Zum Gedenken an Digna Ochoa: 10 Jahre nach ihrer Ermordung
«Es gibt wenige Anwälte, die sich auf diese Art Verteidigungen einlassen, weil sie wissen, dass das politische Risiko für ihre Integrität und ihr Leben gross ist» (Digna Ochoa).
Die mexikanische Rechtsanwältin Digna Ochoa y Plácido wurde am 19. Oktober 2001 ermordet in ihrer Kanzlei in Mexiko-Stadt aufgefunden. Als mutige und engagierte Menschenrechtsaktivistin hatte sie sich brisanter Fälle angenommen und sich dabei mit dem Militär und der Drogenmafia angelegt. Digna hatte trotz jahrelanger Drohungen und Überfällen ihre Arbeit unerschrocken fortgesetzt. Sie verteidigte zapatistische Gefangene, trug zur Strafverfolgung von Massenmorden (Aguas Blancas, Acteal) bei und war zuletzt in der Region von Petatlán, Guerrero in der Verteidigung der Ökobauern aktiv. Vor ihrer Ermordung erhielt sie Drohbriefe, wurde überfallen und entführt. Obwohl deutliche Spuren zu den Täterkreisen führten, konstruierten die Untersuchungsbehörden aus dem Attentat mit Kampfspuren einen Suizid. Es wurde eine Verleumdungswelle eingeleitet und Digna wurde in der Folge als geltungssüchtige und schizoide Persönlichkeit dargestellt. Die Familienangehörigen von Digna und deren Anwalt versuchen, den Fall vor die interamerikanische Gerichtsbarkeit zu bringen.
Mit der Ermordung von Digna Ochoa wurde die Grenze zur Grausamkeit endgültig überschritten, seither nahmen die Verbrechen gegenüber engagierten MenschenrechtsverteidigerInnen eine skrupellose Entwicklung an. Subcomandante Marcos sagte in einem offenen Kondolenzschreiben an die Angehörigen von Digna am 26. Oktober: «Wenn soziale Kämpfer fallen, feiert die Macht, veranstaltet die brillantesten Galas und lässt einige Groschen fallen, damit ihre Almosen Gleichgültigkeit kaufen.» Digna ist als unerschrockene «Anwältin der Armen» zu einem wichtigen Symbol im Kampf für Gerechtigkeit geworden und wurde international mit verschiedenen Anerkennungen ausgezeichnet.
Angriff auf MenschenrechtsverteidigerInnen in Tenosique
Die MitarbeiterInnen der MigrantInnen-Herberge «La 72» und des Menschenrechtszentrums von Usumacinta, beide in Tenosique werden bedroht. Zur Gewährleistung ihrer Sicherheit, sowie der Garantie, dass sie sowohl ihre humanitäre Arbeit als auch die Verteidigung der Menschenrechte unbelästigt ausführen können nun die UA von amnesty international: http://www.chiapas.eu/ua2.php?id=104
CHIAPAS: Drohende gewaltsame Vertreibung der autonomen zapatistischen Gemeinde San Patricicio
In den vergangenen Monaten haben die Meldungen der zapatistischen Räte der Guten Regierung über Belästigungen und Aggressionen gegenüber Unterstützungsbasen der EZLN alarmierend zugenommen. Im jüngsten Fall geht es um die Bedrohung der Zapatistas der Gemeinde San Patricio. Eine Gruppierung, die offenbar auf Rückendeckung der Bezirksregierungen von Sabanilla und Tila zählen kann, droht, die Ländereien der zapatistischen Unterstützungsbasen zu invadieren und die Menschen dort umzubringen.
Politische Gefangene in Chiapas treten in unbefristeten Hungerstreik
In San Cristóbal de las Casas sind sieben indigene politische Gefangene im Gefängnis in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Vier weitere gesundheitlich angeschlagene Gefangene, darunter der Lehrer Alberto Patishtan, unterstützen die Aktion mit einem täglichen zwölfstündigen Fasten. Die Umstände, unter welchen die Indigenen gefangen und bis zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt wurden, sind haarsträubend.
Patishtan beispielsweise wurde im Juni 2000 durch einen vermeintlichen Augenzeugen beschuldigt, am Hinterhalt gegen eine Polizeipatrouille beteiligt gewesen zu sein, bei dem 10 Polizisten starben. Der Grundschullehrer von Huitiupan in der Region Altos war Manuel Gomez Ruiz, dem PRI-Bürgermeister des Bezirks von El Bosque, ein Dorn im Auge, da er Korruptionsfälle aufdeckte und die Leute dagegen zu mobilisieren versuchte. Gabriela Patishtan, die Tochter des Lehrers, betont im Interview, dass der Sohn des damaligen Bürgermeisters ausgesagt hat, dass der Zeuge gekauft war und die Verhaftung von Alberto Patishtan ein abgekartetes Spiel war. Tatsächlich nahm der angebliche Zeuge später von seiner Aussage Abstand, gilt heute jedoch als spurlos verschwunden.
VERANSTALTUNGEN: Konzert, Diskussion, Film und Radio
Dienstag, 18. Oktober 2011, 19 Uhr: Konzert mit Julián Rodríguez (Kolumbien), Provi, Sihlquai 240, Zürich (www.julianrodriguez.net). Julián Rodríguez, ein Sänger aus der kolumbianischen Bewegung, gibt sein letztes Konzert seiner Europa-Tournee in Zürich. Seine Lieder reflektieren Kampfsituationen, den Versuch, ein anderes Leben für eine andere Gesellschaft zu leben. Bis hin zur Erkenntnis, dass Freiheit auch damit zu tun hat, nicht sklavisch am Morgen, wenn der Wecker klingelt, hochzuschiessen und sich für die Arbeit zu rüsten. Mit audiovisuellen Einlagen.
Organisiert von der kolumbianischen Gruppe Asocol und ZAS mit Hilfe des Infoladens Kasama.
Freitag, 21. Oktober, 2011, 18.15 Uhr: Bedroht, diffamiert, kriminalisiert: MenschenrechtsverteidigerInnen und ihre schwierige Arbeit. Diskussionsveranstaltung von Peace Brigades International, mit Danilo Rueda (Kolumbien) und Padre Uvi (Mexiko).
Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich (Simultanübersetzung)
Dienstag, 1. November 2011, 19.30 Uhr: aki und „Direkte Solidarität mit Chiapas“ präsentieren den Film „Viva Mexico!“ in Anwesenheit des Regisseurs Nicolas Défossé (Mexico 2010, 120 min, mit dt. Untertiteln), mit anschliessendem Gespräch. Mehr dazu: www.vivamexicofilm.com Aki, Hirschengraben 86, 8001 Zürich
Quer durch Mexiko folgt der Regisseur Nicolas Défossé den Spuren der "Otra Campaña" (Die Andere Kampagne; 2006), die sich für bessere soziale Verhältnisse engagiert. Er macht klar, dass sie in ihrem Widerstand gegen Unrecht Verbündete im ganzen Land besitzen.
Der Film bietet ein kollektives Portrait von Gesichtern und Geschichten. Er ist eine Hommage an die Würde der sogenannt einfachen Bevölkerung, an ihre Intelligenz, ihren Sinn für Humor, ihre Aktionsfähigkeit und ihre rebellischen Adern. Der Film will nicht paternalistisch sein. Deswegen finden sich keine kommentierenden Stimmen oder Interviews mit ExpertInnen. Die einfachen Leute haben das Wort.
Weitere Vorführungen in der Schweiz:
Donnerstag, 27. Oktober 2011, 20 Uhr, Kino in der Reitschule, Neubrückstr. 8, Bern
Montag, 28. Oktober 2011, 19 Uhr, aki, Herbergsgasse 7, Basel
Und zum Reinhören: Über die „Karawane für den Frieden mit Gerechtigkeit und Würde“
Das onda-info 269 spezial ist wieder eines aus der Serie zu Menschenrechten - dieses Mal zu Mexiko, dem Land, wo Menschenrechte seit einigen Jahren besonders klein geschrieben werden. In dem Versuch, sich zu wehren und zu organisieren, fand im September eine zehntägige Karawane durch die südlichen Bundesstaaten Mexikos statt, unter dem Motto: "Karawane für den Frieden mit Gerechtigkeit und Würde" (siehe Newletter August-September). Ihr hört zahlreiche Stimmen von Teilnehmenden der Karawane und Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen. Am Ende gibt es noch ein Interview mit einem Aktivisten und einer Aktivistin, die von ihren Eindrücken, Gefühlen und Gedanken während der Karawane, dem Zusammenhalt der Leute und der Angst in Veracruz berichten.
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