Schweiz/Brasilien: Protest gegen Schweizer CEOs

Montag, 30. April 2018


(zas, 30.4.18) Auf diesen Empfang hätten die Schweizer wohl verzichten können. Schliesslich begleitet Bundesrat Schneider-Amman eine 60-köpfige Schweizer Delegation aus Unternehmer- und Politikkreisen nach Brasilien, um Geschäfte anzubahnen, nicht, um diese zu hinterfragen. Doch dafür hatten AktivistInnen kein Gespür, die gestern Morgen vor dem Hotel in São Paulo, in dem die Schweizer Gruppe residiert, gegen die Raubansprüche von Syngenta, Nestlé, RUAG und Konsorten protestierten. Brasil de Fato schreibt: «Mit einem Strassentheater kritisierten die AktivistInnen den Versuch, das Wasser zu privatisieren, im Land schon verbotene Pflanzengifte zu kommerzialisieren und im Staat Pernambuco meine Waffenfabrik zu eröffnen.»
 

Eine Demonstrantin erklärte: «Diese Aktion dient dazu, die Anwesenheit dieser Unternehmer zu outen. Sie kamen, ohne ihre Agenda offen zu legen. Es ist zumindest verdächtig, dass eine Gruppe von Unternehmern von Nestlé, Syngenta, RUAG und all diesen Unternehmen sich in Brasilien versammeln, zu einem Zeitpunkt, als Präsident Michel Temer klar das brasilianische Wasser zum Verhandlungsgegenstand gemacht hatte.»
Dies bezieht sich, so Brasil de Fato, «auf das WEF von Anfang Jahr in Davos (Schweiz). Damals stand das Thema Wasser auf der Agenda von Tamer. An einem Anlass ausserhalb des offiziellen Programms trat er zusammen mit dem VR-Präsident von Nestlé, Paul Balcke, auf. Die Aktivistin betont, dass die Ankunft der CEOs einen Fortschritt bei der Privatisierung der Grundwasserresserven signalisieren können, etwa jener des Guaraní, die mehr als 1.2 Mio. km2 Süsswasser umfasst.»
"Wasser ist ein Recht, keine Ware."
 Genaueres zu diesem Thema – Wasserprivatisierung und Nestlé/Temer am WEF – s. den Artikel Weltwirtschaftsforum: Temer gibt alles preis – auch das Wasser von Franklin Frederick im letzten Correos-Heft.
Im Visier steht aber auch Syngenta. Die DemonstrantInnen sehen eine mögliche Verbindung zwischen «der CEOs mit Paraquat. Dieses Pestizid hat Anvisa [brasilianische Regulierungsbehörde im Gesundheitsministerium] wegen seiner extremen Giftigkeit verboten. Doch kurz danach schob Anvisa unter Druck von Unternehmen des Agrobusiness das Verbot um drei Jahre auf.»

Da die AktivistInnen nicht weniger als die Schweizer Delegation wissen, dass es zur Durchsetzung einer solchen Politik immer auch Waffengewalt gegen ihresgleichen braucht, wenden sie sich auch gegen das Ansinnen des Schweizer Rüstungsunternehmens RUAG, seines Bundesrats und der Putschregierung in Brasilia, in Pernambuco eine Munitionsfabrik zu eröffnen.

Mit von der Partie waren nach Brasil de Fato u. a. auch das World Food Center der ETH, die Schweizerisch-Brasilianische Handelskammer; Swissnex, ein vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation ((SFBI) geleitetes Verbindungsnetz mit den «innovativsten Hubs der Welt», so Wikipedia; so wie etwa Novartis und Schindler.