Südmexiko-Newsletter Juni – Juli 2019

Montag, 1. Juli 2019

CHIAPAS
EZLN beklagt „Politik des Terrors“ in Mexiko
Innerhalb von vier Wochen sind im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero vier Nahua-Indigene, Umweltaktivisten und Mitglieder des Indigenen Regierungsrats (CIG) und des Nationalen Indigenen Kongresses (CNI) ermordet worden.

Communiqué des CNI-CIG und der EZLN angesichts der ungezügelten Gewalt gegen die Pueblos Originarios

Kongress der Agrarökologie in Mexiko setzt auf Kleinbauern und Nachhaltigkeit
Mitte Mai ist in San Cristóbal de las Casas der erste Mexikanische Kongress zur Agrarökologie zu Ende gegangen. Sechs Tage lang hatten Wissenschaftler, kleinbäuerliche Produzenten und Aktivisten aus dem In- und Ausland über Möglichkeiten, Praktiken und Herausforderungen für eine Zukunft der Landwirtschaft nach traditionellem kleinbäuerlichen Vorbild und im Sinne der Ernährungssouveränität diskutiert. Mehr als 300 Vorträge auf 50 thematischen Panels brachten laut Aussage der Veranstalter in etwa 1.000 Teilnehmende in Austausch und Dialog.

Soziale Teilhabe und staatliche Verantwortung
Überlegungen zur zapatistischen Gesundheitsversorgung von Joel Heredia Cuevas, Koordinator von SADEC, Palenque/Chiapas, aus dem Bulletin von medico international. Im November war er u.a auch in Zürich anwesend.


OAXACA
3 Jahre Nochixtlán: Keine Gerechtigkeit, und Wunden, die nicht heilen
Am 19. Juni 2016 wurden in Nochixtlán Demonstranten von Polizei- und Armeeeinheiten angegriffen, die schon länger gegen die Schulreform protestierten. Dabei wurden 8 Personen getötet, Dutzende Personen verwundet und andere festgenommen und verhört. Auch 27 Personen wurden festgenommen, die gerade dabei waren, einen Verwandten zu beerdigen. Doch seither ist nichts geschehen, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Am 19. Juni 2019 sind nun Tausende auf die Strasse gegangen und haben u.a. die Verhaftung des Ex-Präsidenten Peña Nieto gefordert.


Kurzvideo auf Spanisch: A 3 años del masacre de Nochixtlán (3 Min):



GUERRERO
Erneut Morde an Umweltaktivisten – Eugenio Máximo Hilario
Anfangs Juni ist erneut ein Nahua-Indigener, Aktivist und Mitglied der selbstorganisierten Gemeindepolizei im mexikanischen Bundesstaat Guerrero ermordet worden. Eine bewaffnete Gruppe schoss auf Eugenio Máximo Hilario, als er im Auto unterwegs war.

Communiqué des indigenen und populären Rates von Guerrero (CIPOG-EZ) gegen die Belagerung narco-paramilitärischer Gruppen und die Versäumnisse der Regierung
Der CIPOG-EZ bekräftigt die Allianzen zum indigenen Kongress (CNI), den Zapatistas, solidarischen Gruppen, den «ehrlichen Medien» und weiteren Akteuren und ruft dazu auf, ihren Widerstand zu unterstützen. Der Rat fordert die Narco-Paramilitärs auf, den Krieg zu beenden und belangt die Regierungen der verschiedenen Ebenen für ihre Versäumnisse, welche den indigenen Völkern Elend gebracht hat und Tote fordert. Zudem verlangt der CIPOG-EZ Respekt gegenüber ihrer Erde und den gemeinschaftlichen Ländereien, Respekt gegenüber ihrer Autonomie, den Organisationsstrukturen und den autonomen Räten.



MEDIEN UNTER BESCHUSS
Erneut Journalistin in Mexiko ermordet
Die Reporterin Norma Sarabia wurde Medienberichten zufolge in der Stadt Huimanguillo im Bundesstaat Tabasco erschossen. Es ist in diesem Jahr bereits der sechste Journalistenmord in Mexiko.


MEXIKO - MIGRANTEN
Keine US-Strafzölle zum Preis der Militarisierung der Südgrenze
Mexiko atmet auf: Am gestrigen Freitagabend, 20 Uhr Ortszeit, gab der mexikanische Außenminister Marcelo Ebrard auf seinem Twitter-Account bekannt, dass doch noch ein Abkommen mit der US-Administration erreicht wurde. Nach einer Woche intensiver Gespräche in Washington konnte somit die Drohung Donald Trumps, ab dem kommenden Montag Strafzölle auf alle Produkte aus dem Nachbarland zu verhängen, in letzter Minute abgewendet werden.

Neue restriktive Massnahmen gegen Migrantinnen
Mexiko geht mit neuen restriktiven Maßnahmen gegen Migrant*innen aus Mittelamerika vor. Das Innenministerium hat die Busunternehmen des Landes in einem Brief darauf hingewiesen, dass diese vor der Reise die Papiere ihrer Passagiere prüfen müssten. Dazu seien sie durch das Migrationsgesetz verpflichtet. Der Brief wurde zwar schon im April verschickt, der Druck auf die Firmen aber seit Anfang Juni erhöht. Am 7. Juni hat Mexiko in den USA eine „Migrationsvereinbarung“ unterzeichnet, um von US-Präsident Trump angekündigte Strafzölle abzuwehren.

Massenverhaftete in Mexiko: Geflüchtete im Untergrund ohne medizinische Versorgung
Razzien und Massenverhaftungen von Migrantengruppen an der Südgrenze Mexikos nehmen zu. Sie drängen Menschen dazu, unsichere Fluchtwege zu wählen, treiben sie in die Arme krimineller Netzwerke und hindern sie am Zugang zu medizinischer Versorgung. In der vergangenen Woche haben die Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ in Coatzacoalcos und Tenosique Massenverhaftungen von Migranten miterlebt. Eine Razzia in Coatzacoalcos fand statt, als die Mitarbeitenden Geflüchtete gerade medizinisch und psychologisch betreuten und Hygienesets verteilten.

Mexiko verstärkt Grenzkontrollen
400 Beamte der mexikanischen Bundespolizei wurden an die Südgrenze nach Guatemala verlegt, um dort gemeinsam mit der Nationalen Migrationsbehörde INM die Grenzkontrollen zu verstärken. Die Regierung gab den Befehl, nachdem eine weitere Karawane von Migrant*innen aus Zentralamerika die mexikanische Grenze überschritten hatte, während sich deren Anzahl in der Grenzstadt Tapachula, Chiapas, verringert hat. Dort wurden viele Menschen festgenommen und abgeschoben.


MEXIKO
Spionage im Drogenkrieg - Wie Mexikos Kartelle ganze Städte überwachen
Mexikanische Drogenkartelle haben sich mit Überwachungstechnologie hochgerüstet. Mit Videokameras, Spionagesoftware und Drohnen spähen sie Rivalen und Sicherheitskräfte aus - und beschäftigen eigene Teams von IT-Experten.



HINWEISE UND VERANSTALTUNGEN
 
5.Juli Klimastreik Winterthur, 12.30 – 17 Uhr, Stadtpark Winterthur
Mehr Infos zu Klimastreiks und -demos: https://climatestrike.ch/events/

Sa & So 6. & 7. Juli, Kick für Toleranz. Tag & Nacht Reitplatz Töss
Soli-Fritten/Samosa-Bude vom Infoladen Rabia am 11. antirassistischen Grümpi «KICK FÜR TOLERANZ». Kommt vorbei, tschuttet, esst & trinkt!


Do, 22. August: Dokfilm über soziale Aufstände und Straffreiheit in Guerrero: „Guerrero“ (2017) von Ludovic Bonleux. Organisiert von PBI, aki, Alpeneggstrasse 5, Bern. Apéro ab 18 Uhr, Film ab 19 Uhr.Spanisch mit dt. Untertiteln, 114 min.

22.-25. August, FEMWO, antikapitalist queer feminist weekend, Grenchen. Anmelden bis 31. Juli. Mehr Infos: www.femwo.ch