Südmexiko-Soli-Newsletter November-Dezember 2011

Freitag, 2. Dezember 2011


Chiapas

Politische Gefangene in Chiapas beenden nach 39 Tagen den Hungerstreik –Patishtán ins Hochsicherheitsgefängnis verschleppt

Am 6.11. beendeten die Gefangenen in Chiapas aufgrund erheblicher gesundheitlicher Risiken den Hungerstreik. Den Sprecher der Aktion, Alberto Patishtán (seit 11 Jahren unschuldig im Gefängnis – wir berichteten darüber im letzten Newsletter), hatten die Behörden am 20. Oktober in ein Hochsicherheitsgefängnis nach Sinaloa in Isolationshaft verschleppt, 2.000 km weit weg in Nordmexiko. Patishtáns gesundheitlicher Zustand ist labil, er darf lediglich während einer Stunde am Tag auf den Hof hinaus, in seiner Zelle hat er nichts, weder Bücher noch etwas zum Schreiben, nicht einmal die Bibel. Dies ist wie Folter, mit der die Behörden versuchen, den Willen Patishtáns zu brechen. Für die Familienangehörigen ist es fast unmöglich, den Kontakt zu ihm zu halten, nach einer 24 Stunden langen Reise wurde seiner Tochter das letzte Mal grad mal ein Gespräch von einer halben Stunde durch die Glasscheibe hindurch gestattet.

Weitere Informationen:
Gefangene in Chiapas beenden Hungerstreik:




Oaxaca

Tödliche Auseinandersetzung um Windenergie

Die Protestbewegung "Versammlung für die Verteidigung des Landes und des Territoriums" organisierte am 28. Oktober eine Strassenblockade zwischen Unión Hidalgo und La Venta. Die Strassenblockade wurde von Polizisten und Schlägern gewaltsam aufgelöst. Dabei wurde ein Aktivist umgebracht und weitere wurden verletzt.
Die indigenen Bauern protestieren gegen den von der spanischen Renovalia Energy geplanten Windpark, der auf ihrem Land erstellt werden soll. In der vorhergehenden Umsetzungen von Windparks in der Region wurden viele ZapotekInnen bei den Pachtverträgen über den Tisch gezogen oder mussten dem Druck der Behörden nachgeben.


Mexiko
Der Friedensaktivist Nepomuceno Moreno ist am 28. November im Zentrum von Hermosillo, in Sonora, erschossen worden. Er war einer der Galionsfiguren der Bewegung für einen Frieden mit Gerechtigkeit und Würde, welche sich um den Dichter Javier Sicilia formierte. Er forderte die Behörden und im direkten Gespräch auch Mexikos Präsident Calderón auf, im Falle seines Sohnes und vier weiterer Jugendlicher, die 2010 am Tag ihrer Schulabschlussfeier verhaftet und seither verschwunden sind, aktiv zu werden. Die Friedensbewegung verliert mit Don Nepo innerhalb von wenigen Wochen bereits ein zweites prominentes Mitglied. Erst Anfang Oktober wurde Pedro Leyva, Vertreter der indigenen Gemeinde San Pedro Ostula im Bundesstaat Michoacán, ebenfalls ermordet aufgefunden.


Menschenrechtssituation in Mexikos Drogenkrieg: Weder Rechte noch Sicherheit

Human Rights Watch veröffentlicht eine Studie über die Auswirkungen der Strategie des Präsidenten Calderón, in der schwere Vorwürfe laut werden. Der Bericht kommt zum Schluss, dass sich die Sicherheitslage verschlechtert habe und es zu einem dramatischen Anstieg schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen gekommen sei.
In den fünf untersuchten Bundesstaaten kommt es zu systematischer Anwendung von Folter durch die Sicherheitskräfte und die vorliegenden Beweise deuten auf die Beteiligung von Soldaten und Polizisten an extralegalen Hinrichtungen, systematischer Folter und gewaltsamem Verschwindenlassen hin. Die faktische Straflosigkeit, mit der sowohl die Polizei als auch das Militär Menschenrechtsverletzungen begehen, ist auf einen systemischen Mangel der mexikanischen Gerichtsbarkeit zurückzuführen.



Veranstaltungen und Hinweise

Veranstaltungswochenende „Recht auf die Stadt“ vom 9. – 11. Dezember 2011,
Autonomer Beauty Salon (Hohlstr. 481-83, Altstetten Zürich).
Diskussion, Stadtwanderung und Quartierfest
Gegen die Verdrängung von Lebensraum zugunsten von Spekulanten und Immobilienfirmen (wie z. B. Mobimo AG) !
Schönheit kommt von unten!
Cafe RebelDia wird mit einem Caféausschank präsent sein.

Aktuelle Infos auf dem Blog: autonomerbeautysalon.wordpress.com



Radio:
2 Beiträge von Franco Battel über Monterrey:


Andreas Böhm: Teuflische Schatten, Horlemann Verlag
In einer spannenden Erzählung verarbeitet er ein sehr aktuelles Thema: Bandenkriminalität in Mittelamerika. Anhand des Schicksals zweier mutiger Frauen wird die wahre Geschichte einer guatemaltekischen Familie erzählt, deren Leben durch die Begegnung mit der Mara Salvatruchaeine tödliche Wende erfährt. Eine abwechslungsreiche und teilweise sehr dramatische Lektüre, bei der es auch um die Suche nach Liebe, einem besseren Leben, und nicht zuletzt um den Kampf nach ein wenig Gerechtigkeit geht.