Europäische Geheimdienste und die Operation Condor

Samstag, 20. April 2019


(zas, 19.4.19) Am vergangenen 12. April übergaben die USA erneut zahlreiche Archivunterlagen ihrer verschiedenen Geheim- und Sicherheitsdienste in Sachen Operation Condor an Argentinien, wie von Obama 2016 mit der argentinischen Regierung vereinbart. Insgesamt handelt es sich um 47'000 Seiten, die (stellenweise geschwärzt) auf einer Homepage der US-Dienste einsehbar sind (https://www.intel.gov/argentina-declassification-project/records). Operación Condor operierte in den 70er Jahren als Zusammenschluss der Geheimdienste der Militärdiktaturen des Cono Sur zur Verfolgung, Folter und Ermordung von Linken in den Territorien der Mitgliedsländer und darüber hinaus. Insbesondere die argentinische Justiz bemühte sich um Aufklärung und Sühne dieser Verbrechen, auch, da die operative Condor-Zentrale in Buenos Aires war. In diesem Zusammenhang mussten die USA einen Teil ihrer Informationen zum Thema herausrücken, wohl wissend, dass diese Enthüllungen kaum für Schlagzeilen oder gar eine klärende Berichterstattung in den Medien sorgen würden.
Immerhin publizierte The Guardian im Artikel European spies sought lessons from dictators’ brutal ‘Operation Condor’ von letztem Dienstag interessante Angaben zum Thema. Das Blatt zitiert aus einem CIA-File vom 7. April 1978: „Vertreter der westdeutschen, französischen und britischen Geheimdienste hatten das Sekretariat der Condor-Organisation in Buenos Aires im September 1977 besucht, um Methoden zur Gründung einer mit Condor vergleichbaren Anti-Subversionsorganisation zu diskutieren“. Und weiter: „’Die terroristisch/subversive Bedrohung in Europa hatte so gefährliche Ausmasse angenommen, dass es ihnen das Beste schien, ihre Geheimdienstressourcen in einer kooperativen Organisation wie Condor zusammenzuziehen’, sagten die Europäer, so der Guardian, laut dem Dokument dem Condor-Sekretariat in Buenos Aires“.   
Condor, „die kooperative Organisation“, stand für Terror, Folter und Verschwindenlassen.
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Bild The Guardian

Gegen die ETA, für den Condor
Resumen Latinoamericano reproduzierte den Artikel LOS PAPELES DE LA SANGRIENTA "OPERACIÓN CÓNDOR" AL DESCUBIERTO. ¿HUBO PARTICIPACIÓN ESPAÑOLA EN LA MISMA? des Portals Canarias Semanal vom 15. April zum Thema Condor. Darin kommt ein Interview des in Spanien einsitzenden und wegen Verbrechen gegen die Menschheit zu 1000 Jahren Knast verurteilten ehemaligen argentinischen Marineoffiziers Adolfo Scilingo zur Sprache. Scilingo war während der Diktatur an den Todesflügen der argentinischen Streitkräfte beteiligt, bei denen bewusstlos gemachte GenossInnen aus Militärfliegern in das Meer oder den Río de la Plata geworfen wurden. Er legte in den 90er Jahren vor der Menschenrechtsorganisation CELS Zeugnis über diese Verbrechen ab. Ein Ausschnitt aus dem Artikel: 

„Scilingo offenbarte von seinem Gefängnis in Spanien aus dem Internetportal ‚Vox Populi’, dass er, während er als Unterdrücker für die argentinische Marine operierte, im Folterzentrum, wo er ‚arbeitete’, Besuch von Vertretern der spanischen Marine erhalten hatte. Ihm zufolge lag der Grund ihrer Anwesenheit darin, dass ‚sie nach Argentinien kamen, um Unterstützung im Kampf gegen die Subversion anzubieten` und der argentinischen Marine die adäquatesten Techniken für eine wirksame Folter der Gefangenen zu lehren. Im Interview mit dem spanischen Portal Vox Populi, das von den anderen spanischen Medien – digitalen oder aus Papier – nicht veröffentlicht wurde, berichtete der Ex-Hauptmann der argentinischen Marine, dass ihm einer der drei ‚spanischen Vertreter’ mitgeteilt habe, dass er ‚persönlicher Gesandter des spanischen Königs` nach Buenos Aires gekommen sei als, ‚um auf der Basis seiner Erfahrung mit der ETA im Kampf gegen die Subversion mitzuarbeiten.’“
 
https://youtu.be/Vuvl-cYosLk