„We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them.“
Gerade
in dieser Zeit gewinnt die Aussage von Albert Einstein an Bedeutung:
Die COVID-19-Krise zeigt uns auf, dass wir dringend neue Lösungen für
die fragile globale Nahrungsmittelversorgung benötigen. Die Prognosen
des UN World Food Programms (WFP) sind alarmierend: Die an
Hunger („acute food insecurity“) leidenden Menschen werden sich von 135
(2019) auf 265 Millionen Menschen (2020) fast verdoppeln (siehe WFP, 21.4.2020).
Die
jetzige Krise, die Nahrungsmittelkrise 2007/2008 sowie der tägliche
Hunger zeigen, dass wir Abhängigkeiten und Ungerechtigkeit innerhalb der
„global food supply chain“ abbauen und die Entwicklung in Richtung Ernährungssouveränität lenken müssen (siehe Walden Bello/tni: `Never Let a Good Crisis Go to Waste`).
Mit der Ernährungssouveränität wird eine regionale und demokratisch
bestimmte Lebensmittelversorgung angestrebt. Das Ziel ist eine möglichst
enge Beziehung zwischen Produzent*innen und Verbraucher*innen. Die
heutige, neokoloniale Ordnung gleicht einem „globalen Bauernhof“, in
welchem Menschen im Globalen Süden einen Grossteil der globalen
Lebensmittel produzieren. Aber anstatt selbst satt zu werden
und für diejenigen Nahrung produzieren, die Hunger haben, produzieren
viele von ihnen – ob als Kleinbäuerinnen oder Plantagenarbeiter – für
eine Minderheit von reichen Konsument*innen der Industriestaaten. Und
profitieren tun die grossen Konzerne, die handeln, besitzen, verkaufen.
Der
virtuelle Wasserfussabdruck der Schweiz (die gesamthaft benötigte
Wassermenge zur Herstellung von in der Schweiz konsumierten Produkten)
ist ein Spiegelbild der beschriebenen neokolonialen Weltordnung: 82%
des Schweizer Wasserverbrauchs fällt durch Waren und Dienstleistungen
an, die aus dem Ausland eingeführt werden – mehrheitlich aus den Ländern
des Globalen Südens, in denen die Wasserressourcen oft nicht in
ausreichender Menge und/oder Qualität zugänglich sind (siehe Swissinfo, 22.3.2019).
Profiteure dieser neokolonialen Weltordnung sind multinationalen Konzerne wie Nestlé – mit Hilfe der Schweizer Entwicklungshilfe werden Profite „nachhaltig“ maximiert und das Wirkungsfeld der Konzerne erweitert (siehe unsere Falldokumentation „Die Schweizer Entwicklungshilfe und das Geschäft mit dem Wasser“). Aktuelle Recherchen von Public Eye zeigen,
dass die Kooperation zwischen der Direktion für Entwicklung und
Zusammenarbeit (DEZA) und Schweizer Konzerne massiv ausgebaut werden
soll. Sogar Tabakfirmen oder Rohstoffkonzerne kommen dabei in Frage.
Dabei zeigt die Entwicklungsoffensive der USA und Bill & Melinda
Gates Stiftung nach der Nahrungsmittelkrise 2007/2008 (siehe unsere
Falldokumentation „Afrika im Visier des Agrobusiness“),
dass durch den Einbezug von multinationalen Konzernen Abhängigkeiten
entstehen und verstärkt werden. Gerade in Krisenzeiten wie dieser zeigt
sich dann, dass durch eben diese Abhängigkeiten der Hunger massiv
zunimmt. Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Nestlé, um Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen.
Hier drei MultiWatch-Falldokumentationen zur Problematik:
1. Die Schweizer Entwicklungshilfe und das Geschäft mit dem Wasser
2. Alliance for Water Stewardship: Nestlé und ihre nachhaltigen Profite
3. Afrika im Visier des Agrobusiness
Weitere Fälle und Neuigkeiten finden Sie auf unserer Homepage.
1. Die Schweizer Entwicklungshilfe und das Geschäft mit dem Wasser
Die
Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit fördert die
Beteiligung privater Unternehmen im Management globaler
Wasserressourcen. Grüner Kapitalismus verspricht, dass Nachhaltigkeit
und kapitalistisches Wachstum vereinbar wären. So werden die wahren
Mechanismen, welche die Umweltprobleme erzeugt haben, verschleiert. Der
Kaffeeanbau in Vietnam verdeutlicht dies exemplarisch... hier geht es zur Falldokumentation
2. Alliance for Water Stewardship: Nestlé und ihre nachhaltigen Profite
Der
Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist bekannt für seine
Marketingtricks und Werbelügen, mit welchen die Konsument*innen an der
Nase herumgeführt werden. Dazu gehört auch die Zertifizierung für ein
„nachhaltiges Wassermanagement“ durch die Alliance for Water Stewardship
(AWS). Bemerkenswert ist jedoch, dass die Schweizer Entwicklungshilfe
und verschiedene Hilfswerke das fragwürdige AWS-Nachhaltigkeitslabel
mittragen... hier geht es zur Falldokumentation
3. Afrika im Visier des Agrobusiness
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