte vor Wahlen mit der Zivilgesellschaft
Die EZLN hat Intellektuelle, Künstler, Journalisten und Aktivisten nach San Cristóbal de las Casas eingeladen, um – auch mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen – das gemeinsame weitere Vorgehen zu besprechen. Bei den Treffen vom 15. – 25. April wurde zugleich Bilanz der Kampagne des Indigenen Regierungsrates (Consejo Indígena de Gobierno, CIG) gezogen. Hier weiterlesen: https://amerika21.de/2018/05/200308/mexiko-wahlen-ezln-debatte-marichuy
Würde und Widerstand: Fotos vom Treffen: https://amerika21.de/fotos/200258/mexiko-kongress-ezln-chiapas
Communiqué der CNI, CIG und der sechsten Kommission der EZLN: Falta lo que falta
Auf Spanisch: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2018/05/02/falta-lo-que-falta/
Zusammenfassungen des Consultorio: „Miradas, escuchas, palabras: Prohibido pensar?“ mit Interviews zum Anhören auf Spanisch http://radiozapatista.org/?page_id=26389



GUERRERO - Ayotzinapa

Proteste: 43 Studenten seit 43 Monaten verschwunden
Auch 43 Monate nach dem Verschwinden von 43 Lehramtsstudenten der linken Hochschule Escuela Normal Rural de Ayotzinapa gehen die Suche ihrer Angehörigen und die Proteste weiter. Unter dem Motto «43 x 43» fanden in der letzten Aprilwoche in ganz Mexiko und weltweit Demonstrationen und Kundgebungen statt, die sich gegen die "historische Wahrheit" der Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto richten.
Hier weiterlesen: https://amerika21.de/2018/05/200384/mexiko-studenten-ayotzinapa-protest
Mehr zu den geplanten Aktionen: http://www.mexiko-koordination.de/


Gefrorene Trauer
Eine ausführliche Studie beschreibt die psychosozialen Folgen des Falls Ayotzinapa für die betroffenen Familien und die mexikanische Gesellschaft.
Die aus ihrem Umfeld herausgerissenen Eltern, die seit Jahren auf der Suche nach ihren Kindern sind, gewärtigen fortschreitende physische Leiden, Schuldgefühle, die Entfremdung von anderen Kindern, die sie zurücklassen mussten. Eine der Unwägbarkeiten, welche die Familien der Verschwundenen erleiden, beschreibt die Studie mit dem Begriff «gefrorene Trauer». Dieser zwiespältige Zustand wird provoziert durch die widersprüchlichen Gefühle aus der Annahme, die geliebte Person sei tot und der gleichzeitigen Hoffnung, dass sie lebe.
Weiterlesen: http://medicointernational.ch/639
Zur Studie «Yo sólo quería que amaneciera» (La Red por la Salud 43), 526 Seiten: http://medicointernational.ch/images/InformeAyotziFin.pdf

Neue Erkenntnisse im Fall Ayotzinapa
Die neusten Erkenntnisse legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den Guerreros Unidos nicht um eine provinzielle Bande von Kriminellen handelt, sondern um einen transnational agierenden Drogenring. Auch ist jetzt die von manchen Kommentatoren und Offiziellen kolportierte Sichtweise endgültig ad absurdum geführt, dass die Studenten von Drogenhändlern «infiltriert» worden seien, so dass sich die Katastrophe sozusagen von innen heraus entwickelt hätte.
Hier weiterlesen: https://amerika21.de/2018/04/199555/ayotzinapa-sms



OAXACA

Die Windräder des Bösen
Am Sonntag eröffnet der mexikanische Präsident die Hannover-Messe, um für weitere deutsche Investitionen zu werben. Auf die Rechte Indigener wird dabei aber kaum Rücksicht genommen. Die Indigenen müssen immer wieder erleben, wie Behörden, korrupte Politiker und Unternehmer dort Projekte in Angriff nehmen, die die natürlichen Lebensgrundlagen zerstören. Garnelenzuchtanlagen vernichten Mangrovenwälder, Erdölraffinerien verschmutzen die Fischgründe im Meer, ein geplantes Bergwerk würde Flüsse und Boden vergiften.
Weiterlesen: https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5497776&s=Mexiko&SuchRahmen=Print/

Video «Xnizaa, sembradores de agua» (42 Min)
Der Dokfilm erzählt die Geschichte von 16 zapotekischen Gemeinden, die in den letzten 13 Jahren mit gemeinschaftlichen Werken, die Wasserversorgung in der Region verbessert haben: www.youtube.com/watch?v=GvUJwI7HAmc&feature=youtu.be



MEXIKO

Strafprozess gegen Heckler & Koch startet Mitte Mai
Vor Gericht müssen sich eine Vertriebsmitarbeiterin, zwei ehemalige Vertriebsleiter, zwei Ex-Geschäftsführer verantworten. Auch ein früherer Mexiko-Repräsentant der Firma muss vor Gericht. Es geht um Verstösse gegen das Kriegswaffenkontroll- und Aussenwirtschaftsgesetz durch Lieferungen von G36-Sturmgewehren und Zubehörteilen nach Mexiko im Zeitraum 2006 bis 2009. Die Waffen wurden in Unruhe-Provinzen eingesetzt, wo sie laut Ausfuhrgenehmigung gar nicht hätten sein dürfen – laut Anklage war den Beschuldigten das bewusst. Weiterlesen unter: https://www.welt.de/regionales/baden-wuerttemberg/article174218511/Strafprozess-gegen-Heckler-Koch-startet-Mitte-Mai.html

Weitere Artikel:
Heckler-Koch unter Druck: http://www.businessinsider.de/waffen-nach-mexiko-und-millionen-klagen-heckler-and-koch-unter-druck-2018-4
4500 Sturmgewehre gingen nach Mexiko: https://www.tagblatt.de/Nachrichten/4500-Sturmgewehre-gingen-nach-Mexiko-369546.html



MEDIEN UNTER BESCHUSS

Article 19 zieht verheerende Bilanz in neuem Bericht. Dritter Mord an einem Journalisten dieses Jahr. UN-Menschenrechtsbüro kritisiert Straflosigkeit
Der im März vorgestellte Bericht erinnert daran, dass seit dem Jahr 2000 insgesamt 114 mexikanische Journalisten getötet wurden. Die Gefährdung von Journalisten in Mexiko sei nur mit der Lage in Kriegsgebieten wie etwa Syrien vergleichbar.
Die Leiterin des Regionalbüros für Mexiko und Zentralamerika von Article 19 sagte, dass "eine Straflosigkeit von 99 Prozent nicht erklärt werden kann ohne einzugestehen, dass manche Täter Teil der drei Staatsgewalten sind."
Weiterlesen: https://amerika21.de/2018/03/197640/mexiko-gefaehrlich-fuer-journalisten

Spezialkräfte fassen Verdächtigen: Der Mord an einem international bekannten Journalisten versetzte das Land 2017 in einen Schockzustand.
Fast ein Jahr nach dem Mord an dem international bekannten Reporter Javier Valdez ist der mutmaßliche Täter gefasst worden. Valdez war am 15. Mai 2017 in der Stadt Culiacán im westmexikanischen Staat Sinaloa auf offener Strasse niedergeschossen worden. Weit über die Grenzen Mexikos hinaus hatte er mit detailreichen Büchern über Verflechtungen von Drogenkartellen, Politikern und anderen gesellschaftlichen Gruppen für Aufsehen gesorgt.
http://www.taz.de/!5500928/



VOM VERSCHWINDENLASSEN

Die Treuen des Gouverneurs: Wie organisierte Kriminalität und staatliche Stellen beim »Verschwindenlassen« zusammenarbeiten: https://jungle.world/artikel/2018/15/die-treuen-des-gouverneurs

Entführt, getötet, in Säure aufgelöst
Drei Studenten werden gekidnappt, ihre Leichen später in Säure aufgelöst. Mutmasslicher Täter: Ein bekannter Rapper im Auftrag eines Kartells.
Es sollte eine Woche der Erinnerung werden, doch es wurden weitere Tage des Grauens: Genau 43 Monate, nachdem 43 Studenten in der mexikanischen Stadt Iguala von Polizisten und Kriminellen verschleppt wurden, sorgt ein weiterer Fall dafür, dass das Thema des Verschwindenlassens traurige Aktualität behält: Die Staatsanwaltschaft der Grossstadt Guadalajara meldete, dass drei jüngst entführte Filmstudenten ermordet wurden.
http://www.taz.de/Verschwindenlassen-in-Mexiko/!5501569/



WAHLEN AM 1. JULI

Präsidentschaftswahl: Veränderung und Bruch
Welche reellen Möglichkeiten auf eine Änderung des Wirtschaftsmodells eröffnen sich bei den kommenden Präsidentschaftswahlen? Keine. Beim Urnengang am 1. Juli steht das Ende des neoliberalen Modells in Mexiko nicht auf der Tagesordnung. Die Option, einen anderen Weg als den Konsens von Washington einzuschlagen, ist nicht in greifbarer Nähe.
https://www.npla.de/poonal/1-juli-veraenderung-und-bruch/
Mexikanische Unternehmer betreiben Wahlkampf mit Kindern:
https://amerika21.de/2018/05/200234/mexiko-bildung-wahlkampf-lobby-kinder
Mexiko ist eine Mafiokratie - Alle vier Tage wird in Mexiko ein Politiker ermordet:
https://www.waz.de/politik/alle-vier-tage-wird-in-mexiko-ein-politiker-ermordet-id213909705.html
Schmutziger Wahlkampf in den sozialen Medien befürchtet:
https://amerika21.de/2018/04/198343/mexiko-schmutziger-wahlkampf-befuerchtet

Grosse Zahl von Gewalttaten und Morden an Politikern vor Wahlen in Mexiko
Noch bevor am 30. März der Wahlkampf in Mexiko offiziell begonnen hat, wurden zahlreiche Lokalpolitiker durch das organisierte Verbrechen bedroht. Laut Medienberichten seien zudem bereits über 80 Tote innerhalb der letzten sieben Monate im Zusammenhang mit den Wahlen zu beklagen. Am 1. Juli werden neben dem Präsidentenamt über 3’400 Ämter neu vergeben.
https://amerika21.de/2018/04/199613/mexiko-wahlen-gewalt



MIGRATION

Migration: Der Schutzraum im Visier der Gangs und Regierung
Jedes Jahr gehen bei den Mitarbeitern von "La 72" im Süden Mexikos ein bis zwei Morddrohungen ein. Die Unterkunft für Flüchtlinge aus Zentralamerika hat etliche Gegner. Das feindliche Klima gegen MigrantInnen hat sich seit der Wahl Trumps und dessen Rede gegen Migrierende verschärft. Ausserdem machen lokale Behörden MigrantInnen das Leben schwer, während Gruppen der organisierten Kriminalität an deren Ausbeutung interessiert sind. „La 72“ ist in diesem schwierigen Umfeld ein Hafen, der den Menschen auf der Durchreise einen Moment zum Durchatmen verschafft.
Weiterlesen unter:
https://www.n-tv.de/politik/Der-Schutzraum-im-Visier-der-Gangs-article20336677.html

Karawane von 1'000 Menschen tritt für Rechte von Migranten ein:
https://amerika21.de/2018/04/198618/migrantenkarawane-mexiko
https://www.24matins.de/topnews/pol/migranten-konvoi-aus-zentralamerika-erreicht-grenze-zwischen-mexiko-und-usa-89995



Mexiko und Europäische Union schliessen Freihandelsabkommen ab
Die Europäische Union und Mexiko haben die im Mai 2016 aufgenommenen Verhandlungen über eine Neuauflage eines gemeinsamen Handelsabkommens abgeschlossen und die Unterzeichnung nach der Klärung letzter technischer Details angekündigt. Damit können praktisch alle Waren zollfrei zwischen Mexiko und der EU gehandelt werden. Kritik wurde bereits unter anderem hinsichtlich der handelspolitischen Ausrichtung des Abkommens und des Verzichts auf die Stärkung der Menschenrechte laut.
https://amerika21.de/2018/04/199860/mexiko-eu-abschluss-freihandelsabkommen



VERANSTALTUNGEN

Sa, 16. Juni, Demo „Zwischen uns keine Grenzen“, 14 Uhr Besammlung Schützenmatt Bern
Mehr Infos: https://wirallesindbern.ch/event/demo-zwischen-uns-keine-grenzen/

Fr, 1. Juni und 6. Juli: Solidarisch essen für kurdische Medienprojekte,
19 Uhr, im CaBi (Küfa, Küche für alle), Linsebühlstr. 47, St.Gallen. www.cabi.sg