19.6.19, 22h45
Seit mehr als
anderthalb Monaten erlebt Honduras intensive und tägliche Proteste
der Plataforma en Defensa de la Salud y la Educación. Die Regierung
setzte auf massive Repression, Spaltung und Manipulation der
öffentlichen Meinung. Aber sie zog dabei weder die strukturelle
Krise im Land noch den Kampfgeist der Bevölkerung in Betracht. Nach
45 Tagen hat sich der Eindruck selbst bei konservativen Medien
verallgemeinert, dass sich die Krise verschärft hat und die Schwäche
der Regierung offensichtlicher denn je ist und dass die
Regierungshandlungen weder legitim noch legal sind. Täglich
unterstützen weniger Organisationen und Leute [den Präsidenten]
Juan Orlando Hernández.
Die Plataforma en
Defensa de la Salud y la Educación ruft nach einem alternativen
Dialog, damit die gesellschaftlichen Sektoren Übereinkünfte
erzielen können, aber ruft auch dazu auf, die Strassenbesetzungen,
Departementsversammlungen etc. nicht aufzugeben.
Seit zwei Wochen
haben sich die Strassenbesetzungen intensiviert, täglich gibt es
Berichte von neuen Besetzungen zentraler Verkehrswege, Protesten in
fast allen Städten und willkürlicher Repression.
In dieser sich
verschärfenden Krise haben Unternehmersektoren scharf Stellung gegen
die Regierung bezogen. Die Krise erreicht jetzt den
[Unternehmerverband] COHEP, der im Gegensatz zur bisherigen Praxis
keine gemeinsamen Stellungsnahmen für die Regierung mehr zustande
bringt.
Die sozialen
Sektoren haben keine Einheit über die Forderungen der streikenden
Berufsgremien hinaus erzielt. Sie haben aber in den Städten und
Dörfern systematisch und koordiniert auf die Aufrufe der Lehrerinnen
und Ärzte geantwortet. Der Transportsektor streikt für eigene
Forderungen und hat sich den Strassenblockaden angeschlossen.
Tegucigalpa erlebt
eine schwere Unterversorgung mit mit Benzin und in einigen
Stadtteilen macht sich Nahrungsknappheit bemerkbar.
Heute haben die
Spezialeinheiten der Polizei (die Cobras), die Policía Nacional
Civil und und die Kripo einen nationalen Streik für mehr Lohn
ausgerufen. Das hat nun über den Strassenkampf im ganzen Land hinaus
zu Plünderungen und Verkehrszusammenbrüchen auf den grossen
Strassen des Landes geführt. Die Zufahrten zu San Pedro Sula, Ceiba,
Tocoa, Choloma, Cortes, Choluteca, Villanueva, La Esperanza etc. sind
besetzt.
Um 22h30 suchte die
Regierung in verzweifeltem Kampf um Zeitgewinn ein Abkommen mit dem
Transportsektor. Sie verkündet, alles sei gelöst, während der
«zivile Ungehorsam» die Strassen landesweit überflutet. Es gibt
auch Berichte von Zusammenstössen bei den Besetzungen mit mehreren
Schussverletzten in der Hauptstadt.
Die Gerüchte von
Ausgangssperre und einem Staatsstreich machen wild die Runde.
Gesicherte
Erkenntnisse gibt es keine. Eindeutig ist aber eine
Truppenmobilisierung zur Verteidigung von Institutionen, Häusern von
FunktionärInnen der Regierung und einigen Unternehmen. Eben so klar
ist aber der Einbruch der Regierungsunterstützung seitens
traditioneller Verbündeter wie der katholischen Kirche, die sogar
das Volk zu Einheit gegen Ungerechtigkeit und Korruption aufgerufen
hat, und sogar in der Regierungspartei, wo Kräfte um Ex-Präsident
Lobo zum Sturz von Juan Orlando Hernández aufgerufen haben.
Das Szenario ist für
die Regierung extrem kritisch; aber sie zählt aber weiterhin mit der
Unterstützung der Streitkräfte und der USA. Vielleicht aber nur
noch für kurze Zeit … Wir werden sehen, was morgen läuft.
* Coalición Contra
la Impunidad Honduras, https://m.facebook.com/HnCCI:
«De un Amigo desde Honduras»
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(zas, 20.6.19) Die
Lage ist heute (Vormittag in Honduras) sehr wirr, es zirkulieren
unbestätigte Gerüchte von Zusammenstössen zwischen der Polizei und
der Armee. Einschätzungen aus der Bewegung gehen von erhöhter
Repression in den kommenden Tagen aus. Laut einem Kommuniqué des
Universitätsspitals von Tegucigalpa von heute früh sind gestern
Nacht 12 Verletzte hospitalisiert worden, darunter drei Menschen mit
Schussverletzungen. Der 29-jährige Luis Antonio Maldonado starb
gestern Nacht im Spital an den Folgen eines Kopfschusses.
Als der
Generaldirektor das Quartier der seit Dienstag Nacht streikenden
Spezialeinheiten der Polizei (Cobras) besuchen wollte, antworteten
ihm die Revoltierenden mit Tränengas und Schüssen.
Mel Zelaya, der Chef
der Linkspartei Libre, antwortete auf ein Frage in einem
Radiointerview, ob er seine beträchtliche Mobilisierungskapazität
für eine Oppositionsallianz aller Parteien gegen JOH einsetzen
würde, für Libre sei im jetzigen Moment eindeutig die Plataforma en
Defensa de la Salud y la Educación massgeblich. Jeder andere
Zusammenschluss könnte vom Regime als Mittel zur Spaltung des Volkes
verwendet werden. Alle Militanten von Libre seien verpflichtet, sich
den Mobilisierungen der Plataforma anzuschliessen. Heute wurde auch
bekannt, dass gegen einen führenden Exponenten eines linken Flügels
in Libre, Gilberto Ríos von der Organisation der Necios, Haftbefehl
ergangen ist, da er als intellektuelle Figur hinter der Finanzierung
von Mara-Aktivitäten stehe.
http://www.resumenlatinoamericano.org/wp-content/uploads/2019/06/WhatsApp-Video-2019-06-20-at-00.29.52.mp4?_=7