Das hätte
noch gefehlt! Dass die UNO nämlich die kommenden Präsidentschaftswahlen in
Venezuela beobachtet. Die Gefahr drohte. Doch zum Glück hat die UNO mit António
Guterres einen Generalsekretär, der die Botschaft der internationalen
Gemeinschaft versteht. Diese Wahlen sind keine Wahlen, sondern Diktatur. Ok,
letztes Jahr forderte besagte Gemeinschaft die sofortige Abhaltung von
Präsidentschaftswahlen. Dafür verbrannten ja aufgebrachte Bürger, Demokraten,
auf der Strasse mehrere Menschen, die wie Chavistas aussahen (du weisst,
dunkelhäutig und so). Aber seither kam das Missgeschick, dass die Demokraten wegen
ebensolcher Methoden an Sympathien verloren haben. Und die chavistische Basis hatte
gegenmobilisiert. Die Folge war, dass Wahlen nicht mehr demokratisch waren,
sondern chavistische Siege ergaben. Also ist die internationale Gemeinschaft
jetzt fest gegen Wahlen, da womöglich der Diktator gewählt würde.
Guterres,
ehemaliger Ministerpräsident des NATO-Landes Portugal; ehemaliger Chef der
Sozialistischen Internationalen, eines Verbands, der in Lateinamerika eigentlich
keine Berührungsängste mit Faschisten zeigt, Guterres also hat die
UNO-Wahlbeobachtung in Venezuela abgelehnt. Sein Stellvertreter für politische
Angelegenheiten, Jeffrey Feltman, hatte das Ende März damit begründet,
dass die Wahlen in Venezuela schliesslich ein „nationaler Prozess“ seien. Bisher haben ja bloss die Weltmacht Nr.
1 und ihre Assortierten kundgetan, dass sie die Wahlergebnisse nicht anerkennen
würden. Feltman war übrigens früher im State Department im Rang eines
Unterministers für Nahostangelegenheiten aktiv; zuvor hatte er sich im Erbil-Büro
im Irak des damals herrschenden US-Prokonsuls engagiert.
In der
EU/Schweiz hat die Präsidentin der venezolanischen Wahlbehörde ein
Einreiseverbot. Sie befindet sich auf einer internationalen Rundreise, um über
die kommenden Wahlen zu berichten. Pech gehabt, nicht in Europa. Dafür klären Exponenten
der venezolanischen Ultrarechten in Brüssel über die Diktatur auf. Lustig
übrig, was Jimmy Carter, ausser Kryptokommunist auch mal Präsident der USA
gewesen, 2012 als Chef des Carter Centers gesagt hatte: „Ich würde sagen, dass von den 92 von uns beobachten
Wahlen der Wahlprozess in Venezuela der beste weltweit ist.“ (Klar, democracy must be: Dieses z. B. im
Guardian verlinkte
Statement ist mittlerweile von der Seite des Carter Centers gelöscht.)
So what?
Zur
Aufheizung der internationalen Stimmung für weitere „humanitäre Interventionen“
zirkulierte vor wenigen Tagen das als World Press Photo 2018 prämierte Bild des
Venezolaners Davíd Salazar in den transnationalen Medien. Er brennt und
symbolisiert, so die von AP mitfinanzierte Jury, die „Krise in Venezuela“. Salazar
hatte sich 2018 an einer rechten Demo beteiligt, bei der eine Gruppe, unter
ihnen Salazar, auf den Tank des Motorrads eines zuvor verprügelten Polizisten einschlug.
Der Tank explodierte, Salazar fing Feuer; er überlebte. Dies
kann sogar in einer Agenturmeldung
stehen. Nebensächlich: Kein Bericht, der versäumt hätte, die extreme Repression
des Chavismus zu betonen. Weshalb man sich auch weiter zu den von den Faschos absichtlich
in Brand gesetzten realen oder vermeintlichen „Chavistas“ wie Orlando Figueroa ausschweigt. (Du
weisst schon: no fake news.)
David Salazar |
Orlando Figueroa |
Der gleiche Unterschied, zwei Mal:
a) Salazar fing unbeabsichtigt, wegen Unvorsichtigkeit, Feuer, Figueroa wurde absichtlich mit Benzin übergossen und angezündet
b) Das eine Bild zirkuliert in allen transnationalisierten Medien, das andere überhaupt nicht.