Mein Haus, dein Haus
Roque Piceda, Venezuela
Wenn du mein Haus willst und du kannst es mir nicht
wegnehmen, weil ich es dir weder verkaufe noch vermiete…. dann schliesst du
mich in meinem Haus ein und lässt mich nicht raus, weder zum Supermarkt noch in
die Apo noch auf die Bank, und du verhinderst auch, dass ich etwas geliefert bekomme
und blockierst zudem meine Kreditkarte … Nach einer Weile werden meine
Angehörigen unruhig werden, einige werden aus dem Fenster steigen … und du da
draussen wirst sagen, dass ich meinen Haushalt nicht führen kann, dass ich ein
Diktator bin und meine Familie leiden lasse… dann wirst du anfangen zu sagen,
dass die Regierung meines Hauses in der Krise ist und du eingreifen und mich rauswerfen
darfst, da du die humanitäre Krise
meiner Familie angehen musst.
Klar … nie wirst du sagen, dass du mein Haus behalten willst.
Und du es deshalb warst, der mein Haus in diese kritische Lage brachte.
(zas) S. Dazu auch: «Bemerkungen
zur Blockade» von Pedro Santander (Correos 193)
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Monroe-Doktrin
US-Vizepräsident Mike Pence: Nun, Präsident Trump hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er kein Fan von amerikanischem Truppeneinsatz und amerikanischen Verstrickungen rund um die Welt ist. Unser erster Präsident, George Washington, hatte das gleiche Anliegen. Und doch hat Präsiden Trump stets eine sehr andere Sicht auf unsere Hemisphäre gehabt. Er hat seit langem klar, dass die USA eine besondere Verantwortung für die Stärkung von Demokratie und Freiheit in dieser Hemisphäre haben.
(zas) Vor 200 Jahren formulierte die US-Elite die sog.
Monroe-Doktrin: Die Amerikas gehören den USA. Gekleidet in eine «Unterstützung»
der antikolonialen Kämpfe in Lateinamerika und in der Karibik gegen die
europäischen Kolonialmächte. Seither geben sie vor, ihre «besondere Verantwortung»
sich für die Freiheit etc. der Gesellschaften in ihrem Süden wahrzunehmen. Das plappern
ihre Alliierten und Untertanen samt entsprechenden Medien brav nach, unbeirrt,
bis heute.
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Sie wissen, dass sie lügen
Auch die NZZ kann nicht ganz verleugnen, dass die USA den sich als «Präsident» Venezuelas darstellenden Juan Guaidó herumkommandiert: Trump lehnt sich in Venezuela weit aus dem Fenster. Das hindert natürlich die ganze Propagandamaschinerie keineswegs an bewundernden Erregungsergüssen über die «Antwort des venezolanischen Volkes auf die Diktatur». Bénédict de Cerjat war Schweizer Verbindungsmann zur NATO und leitet heute die Amerikas-Abteilung des EDA. In einem Tweet bekundete de Cerjat:
#Venezuela Die #Schweiz erachtet die Nationalversammlung 🇻🇪 in Folge der demokratischen Wahlen von 2015 als legitim, sowie auch deren neugewählten Präsidenten #JuanGuaidó.
Deren Freiheiten und Befugnisse müssen respektiert und deren Sicherheit gewährleistet werden. @EDA_DFAE pic.twitter.com/6q3pksa39V
— Bénédict de Cerjat (@SwissMFAamerica) 24. Januar 2019
Anscheinend soll das Cassis etwas zu weit gegangen sein, zu offensichtlich nicht sehr neutral. Cassis ist einer der treibenden Kräfte hinter dem Anschluss der Schweiz an die Sanktionspolitik der USA und der EU gegen Venezuela von letztem März( Schweiz/Venezuela: Melde gehorsamst Vollzug!). Auch Bundesbern darf Pitbull in «Mein Haus, dein Haus» spielen.
Apropos EU: Merkel, Macron und Sánchez fordern nun binnen
einer Woche Neuwahlen (gemeint wohl deren Ingangsetzung) in Venezuela,
ansonsten sie Guaidó anerkennen würden. Als die venezolanische Rechte 2017 ihre
Parlamentsmehrheit dazu benutzte, a) zahlreiche evidente Verfassungsbrüche zu
begehen, und b) unter dem Vorwand des Rufs nach Neuwahlen einen schweren
Angriff auf grosse Teile der Bevölkerung mitorganisierte, gab sich die
imperialistische Gemeinde versessen auf sofortige Urnenaufstellung. Als die chavistische
Regierung dann Neuwahlen ausrief – nach einem politischen Sieg über die Umsturzkräfte
– deklarierte besagte Gemeinschaft diese Wahlen als Betrug. Jetzt, wo Maduro
klar wiedergewählt worden ist, verlangt sie mit ernster Miene «Neuwahlen». Niemand
lacht.
Die Lage in Venezuela wird sich weiter verschärfen. Das Imperium
steuert auf einen grossen Krieg zu, das ist nicht mehr nur «Show». Vermutlich
wird erste einmal an der Wirtschaftsschraube noch mehr gedreht: «Make the economy scream» - so der Marschbefehl
des US-Präsidenten Nixon gegen das Chile der Unidad Popular. Es folgte der Terror der Militärdiktaturen und
der «freien Wirtschaft». Das gleiche Skript heute in Venezuela: Vielleicht
gelingt es mit Aushungern doch noch, den Chavismus per Putsch und Zermürbung
der Menschen ohne direkte «internationale humanitäre Militärmission» zu
schlagen? Wenn nicht, so die Bereitschaft der Kriegsverbrecher in Washington, Europa
(die BBC redet offen davon, dass «wir» einmarschieren, wenn Maduro nicht
zurücktritt) und der lateinamerikanischen Transnationalen, wird unter
fadenscheinigen, aber gläubig millionenfach propagierten Vorwänden der lange
Krieg auch nach Venezuela getragen.
Ein langer Krieg – denn abgesehen von eventuellen internationalen
Weiterungen ist eines sicher: In Venezuela wird es enormen Widerstand geben.
Kein faschistischer Durchmarsch.