"Korruptionsbekämpfung"

Sonntag, 14. Mai 2017

(zas, 14.5.17)

Sie bekommen den Mund nicht mehr zu, die Herolde der Würde, wenn es um die Korruptionsbekämpfung geht. US-Justizorgane diktieren den Takt der grossen „Korruptionsuntersuchungen“ gegen unbotmässige lateinamerikanische Instanzen, die Schweiz weiss sich weltweit führend im Kampf gegen schlechte Angewohnheiten, die Imperiumsmedien bäumen sich selbstlos auf gegen die überall im globalen Süden (und Osten) wuchernde Selbstsucht von PolitikerInnen. Lassen wir für den Moment den nimmermüden Einsatz der Schweiz für Steueroasen; lassen wir auch die permanenten Objekte von Strafuntersuchungen (fast) weltweit wie UBS, CS, ABB oder Siemens; lassen wir diese endlose Flut von irrelevanten Details und erfreuen wir uns lieber an einer Ikone der Sauberkeit im Starland des Guten, Barack Obama. Kleiner Auszug aus  dem Artikel „The Audacity of Sleaze: Profiles in Corruption“, einem Artikel von Paul Street:

Fragt Obama [wie Wall Street vor der Plebs zu schützen ist]. Ex-Präsi „O“ wurde beim Wellenreiten mit Branson, dem britischen Fluglinienmogul gesehen, der die Attacke für die Privatisierung des britischen Nationalen Gesundheitssystems anführt. Obama wurde mit Ophrah Winfrey, Tom Hanks und Bruce Springsteen auf einer $ 300-Millionen-Jacht in der Pazifik gesehen, die dem milliardenschweren Aufnahmekönig David Geffen gehört. Die Obamas zogen einen achtstelligen Publizierungsvertrag ($ 65 Mio.) an Land für ihre Memoiren über die acht Jahre im Weissen Haus. Und Obama wird für $400‘000 an der von Cantor Fitzgerald LP [Wertpapierhaus] organisierten Wallstreet-Konferenz über Pflege im September sprechen.

Welch wohltuender Unterschied … sagen wir zu einem wie Lula! Auch vorgestern wieder musste die NZZ sich mit den Kloaken beschäftigen, in denen solche Leute sich tummeln. Vielleicht sei der Mann, wusste der Schreiber, der Mastermind im Petrobras-Skandal gewesen. Und die Justiz lasse ihn antraben, mit der Aussicht auf einen Tod im Gefängnis statt einer erneuten Präsidentschaftskandidatur, u. a. weil er als Geschenk für Korruptes eine Wohnung erhalten habe (die ihm zwar nicht gehört, wo er nie war, aber – bitte – behalten wir das Gesamtbild im Auge!).
Und nein, es ist nicht korrupt, wieder die dumme Behauptung aufzuwärmen, Dilma Rousseff sei „wegen juristisch äusserst fragwürdiger Verstösse gegen die Haushaltsgesetze abgesetzt worden, ihr Vizepräsident Michel Temer übernahm das Amt.“ Dass Telefonmitschnitte belegen, dass der Sturz Dilmas‘ erfolgte, um Korruptionsuntersuchungen gegen die Putschgemeinde abzuklemmen, hatte grad keinen Platz im Artikel. Auch nicht, dass Temer letzten September vor der Businessorganisation Council of the Americas cool meinte, man habe der gewählten Regierung vorgeschlagen, jenen Sozialangriffsplan umzusetzen, den die Putschgruppe heute ausführt, „aber […] dieser Plan wurde nicht angenommen und ein Prozess setzte ein, der damit endete, dass ich als Präsident der Republik eingesetzt wurde.“ Hauptsache, der Mann hat „das Amt übernommen“, die Geschäfte laufen. 
https://youtu.be/WfvUJObeFAo