(zas, 5.4.19) Lenín Moreno, der Präsident von Ecuador, will
den in die Botschaft in London geflüchteten Julian Assange vermutlich in
nächster Zukunft den britischen Behörden, damit den USA, ausliefern. Grund: Wikileaks,
dessen Leiter Julian Assange war, hatte Dokumente über Offshore-Geschäfte der
Familie des Staatspräsidenten veröffentlicht. Moreno wurde auf einem linken
Ticket, unterstützt von seinem Vorgänger Rafael Correa, gewählt, betrieb aber
vom ersten Tag seiner Amtszeit an eine klare Politik des Bündnis mit der
Oligarchie und mit Washington. Vor kurzem erlitt er eine klare Niederlage in
den Regionalwahlen gegen die Kräfte um den im belgischen Exil lebenden Rafael Correa,
auch weil die Leute von seinem Doppelspiel als „Saubermann“ und Korrupter immer
mehr die Nase voll haben.
Assange wollte er schon früher ausliefern, sah dann aber
aufgrund eines breiten internationalen Protests aus Reputationsgründen davon
ab. Jetzt scheint für ihn die Stunde der Rache und der totalen Unterwerfung
unter die Administration in den USA geschlagen zu haben.
Viel wichtiger als dieser Verräter ist die Botschaft von
Julian Assange im Bild, eingeleitet von den folgenden Worten des bekannten
argentinischen Marxisten Atilio Borón: „Lassen
wir ihn nicht allein. Er hat viel für die Meinungsäusserungsfreiheit weltweit
gemacht. Wir schulden ihm viel und dürfen ihn nicht schutzlos lassen; wir
müssen seine Auslieferung an die USA verhindern.“
Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass die auch in progressiven
Kreisen zirkulierende These, wonach Wikileaks in russischem Auftrag handle,
widerlich ist. Wikileaks und Julian Assange sollen „neutralisiert“ werden, weil
sie US-Kriegsverbrechen im Irak und andere Machenschaften um den halben Globus
oder auch die zynische Wall Street-Affinität der damaligen Präsidentschaftskandidatin
Hillary Clinton aufgedeckt haben. Dafür gebührt Assange Danke und
Unterstützung, stattdessen gibt es die unsäglich dumme, aber wirkungsmächtige
Dauerhetze von der russischen Manipulation „freier“ Wahlen im Westen. Und dafür
soll Assange jetzt über die Klinge springen.