(zas, 18.6.20) Eine traurige Nachricht gestern im Diario de Hoy, aber auch über die Schönheit der kollektiven Solidarität untereinander. Es geht um die Comunidad El Éxito auf der Strasse hoch zu Planes de Renderos ausserhalb der Hauptstadt. Ungefähr 60 Familien, die vor der Quarantäne vom Strassenhandel lebten, stehen an der Strasse und bitten die Vorbeifahrenden um Lebensmittel. Die von der Regierung mit Polizei und Armee während fast drei Monaten durchgesetzte Ausgangsperre zerstörte ihre Einkommensquelle. Und Anfang Juni zogen die Stürme Amanda und Cristóbal ihre Häuser in Mitleidenschaft. «Wir haben Angst (vor dem Virus), aber wir haben auch Hunger», zitiert das Blatt die Leute. Olinda Carballo sagt: «Wir haben keinen Bon von $300 bekommen und warten immer noch auf die Nahrungspaket.» Der Diario fährt weiter: «Mit traurigem Block» beobachtet sie, wie gefährdet ihre Wohnung aus Holz, Plastik und Blechlamellen ist. Nachdem die Leute Stunden an der heissen Sonne und auf der warmen Strasse gestanden sind, tragen sie alles, was sie erhalten haben, zusammen und verteilen es zu gleichen Stücken, auch wenn sie mehr als 150 betroffene Menschen sind.»
Claribel Zepeda sagt: «Wir haben versucht, die Quarantäne einzuhalten, aber die Not zwingt uns hinaus.» Die Zeitung schreibt: «Am 18. Mai verlor Claribel ihren Mann, der an Zucke rund Niereninsuffizienz litt. ‘Ohne meinen Mann, ohne Geld, ohne etwas zum Überleben zu haben … ich hoffe auf Hilfe.»’
Im mitpublizierten Video erzählt die Frau , wie sie mehrmals telefonisch beim Notfall wegen eines Krankentransports angerufen hat, vergeblich. Niemand liess sich blicken. Die Symptome deuteten nicht klar auf Covid, hatte man ihr beschieden.
«Die Leute kritisieren uns, weil wir auf der Strasse sind, aber wir haben nichts zu essen für unsere Kinder», zitiert das Blatt Claribel und schreibt weiter: «Sie versichert, dass, so sehr sie auch die Regierung und die Gemeindeverwaltung von San Salvador um Hilfe gebeten haben, alles vergeblich war.» «Den Bissen, den wir verdienen, teilen wir unter allen», sagt sie auch.
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PS: Vorgestern hat sich eine Abordnung der sozialdemokratischen Fraktion des Europaparlaments mit MRS-Figuren der rechten Opposition von Nicaragua getroffen. Die europäischen Abgeordneten betonten ihre Unterstützung für den Kampf des nicaraguanischen Volkes» und verwiesen auf die EU-Sanktionen gegen Nicaragua. Dort kommt die Ambulanz nämlich, und vor allem klopft ein Heer von medizinischen MitarbeiterInnen Dorf um Dorf, Quartier um Quartier ab, um die Vorsichtsmassnahmen zu propagieren und mögliche Erkrankte zu erfassen. Dort also «macht die Diktatur nichts» gegen Covid-19, wie es dann heisst, im Gegensatz zu den Ländern der Freien Welt. Und auch hungern müssen sie nicht in Nicaragua – unerträglich.