Peru: Putsch im Auftrag von Glencore & Co.

Dienstag, 17. Januar 2023

Jorge Lora Cam*

[Pedro] Castillo garantierte die Forderungen der Unternehmen nicht und musste entfernt werden; eine chaotische Lage würde die autoritäre Wende der Regierung legitimieren. Mit Blick auf die deslegitimierte organisierte, merkantilistische und prinzipienlose Linke erwarteten sie nicht, dass diese Unternehmeroffensive die antikoloniale, antineoliberale Rebellion entfachen würde, die jetzt im Gang ist. Die Notwendigkeit der nationalen Befreiung, der Selbstbestimmung, der Autonomie drückt sich auf verschiedene Weisen aus, im vorliegenden Fall durch die Rebellion.

Am Freitag, dem 13. Januar, geht der unbefristete nationale Streik für den Abgang von Dina und die Schliessung des Kongresses weiter. 10 Regionen von 25 sind blockiert (mehr als 80 Strassensperren) und mit Ermordeten und Verletzten in mehr als 7 Regionen. Häuser von Abgeordneten werden angegriffen und Einrichtungen des Minenunternehmens Antapaccay, das der Schweizer Glencore gehört, wurden in Brand gesetzt.  Regionalgouverneure stellen sich hinter die Forderungen und MinisterInnen treten zurück. Doch allem zum Trotz bleibt die Diktatur in der Offensive und militarisiert und unterdrückt im ganzen Land. Es eint sie die Vorstellung, dass es für die Neutralisierung eines Terroristen Blut und Feuer überall braucht, wo er infiltriert ist.

(…) Milciades Ruiz schreibt: «Wie kam es zu dieser sozialen Explosion jenseits der politischen Parteien? Warum überschreitet die Empörung die offiziellen Kanäle? Der einschläfernde Dialog, der präsidiale Rücktritt, vorgezogene Wahlen, Verfassungsgebende Versammlung – reichen sie, um die vererbte Herrschaftsstruktur zu ändern?» Das drückt aus, dass die soziale Konfliktualität  über den politischen Aspekt hinausgeht, immer antagonistischer zum vizeköniglichen Verhalten der Regierung wird, das als Antwort die Strassenbesetzungen, den Marsch der Völker auf Lima erhält, Aktionen, die alten und neuen Bergbauinvestitionen beeinträchtigen. Dieses Jahr laufen 30 Jahre Gesetzesverträge, Dutzende von Minenkonzessionen, aus, und die Herren des Landes wollen 40 neue Projekte der Minenausplünderung verabschieden.

 Es war richtig, den Premier Alberto Otárola als Auftragsmörder mit Krawatte zu charakterisieren, was er selber beweist. Er beantragte beim Kongress ein Vertrauensvotum, damit die Regierung von Dina Boluarte neun grosse Minenprojekte im Wert vom $ 10'555 Millionen (u. a. Toromocho, Sulfuros Yanacocha, Extensión Antamina, Optimización Inmaculada, Yacimiento Zafranal, Proyecto San Gabriel, Planta de Cobre Río Seco, Proyecto Yumpaq und Ampliación de Retamas) aufgleisen kann.

·        aus “La guerra contra pueblos originarios, la recolonización y el exterminio”, Rebelión.org, 16. 1. 23. Der Autor ist peruanischer Politologe.