Ein Artikel der Jungen Welt beleuchtet einen wichtigen politischen Aspekt
der vorgestern gewählten Konstituante, der über das Tagesgeschehen hinaus
weist, und widerlegt eine der zahllosen gerade kursierenden Desinformationen
zum Thema.
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Aus: Ausgabe vom 29.07.2017, Seite 8 / Ansichten
Klassenkampf
Venezuela wählt
Von André Scheer
»Wähle nicht«: Oppositionelle protestieren am vergangenen Montag vor einer Schule in Caracas, die am Sonntag als Abstimmungslokal dient
Foto: Marco Bello/Reuters
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Die Deutsche Presseagentur machte am Freitag unfreiwillig deutlich, warum die Konzernmedien vor den am Sonntag stattfindenden Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung in Venezuela so offenkundig Partei für die rechte Opposition ergreifen. »Durch die Bevorzugung von Vertretern der Arbeiterklasse wird mit einer Mehrheit für Sympathisanten Maduros gerechnet,« tickerte dpa und gab damit für die allermeisten Redaktionen in der Bundesrepublik die Sprachregelung vor. Wie kann es Venezuela auch wagen, ein Wahlsystem auszuprobieren, das eine Zusammensetzung der Constituyente entsprechend der Struktur der Gesamtbevölkerung sichern soll! Die Latinos sollen gefälligst dem Beispiel des Deutschen Bundestages folgen, in dem vor allem Juristen, Politologen und Unternehmer über das Schicksal von Arbeitern, Rentnern oder Erwerbslosen debattieren.