Kuba: Propaganda-Attacke

Samstag, 22. Juni 2013

imperiale Selbstverständlichkeiten...


http://www.jungewelt.de/2013/06-20/006.php?sstr=propagandaattacke


20.06.2013 

Propaganda-Attacke

Die USA wollen via Internet auf Kuba eine Art »arabischen Frühling« auslösen. Medienexperte verspricht »ausgesprochene Kreativität«

Von Volker Hermsdorf

Mobiltelefone sind im Straßenbild von Havanna immer hä

Mobiltelefone sind im Straßenbild von Havanna immer häufiger zu sehen
Mit neuen Technologien und aggressiven Programmen haben die USA den Medienkrieg gegen Kuba auf eine neue Eskalationsstufe gehoben. Vorige Woche Donnerstag hatte der Direktor des von der Regierung finanzierten Büros für Übertragungen nach Kuba (U.S. Office of Cuban Broadcasting/OCB), Carlos Garcia-Perez, im US-Kongreß vor ausgewählten Abgeordneten und Journalisten aktuelle Strategien seines Hauses zur Herbeiführung eines Systemwechsels auf der sozialistischen Karibikinsel vorgestellt. Laut Garcia-Perez werden die neuen Methoden seit Freitag umgesetzt.

In erster Linie soll mit der vor einigen Tagen begonnenen medialen Aggression der Einfluß der USA in dem auf Kuba rapide an Bedeutung gewinnenden Internet- und E-Mail-Verkehr sowie in sozialen Netzwerken und bei dem Austausch von Informationen über SMS massiv ausgeweitet werden. Weitere Maßnahmen zielen auf die massenhafte Verbreitung von Sendungen und Videos der speziell für Kuba geschaffenen staatlichen US-Propagandasender Radio Martí (seit 1985) und TV Martí (seit 1990) ab.

Als technische Neuerung, die in den nächsten Monaten in großer Menge auf die Insel geschafft werden solle, präsentierte der OCB-Chef, dessen Behörde die beiden Propagandasender unterstehen, ein kleines Gerät mit hoher Speicherkapazität, das vollständig aus Papier gefertigt ist und wie ein USB-Stick in den Computer gesteckt wird. Der Clou dabei sei, daß dieser Papier-Stick bei der Einreise nur schwer entdeckt werden könne, erklärte der Direktor. Nach Kuba dürften USB-Speicher zwar eingeführt werden, die von den US-Diensten zur Verbreitung ihrer digitalen Propagandamaterialien gewünschten Mengen, die von Agenten, Dissidenten und naiven Reisenden mitgebracht worden seien, hätten jedoch das Mißtrauen des Zolls erregt. Er hoffe, daß mit Hilfe des innovativen Papier-Sticks künftig eine Million Kubaner pro Monat mit den Sendungen von Radio- und TV-Martí versorgt werden können, sagte Garcia-Perez. In den vergangenen Jahren waren die teuren, aber in Kuba wenig effektiven Propagandasender in Washington zunehmend in Kritik geraten.

Als Krönung seiner Vorstellung im Kongreß präsentierte Garcia-Perez ein Produkt mit dem Namen »Piramideo«, von dem sich die US-Medienstrategen den Durchbruch zur Beherrschung der Aktivitäten von Kubanern in sozialen Netzwerken versprechen. Auf seiner nicht in den USA, sondern in Spanien angemeldeten Homepage (www.piramideo.es ) stellt sich der seit Freitag auf Kuba nutzbare Dienst unschuldig mit dem Slogan »Verbinde Dich – Melde Dich an – Hab Spaß« als »soziales Netzwerk, das dir den Kontakt mit Deinen Leuten ermöglicht«, vor. Einmal über eine kostenlose Telefonnummer in Spanien registriert, kann ein Teilnehmer über sein normales Mobiltelefon mit einer einzigen Verbindung eine nahezu unbegrenzte Anzahl von Empfängern erreichen. Über »Piramideo« lassen sich beliebig viele Gruppen einrichten (Freunde, Verwandte, Kunden, usw.), deren Mitglieder die gleiche Nachricht von einem normalen kubanischen Mobiltelefon-Anschluß erhalten. Mit einer einzigen SMS, deren Versand in Kuba einen konvertierbaren Peso (CUC) kostet, können so Hunderte Menschen erreicht und mobilisiert werden. Für die US-Regierung ist das ein wichtiger Schritt, um ihrem Wunschtraum von einem »arabischen Frühling« auf Kuba näher zu kommen.

Für die Medienvertreter beschrieb OCB-Direktor Garcia-Perez die neuen Instrumente allerdings abschwächend als einen »Beitrag, um den Informationsfluß nach und in Kuba zu verbessern«. Dies sei für ihn »eine ständige Herausforderung«. Nach der Präsentation im Kongreß kündigte der Propagandaexperte den weiteren Ausbau der Medienaktivitäten in Kuba an und versprach: »Wir sind hier ausgesprochen kreativ.«