Paraquat, El Salvador: Ein tödliches Rätsel ist gelöst

Freitag, 21. Juni 2019

Wie ein Wissenschaftler aus El Salvador mit der Hilfe von KollegInnen in Sri Lanka, Kuba und Belgien bewiesen hat, dass zwei Pflanzenvernichtungsmittel für den Tod von über 10 000 Menschen verantwortlich sind.
Von Toni Keppeler, San Salvador (Text und Fotos)
Warum sterben in El Salvador so viele junge Leute an Nierenversagen? Nach langen Feldstudien war dem Mediziner Carlos Orantes die Ursache klar.
Man weiss schon lange, dass das Pflanzenvernichtungsmittel Paraquat ein tödliches Gift ist. Wer auch nur einen Teelöffel dieses Herbizids schluckt, stirbt einen langen und qualvollen Tod. Erst krampfen sich die Gedärme, dann versagt die Niere, dann alle anderen Organe. Zwei oder drei Tage kann das dauern. Ein Gegengift gibt es nicht. In der Schweiz, der Europäischen Union, aber auch in armen Ländern wie Sri Lanka ist der Einsatz von Paraquat schon lange verboten. In Ländern, wo Paraquat noch erlaubt ist, bewirbt der Schweizer Chemie- und Saatgutkonzern Syngenta, einer der hauptsächlichen Produzenten, sein unter dem Markennamen Gramoxone vertriebenes Produkt als «effektiv und umweltfreundlich», geradezu «perfekt für nachhaltige Landwirtschaft».
Jetzt hat ein internationales Forschungsteam nachgewiesen, dass auch der in der Landwirtschaft übliche Einsatz von Paraquat tödliche Folgen hat. Das Ergebnis seiner zehnjährigen Arbeit war der WOZ vorab bekannt und wurde vom belgischen Nierenheilkundler und Toxikologen Marc De Broe am Freitag beim Jahreskongress der European Renal Association / European Dialysis and Transplant Association in Budapest vorgestellt. Danach dringt das Gift über die Haut und die Atemwege in den Körper ein, gelangt in die Niere, führt mit der Zeit zu einer unheilbaren chronischen Erkrankung und letztlich zu einem schmerzhaften Tod. Allein in Zentralamerika sind schon über 10 000 Menschen daran gestorben (siehe WOZ Nr. 49/2012).
Auch in Sri Lanka wurden Tausende von derselben Krankheit dahingerafft, obwohl dort kein Paraquat eingesetzt werden darf. Diese lange rätselhafte Epidemie kann die Studie auch erklären: Das in Sri Lanka wie in Europa und anderen Weltgegenden noch immer verwendete Glyphosat kann in der Niere dieselben krankhaften Veränderungen auslösen. Ähnliches gilt für Insektenvernichtungsmittel auf der Basis sogenannter Pyrethroide.

weiterlesen:  https://www.woz.ch/1925/paraquat-und-glyphosat/ein-toedliches-raetsel-ist-geloest