Neue Regierung in Argentinien: Immerhin etwas, viel sogar

Donnerstag, 12. Dezember 2019

(zas, 11.12.19)

Gestern trat die neue Regierung von Alberto Fernández und Cristina Fernández de Kirchner (Präsident resp. Vizepräsidentin) an. Es gilt, was die Linkszeitung Página 12 heute mit dieser Karikatur so ausdrückt:
«Heute sind wir definitiv besser dran als vor vier Jahren».
«Warum?»
«Vor vier Jahren kam Macri.»


Die Probleme sind immens. Nur schon die Frage, wie mit der vom lange hochgefeierten neoliberalen Wunderknaben Macri entfesselten neuen Totalverschuldung des Landes umzugehen sei: $ 44 Mrd. allein beim IWF, auf die Auszahlung des «Restbetrags» bis zur Höhe von $ 57 Mrd. an IWF-«Hilfe» verzichtet die neue Regierung wohlweislich. Insgesamt ist Argentinien heute mit rund 90 % der jährlichen Wirtschaftsleistung verschuldet. Fernández betont, zuerst kämen die Hungernden im Land, danach der IWF; zuerst die Ankurbelung der Wirtschaft über Lohnerhöhungen und soziale und produktive Investitionen, danach die «Schuldenbedienung». Wie weit das stimmt, wird sich zeigen. Auf jeden Fall wird das der IWF als Bedrohung des von ihm vertretenen Regimes verstehen. Auch wenn IWF-Chefin Kristalina Georgieva gestern Schalmeientöne an Fernández tweetete: «Wir teilen vollständig Ihr Ziel, die Armut zu reduzieren und ein nachhaltiges Wachstum zu fördern.»  Kein Witz.
Interessant schon mal die Meldung heute in Página 12: Die Geheimfonds in der Höhe von mutmasslich CHF 57 Mio. bis 115 Mio. für den berüchtigten Geheimdienst AFI werden teils öffentlich, teils einer parlamentarischen Kontrolle unterworfen. Und Salz in die Wunde der argentinischen CIA-Verlängerung: Ein Teil der bisherigen Geheimmittel geht in den Plan zur Armutsbekämpfung.
Immerhin etwas, viel sogar. Es erinnert ein wenig an die frühe Regierungszeit von Néstor Kirchner (2002-2007), als er an einem öffentlichen Anlass in Anwesenheit der Armeeführung diese für abgesetzt erklärte. Das Bild der Visagen der Militärs bei dieser Ankündigung ist unvergesslich.